Am Dienstag, 11. Juni, besuchte Bischof Markus Büchel die Seelsorgeeinheit Appenzell. Die Pastoralbesuche folgen jeweils auf die Visitation bei den Mitarbeitenden durch Generalvikar Guido Scherrer. Programmpunkte sind der Einblick in eine typische, reginale Institution oder Firma, Mitarbeitergespräch, ein öffentlicher Gottesdienst sowie die Begegnung mit den Gläubigen der Seelsorgeeinheit.
Zu Beginn besuchten der Bischof und die Seelsorgenden ins Zentrum Appenzellische und Toggenburgische Volksmusik. Leiterin Barbara Betschart führte die Gruppe im Rothus Gonten und gab eindrücklich und engagiert Einblick in die Tätigkeiten der Stiftung. Ihre Hauptaufgaben sind sammeln, archivieren, forschen und vermitteln der Kostbarkeiten aus der Volksmusik rund um den Säntis. 10'000 Stücke warten in der Sammlung auf die «Wiederentdeckung». Ein Aktuelles Nationalfonds-Forschungsprojekt ist die Frage, wie sich Naturjodler dutzende Lieder ohne Noten merken können. Jodel-Crashkurse verbinden Menschen, die bisher keine Ahnung von Jodeln hatten zu eindrücklichen Chören und die Führung durch das 255-jährige Rothus führt zurück in längst vergangene Zeiten. Barbara Bestschart, die selber begnadeten Geigerin ist und unter anderem in einer Toggenburger Strychmusig spielt, zeigte auf dem Rundgang Herzblut und ein sehr grosses Wissen zugleich. Die Besuchenden staunten darüber, wie sie mit drei wunderschönen Senntumsschellen «Stille Nacht» anstimmte oder dem Appenzeller Standespfarrer und Organisten Lukas Hidber die historische Toggenburger Hausorgel zu einem Ständli zur Verfügung stellte. Ein Genuss war der Abschluss des Besuches: Jona Ulmann gab eine Kostprobe seines bereits beachtlichen Könnens auf dem Hackbrett.
Im «Moritz»
Das anschliessende Mitarbeitergespräch mit dem Bischof verlief im vertraulichen Rahmen. Freuden und Sorgen wurden besprochen und es darf angenommen werden, dass auch Dankesworte des Bischofs an «seine Leute» nicht zu kurz gekommen sind. Dank war auch im abendlichen Gottesdienst ein wesentliches Thema. Der Bischof zeigte sich sehr erfreut und gratulierte den Kirchbürgern zur gelungenen Renovation der wunderschönen und mit rund 1000 Plätzen auch sehr grossen Pfarrkirche St.Mauritius (in Appenzell liebevoll «de Moritz» genannt). Er zitierte zudem die Worte eines Jesuiten: «Kirchen missionieren auch, wenn sie leer sind, wenn gerade kein Gottesdienst gefeiert wird». Gerade in Appenzell besuchen auch tausende Touristen das Gotteshaus. «Und es klingt wohl auch in ihnen eine Sehnsucht an, ein Gefühl der Ruhe und Sicherheit», sagte Bischof Markus Büchel. Er sprach über den grossen Wandel, in dem die Kirche sich befinde und dankte allen, die in irgend einer Weise mittun im grossen Organismus der Kirche und betonte: «Auch in dieser Zeit der Umbrüche und Veränderungen dürfen wir vertrauen auf Christuns und auf Gottes Geist, die Kirche wird einen Weg in die Zukunft finden».
Begegnungen
Bei der anschliessenden Aussprache mit der Gottesdienstgemeinde im Mesmerhaus waren Anderssprachigenseelsorge, Firmung 18+ oder die Sorge um den Nachwuchs in allen kirchlichen Diensten Themenbeispiele. Letzteres hängt im Bereich priesterliche Dienste selbstverständlich auch mit den Zulassungsbedingungen zusammen. Bischof Markus Büchel machte deutlich, dass für ihn die Frage nach dem Pflichtzölibat drängend ist und dass er zu wenig theogische Gründe sieht, den Frauen längerfristig die Zulassung zu einem Weiheamt zu verwehren. Ebenso deutlich sprach er aber auch über die Befürchtung, dass ein Vorpreschen eines einzelnen Bischofs oder einer Bischofskonferenz zu einer Kirchenspaltung führen würde. Mit einem Apéro, bei dem weitere persönliche Gespräche mit Markus Büchel möglich waren, ging der Pastoralbesuch zu Ende.