Als Heilige Drei Könige verkleidet, gehen sie singend von Haus zu Haus, bringen den Segen Gottes und bitten um Spenden für Not leidende Kinder. Missio Schweiz als Trägerin der Aktion Sternsingen unterstützte im vergangenen Jahr mit den Spenden um die 240 Hilfsprojekte in verschiedenen Armutsregionen der Welt. Den Auftakt bildet der Besuch im Bundeshaus in Bern am 19. Dezember 2023 und am 1. Januar 2024 feiern Schweizer Sternsinger und Sternsingerinnen gemeinsam mit Papst Franziskus den Neujahrsgottesdienst in Rom.
Die Aktion Sternsingen 2024 stellt die Bewahrung der Schöpfung und den Erhalt der Lebensgrundlagen für kommende Generationen in den Mittelpunkt. Unter dem Motto «Gemeinsam für unsere Erde – in Amazonien und weltweit» hilft das Engagement benachteiligten Kindern im globalen Süden, den Weg zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Natur und der Bewahrung ihres natürlichen Lebensraums zu finden. Die Sternsingerinnen und Sternsinger sind so ganz im Sinne des Apostolischen Schreibens «Laudate Deum» von Papst Franziskus unterwegs.
«Die Natur gibt uns alles, was wir brauchen»
Im Amazonas, dem grössten Regenwald der Welt, lebt im Dreiländereck von Peru, Brasilien und Kolumbien die indigene Volksgruppe der Tikuna. Auch Valeria, das Mädchen auf dem Plakat zur Aktion Sternsingen lebt dort im kleinen Dorf Santa Sofía. «Die Natur gibt uns alles, was wir brauchen», sagt sie. «Der Regenwald ist unser Garten, in dem wir Gemüse und Obst anbauen.» Nicht immer war das so. Um fruchtbares Land zu gewinnen, haben die Tikuna früher Brandrodung betrieben. Aber die Böden waren nur kurze Zeit fruchtbar. Dann musste wieder ein Stück Urwald gerodet werden. Die kolumbianische Nichtregierungsorganisation «Wege der Identität» – «Fundación Caminos de Identidad» kurz Fucai genannt – arbeitet seit rund zwanzig Jahren mit den Tikuna zusammen. Die Arbeit von Fucai, die durch die Aktion Sternsingen unterstützt wird, fördert den Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen den einzelnen Generationen und deren Schöpfung achtende Traditionen. So sollen die bedrohte Natur und ihre Lebensgrundlagen erhalten oder neu belebt werden. Dazu organisiert Fucai regelmässig so genannte «Lebendige Klassenzimmer» – «Aulas Vivas» für die Kinder und Jugendlichen der Tikuna aus den drei Ländern. So lernen die Kinder etwa spielerisch mit dem Blasrohr, mit dem früher gejagt wurde, umzugehen. Sie erlernen auch wieder die Sprache der Tikuna, damit sie nicht verloren geht.
Selbstbewusst im Leben
Die Kinder lernen in den «Aulas Vivas» auch Früchte, Gemüse und Heilpflanzen kennen, die sie für das Leben brauchen. Sie legen mit Setzlingen einen Waldgarten an. Dank dem Einsatz von Fucai konnten die Brandrodungen gestoppt werden und die Familien können von ihren Waldgärten leben, mit Rücksicht auf ihre Traditionen. Die jungen Menschen, in Amazonien und hier bei uns, sind sich bewusst, dass die sicht- und spürbaren Klimaveränderungen die Umwelt und damit ihr zukünftiges Leben grundlegend bedrohen. Wir alle können etwas dagegen tun. Aber dafür braucht es die Anstrengungen auf allen Ebenen und in allen Lebensbereichen. Wenn die Sternsinger:innen unterwegs sind, dann wollen sie auch darauf aufmerksam machen: Die Klimagerechtigkeit fängt bei jeder und jedem von uns an. Gemeinsam sind wir stärker und wirksamer, um Gottes Schöpfung, unser gemeinsames Haus, zu schützen und für die kommenden Generationen zu erhalten. Den Kindern gehört die Zukunft!
Herisau (AR): Sternsinger-Delegation für Neujahrsmesse mit Papst Franziskus in Rom
Stellvertretend für alle Sternsingergruppen wird die Sternsinger-Delegation aus Herisau (AR) am Neujahrsgottesdienst mit Papst Franziskus teilnehmen. Auf dem Programm stehen unter anderem ein Besuch bei der Päpstlichen Schweizergarde, der Schweizer Botschaft beim Heiligen Stuhl und den Päpstlichen Missionswerken, Sightseeing in der Ewigen Stadt und die Begegnung mit anderen Sternsingergruppen.
Zusätzliche Informationen zur Aktion Sternsingen
Zwischen Neujahr und dem Dreikönigstag sind über 10'000 Kinder und Jugendliche als Heilige Drei Könige verkleidet in der ganzen Schweiz unterwegs. Mit Liedern und Sprüchen bringen sie die Frohe Botschaft von Weihnachten zu den Menschen. Auf die Türen schreiben sie die Segenformel «C+M+B» (Christus Mansionem Benedicat), was so viel wie «Christus segne dieses Haus» bedeutet. Dabei sammeln die Sternsinger:innen Spenden für Kinderhilfsprojekte unter dem Motto «Kinder helfen Kindern». Jedes Jahr wird ein anderer inhaltlicher Schwerpunkt gesetzt und ein Beispielland vorgestellt. So lernen die Kinder durch Bildungsmaterialien die Lebenssituation von Gleichaltrigen in anderen Teilen der Welt kennen. Beispielländer waren 2021 die Ukraine, 2022 die drei afrikanischen Länder Ägypten, Ghana und der Südsudan sowie 2023 Indonesien. 2024 wird anhand von Beispielprojekten in der Region Amazonien gezeigt, wo die Hilfe der Sternsinger:innen ankommt und wie Kinder gestärkt und geschützt werden können. Die Tradition des Sternsingens reicht bis ins Mittelalter zurück und wird vor allem in den Alpenländern und in deutschsprachigen Regionen praktiziert. In Deutschland ist das Sternsingen seit 2016 Teil des immateriellen Kulturerbes der UNESCO. In der Schweiz wird die Aktion Sternsingen von Missio Schweiz seit 1989 in der Deutschschweiz, seit 2005 in der Westschweiz und seit 2012 im Tessin organisiert und gemeinsam mit den Pfarreien vor Ort durchgeführt. Bei der Aktion Sternsingen 2023 konnten über 1.5 Mio Franken gesammelt werden. Damit werden über 240 Projekte für Kinder in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Ernährung und Kinderrechte weltweit gefördert.
Bild: Sternsingerkinder Melanie, Louis, Annina und Lukas aus Herisau (AR) bereiten sich vor für die Reise nach Rom. © Missio/Alex Ortiz