Die Regierung des Kantons St.Gallen hat entschieden, dass Fach Ethik-Religionen-Gemeinschaft (ERG) künftig nur noch von schulischen Lehrpersonen erteilen zu lassen. Die Kompetenzen der davon betroffenen Katechetinnen und Katecheten sind jedoch weiterhin gefragt in der Kirche des Bistums St.Gallen. Kirchenverwaltungen und Pastoralteams werden darum gebeten, freiwerdende Ressourcen beizubehalten und für die Entwicklung des Lernortes Kirche einzusetzen.
ERG Kirchen wie Religionsunterricht wurden, respektiv werden, von den jeweiligen Kirchen finanziert, Katechetinnen und Katecheten sind bei den zuständigen Kirchgemeinden angestellt. Sie erteilen ab dem neuen Schuljahr wie bisher schulischen Religionsunterricht von der 1. bis zur 6. Klasse. Neu wird ab August 2021 gemäss den Beschlüssen der Regierung auch auf der Oberstufe (7. bis 9. Klasse) eine Wochenlektion Religionsunterricht (RU) in der Stundentafel aufgenommen. Die Teilnahme am Religionsunterricht ist freiwillig. Je nach Klassenzusammensetzung können die Stunden konfessionell oder ökumenisch geplant sein.
Nicht verzichten
Katechetinnen und Katecheten, deren Lektionen im Fach ERG Kirchen ab dem kommenden Schuljahr nicht mehr stattfinden, können mit ausserschulischen Aufgaben betraut werden. Die Kirche möchte auf diese gut ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht verzichten, ihnen neue Aufgabenfelder eröffnen und ihnen sinnvolle Weiterbildungen anbieten.
Eine Chance
Katechese gehört zu den Grundvollzügen der Kirche und somit zu den unveräusserlichen Aufgaben der Seelsorge. In den vergangenen Jahren wurde der Lernort Kirche immer wichtiger. Die Frage, was Glaube heisst und was er für das eigene Leben bedeutet, ist zudem am Ende der Schulbildung nicht abgeschlossen. Religiöse Bildung geht weiter. In der Familienpastoral, in der Erwachsenenbildung oder im Bereich Firmung ab 18 benötigt das Bistum die fachlich ausgebildeten Mitarbeitenden, deren Lektionen durch die Streichung von ERG Kirchen weggefallen sind. Die Entwicklung kann durchaus als Chance gesehen werden, verstärkt die Generationen zwischen 18 und 40 Jahren für den Glauben und die Kirche zu interessieren. BistumSG/Sabine Rüthemann
Zusatz:
Wieso den Religionsunterricht besuchen?
Im RU geht es um die Grundfragen des Lebens. Woran glaube ich? Worauf vertraue ich? Wie kann mein Leben gelingen? Jugendliche finden Raum, sich mit Träumen und Hoffnungen für ihr Leben zu beschäftigen. «Unser Kind soll einmal selbst entscheiden können», ist ein vielgehörtes Argument gegen RU. Für gute Entscheidungen braucht es jedoch Grundlagen, Wissen, Erfahrungen. Jedes Kind lernt eine Muttersprache, keines wächst sprachlos auf. Genauso brauchen Kinder eine Heimat, eine Muttersprache in Weltanschauung und Religion. Sie werden vertraut gemacht mit verantwortlichen, aufgeklärten Formen des Glaubens. Dies kann sie auch gegen fragwürdige Angebote wappnen. Der Religionsunterricht begleitet Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg zu eigenen Antworten, ohne zu vereinnahmen. Die Teilnahme am Religionsunterricht (RU) ist für alle Kinder vorgesehen, die zur Kirche gehören. Eine Abmeldung durch die Eltern ist möglich. (sar.)