Franz Kreissl, was ist ein Seelsorgeamtsleiter oder eine Seelsorgeamtsleiterin?
Das sind in den Bistümern die Personen, die inhaltliche Themen bearbeiten und die Pastoralplanung verantworten. In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist das vom Inhalt her mehr oder weniger gleich, manchmal gibt’s Unterschiede bezüglich der Organisationsstruktur.
Welches sind die Themen an der diesjährigen Konferenz? Auf welcher Basis definiert ihr die Inhalte?
Die Konferenz dauert immer vom Dienstagmittag bis am Donnerstagmittag. Am Dienstag und Donnerstag nutzen die Teilnehmenden die Zeit für Austausch und die Besprechung von anstehenden Themen und Papieren. Der Mittwoch ist der ‘Studientag’ und immer einem speziellen Thema gewidmet – dieses Jahr der interkulturellen Pastoral. Das Schwerpunktthema wird bereits im Vorjahr festgelegt und entsteht immer aus der Diskussion heraus.
Wie sieht denn die Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg aus?
Der deutsche Sprachraum ist weitläufig. Nebst dieser Konferenz organisieren wir einmal im Jahr ein Treffen mit den sieben Diözesen rund um den Bodensee – dort sprechen wir über die Weiterentwicklung der Kirche. Diverse Regionen in Deutschland arbeiten eng zusammen und treffen sich öfter. Die Schweizer Pastoralamtsleiterkonferenz trifft sich viermal im Jahr.
Die Themen, die uns alle beschäftigen, kommen an den verschiedenen Treffen immer wieder auf den Tisch. Deren Gewichtung kann jedoch unterschiedlich sein, da die Bistumsleitungen unabhängig agieren und die Bischöfe individuell entscheiden.
Hilft dir der Blick über die Landesgrenze?
Ja, er hilft mir, die grossen gemeinsamen Entwicklungen zu erkennen aber auch meine ‘Wirklichkeit’ in einem anderen Licht zu betrachten. Die Kontakte, die ich an solchen Konferenzen knüpfe, pflege ich auch unter dem Jahr und bespreche gerne einmal bilateral mit einer Kollegin oder einem Kollegen ein Anliegen.
Migration, Integration und Interkulturalität sind brandaktuelle Themen in Gesellschaft und Politik und geben Anlass zu kontroversen Diskussionen. Auch ihr habt diese Themen als Schwerpunkt auf der Agenda an eurer Konferenz.
Tatsache ist, dass in der katholischen Kirche in der Schweiz inzwischen fast 40 Prozent Menschen mit Migrationshintergrund angekommen sind. Das sind alles Kirchbürgerinnen und -bürger, diese fühlen sich aber oft nicht zugehörig. Die Frage ist: Wie können wir lernen inklusiv zu denken und zu handeln?
Und wie sieht das konkret aus?
Es geht darum, wie wir zusammenleben über die verschiedenen Kulturen hinweg. Die Kirche leistet hier einen wichtigen Beitrag indem sie anderssprachige Gemeinden und Seelsorgende unterstützt und alle Nationen inklusiv denkt. Gottesdienste und Feste in der ‘eigenen’ Sprache sind beispielsweise sehr wertvoll. Unser Gottesdienst zum Bistumsjubiläum gestalteten wir interkulturell und er ist sehr gelobt worden.
Christiane Schubert ist im Ordinariat unsere Fachfrau für diese Themen; sie setzt sich intensiv damit auseinander.
Kurz: Wir sind auf dem Weg. Als Basis dient das Gesamtkonzept der Migrationspastoral in der Schweiz. Die Botschaft ist: Die Türen sind offen, alle sind willkommen, wir gehören zusammen.
Die Schweiz ist überschaubar – wie sieht es in Deutschland aus?
In Deutschland – vor allem in den grossen Städten – führen die Sprachgemeinschaften oft ein Eigenleben. Das macht es schwierig, mit ihnen in Kontakt zu kommen oder gar sie zu integrieren.
Auf was freust du dich persönlich besonders an diesen drei Tagen?
Dieses Jahr bin ich Gastgeber und ich freue mich, wenn alles gut läuft. Für mich sind diese Konferenzen interessant, weil ich Menschen begegne, die sich mit ähnlichen Aufgaben beschäftigen und sich ähnlichen Fragen/Themen stellen müssen. Ich freue mich auch auf viele neue Gesichter. Diese Tage werden im Zeichen von Begegnung, Inspiration und gegenseitiger Stärkung sein. Ich habe in den Vorjahren aus den Gesprächen immer ganz viel mitgenommen. Sie geben mir das Gefühl, dass wir alle zusammen unterwegs sind.