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5. Tag
Das gebrochene Herz
„Nur ein gebrochenes Herz ist ein ganzes Herz.“
Jüdische Weisheit in der Pessach-Haggadah
In der jüdischen Pessach-Haggadah, der Erzählung vom Auszug aus dem Sklavenhaus
Ägyptens in die Freiheit des gelobten Landes, heisst es: „Nur ein gebrochenes Herz
ist ein ganzes Herz“. Nur ein gebrochenes Herz wird so weit, dass es Erde und Himmel
umfassen kann.
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„Open your heart and let the wind blow through“
„Öffne Dein Herz und lass den Wind hindurchwehen!“
So lautet die Schlüsselzeile in einem Popsong von Heather Nova, der mich immer wieder bewegt. Natürlich ist der Gedanke vom „luftdurchlässigen Herzen“ ein wenig plastisch. Gleichzeitig ist er gar nicht so weit entfernt vom jüdischen Denken, wie wir in der Haggadah lesen. Ein verkapseltes, verstocktes Herz lässt zwar keinen Schmerz zu, aber eben auch kein Bewegt-Werden. Erst die Brüche und Risse in meinem Herzen geben den Raum für Gottes Wirken frei.
Die jüdische Tradition erteilt also jeder Form des Zynismus, welcher Schicksalsschläge abtut und relativiert, eine Absage. So lässt sich auch die Verheissung aus dem Buch des Propheten Ezechiel als Ermunterung zum verletzlichen Herzen verstehen: „Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch.“
(Ezechiel 36, 26b)
→ Wann wurde mir (zuletzt) das Herz gebrochen? In einer Liebesbeziehung oder Freundschaft? Beim Verlust des Arbeitsplatzes oder einer harten Niederlage?
→ Vielleicht haben sogar Schicksale in meinem Umfeld oder im Weltgeschehen mein Herz erweichen, brechen lassen?
→ Welche Erfahrungen wären mir ohne meine bisherigen Herzensbrüche entgangen?
→ Ich probiere aus, wie es sich anfühlt, wenn ich Gott die Erlaubnis gebe, in meinem Herzen zu wohnen. Auch in meinem gebrochenen, verletzten, bedrückten, traurigen Herzen.