Auch der zweite Tag des Pastoralforums vom Freitag/Samstag, 20./21. November, fand mit über 70 Personen online statt. Erstaunlich was auch so an Diskussion und Wahlen möglich ist, traurig, dass besonders das Kennenlernen der Neuen in den drei diözesanen Räten nur am Bildschirm möglich war. Trotzdem verlief die wichtige Sitzung mit Neukonstituierung der Räte in guter, gelöster Stimmung ab.
Franz Kreissl eröffnete die Tagung mit Sätzen aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth (12, 4-11) : «Wie auch immer die Gaben des Heiligen Geistes bei Euch zeigen, wie sind zum Nutzen der ganzen Gemeinde bestimmt». Der Pastoralamtsleiter dankte allen Neuen und Bisherigen für die Bereitschaft, im Seelsorgerat (SR), Priesterrat (PR) oder Rat der hauptamtlichen Laienseelsorgenden (RdhL) mitzuarbeiten. «Wir sind miteinander unterwegs, um die Lage im Bistum zu beurteilen, Schlüsse zu ziehen und Weichen zu stellen für Neues», betonte Franz Kreissl.
Dem schloss sich auch Bischof Markus Büchel an. Im Pastoralamt werde gebrütet und wichtige Themen dann auf den Tisch gebracht. Bischof Markus dankte allen herzlich für die Vorbereitung und Moderation dieser herausfordernden Sitzungsstunden am Bildschirm, insbesondere Damian Kaeser und Emanuela Zaccari. An die Räte gewandt sagte Markus Büchel: «Ich möchte Euch viel lieber persönlich begegnen, nun auf diesem Weg ein herzliches Willkommen in unseren Räten». Die Sitzungskultur sei stets geprägt von grosser Transparenz, man ergänze und befruchte sich gegenseitig in den drei, mit dem Ordinariatsrat eigentlich vier Räten. «Wir sind vor allem eine synodale Kirche», betonte der Bischof, «ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit für die Zukunft im Bistum St.Gallen». Nun stellten sich alle Neuen und Bisherigen vor, indem das Tool «Sprecheransicht» genützt wurde sah man wenigstens einmal alle im Grossformat.
Nun folgte das Thema Entwicklungen und Standortbestimmungen im Bistum St.Gallen in den vergangenen Jahren. 1997 hatte Bischof Ivo Fürer den Satz geprägt, dass Katholikinnen und Katholiken «hinaus aus dem Treibhaus» (dem katholischen Milieu) gehen müssen, um überall in der Gesellschaft den christlichen Glauben zu leben und zu bezeugen. Vieles in der Kirche wurde «umgebaut», unter anderem ist seit 2011 die Firmung ab 18 Jahren flächendeckend umgesetzt, Seelsorgeeinheiten wurden errichtet und das erste Pastoralforum 2011 war ein synodaler Meilenstein in der Ratsarbeit des Bistums St.Gallen. Die 2011/2012 herausgegebenen Pastoralen Perspektiven und Optionen sind bis heute Grundlage für die Ausrichtung der Seelsorge im Bistum St.Gallen. Erwähnt wurden zudem das seit 2003 bestehende Fachgremium gegen sexuelle Übergriffe in der Seelsorge und für die Integrität aller Menschen in der Kirche wurde als Ergänzung das Schutzkonzept verabschiedet, das beispielsweise auch bei Mobbing greift, sowie die Ombudsstelle geschaffen.
Seit 2012 ist der Prozess Neuland im Gange, Getaufte vor Ort übernehmen mehr Kompetenzen in den pastoralen Aufgaben, was die Funktion der Hauptamtlichen stetig verändern wird. Eine Grundlage ist bereits gelegt mit dem Leitfaden Freiwilligenarbeit. Die Zusammenarbeit mit den Migrationsgemeinden wird heute aktiver gestaltet als früher. Ein schwieriges Kapitel ist die Streichung des Fachs ERG Kirchen auf Sommer 2021, das seit 2017 als Ergänzung zu ERG Schule von kirchlichen Lehrkräften erteilt wurde. Nun gilt es sicherzustellen, dass die 300 vorwiegend Katechetinnen künftig in anderen, ausserschulischen Bereichen eingesetzt werden, zudem erteilen sie immer noch Religionsunterricht an den Schulen. Die sehr gute Zusammenarbeit im dualen System brachte einige gute Früchte hervor, unter anderem das Personal- und Verbandsdekret, beide sind gute Hilfsmittel zur Zusammenarbeit der Kirchgemeinden im Bereich Personal. Die Kommunikationsaufgaben werden zudem stetig mehr und komplexer. Mit der Laudato si-Gruppe wird das Thema Bewahrung der Schöpfung, die «Sorge um das gemeinsame Haus» wie Papst Franziskus in der gleichnamigen Enzyklika schrieb, aktiv aufgenommen. Die Corona-Situation wird die Pastoral nochmals in vielen Bereichen verändern. Pastoralamt und Bischof fordern auf, gerade in der Advents- und Weihnachtszeit nicht nur zu verzichten, sondern kreativ zu werden. «Nahe sein bei den Menschen ist jetzt noch wichtiger», bekräftigte Bischof Markus Büchel dies.
Nun wurden die einzelnen Räte online in Gruppen aufgeteilt, um die Wahlen vorzunehmen. Beat Aepli (Speicher) wird neuer Präsident des Seelsorgerates und als Vizepräsidentin wurden Franziska Aberer (Mosnang) und Roland Alpiger (Seelsorgeeinheit St.Gallen-Zentrum) gewählt. Michael Steuer (Seelsorgeeinheit Unteres Toggenburg) wird Präsident des Rates der hauptamtlichen Laienseelsorgenden, Annette Winter, Vizepräsidentin (Seelsorgeeinheit Obersee). Beide waren bereits im Präsidium vertreten. Der Appenzeller Standespfarrer Lukas Hidber übernimmt das Präsidium Priesterrat, sein Vizepräsident ist Erich Guntli (Pfarrer Seelsorgeeinheit Werdenberg).
Alle freuen sich auf die Zusammenarbeit und den weiteren, tieferen Blick in die Bistumskirche hinein. Bischof Markus freut sich sehr auf die Zusammenarbeit in den nächsten vier Jahren und auf die Impulse, die aus den Räten kommen werden. «Pastoral kann nur gemeinsam gestaltet werden, Ziel bleibt stets, aus dem Glauben Kraft und Zuversicht für die Zukunft unserer Kirche zu schöpfen». Nach einem besinnlichen Schlusswort spricht Franz Kreissl den Segenswunsch, und zum Schluss bekreuzigen sich alle – am Bildschirm. Die Hoffnung besteht, dass die nächsten Ratstagungen wieder physisch stattfinden können. Bis dahin – bleibt gesund und vielen Dank für Euren Einsatz für die Kirche im Bistum St.Gallen!