Ein ungewohntes Bild geht um die Welt, Franziskus, mit seiner Hand an einem Ohr, es zeigt einen konzentriert zuhörenden Papst. «Heute stehen alle Bischöfe weltweit an ihren Altären», sagte Bischof Markus Büchel im Gottesdienst zur Synodeneröffnung am Sonntag, 17. Oktober. Die Botschaft des Papstes sei ehrlich, eindringlich, ernst: die Bischöfe werden 2023 in einer Synode über die Erneuerung der Kirche beraten, im Gepäck die Anliegen von Gläubigen aus aller Welt, das ist dem Papst ein zentrales Anliegen.
Die Diözesen Basel, Chur und St.Gallen haben sich zusammengetan und setzen den Wunsch des Papstes um. Ab sofort läuft die online-Umfrage auf www.wir-sind-ohr.ch, Gruppen ab fünf Personen sind eingeladen, sich zu beteiligen indem sie miteinander ins Gespräch kommen, Fragen beantworten und wesentliche Bemerkungen notieren.
Keine Sonderrolle
In seiner Predigt nahm Dompfarrer Beat Grögli Bezug auf das Tagesevangelium, Mk 10,35-45. Jakobus und Johannes, Jünger der ersten Stunde, möchten bei Jesus einen besonderen Platz im Himmel, einen besseren als die anderen haben, rechts und links neben ihm. Jesus schmettert dieses Anliegen ab, sie sollen sich nicht um einen besonderen Platz bemühen, nicht nur reden, schön predigen, sondern die Kraft aufbringen, den Kelch mit Jesus bis zur Neige auszutrinken.
Mit diesem Evangelium wünschte Papst Franziskus den synodalen Weg zu eröffnen, in allen Diözesen weltweit. «Bildet euch nichts darauf ein, dass ihr schon lange im Glauben unterwegs seid, haltet aus, dass nicht alle so denken wie ihr, und lasst sie leben», das will das Evangelium sagen, betonte Dompfarrer Beat Grögli. Papst Franziskus habe einen synodalen Prozess angestossen, das sei keine Nebensache! Für Franziskus ist klar: die Kirche des 3. Jahrtausends ist synodal, das ist ihr Wesen, nicht von oben nach unten, nicht von unten nach oben, sondern ein gemeinsames unterwegs sein. Der Dompfarrer sprach über die katholische Kirche in der Schweiz, die im synodalen Prozess gute Erfahrungen einfliessen lassen könne. «Wir haben ein duales Kirchensystem, hierarchische wie demokratische Elemente, es ist bei uns selbstverständlich, dass keiner allein entscheiden kann», betonte er. Es gebe schon jetzt Räte und Gremien, mit Frauen und Männern, Laien und Profis, wo gemeinsam nach dem besten Weg gesucht werde.
Einander in die Augen schauen
Die Gottesdienstgemeinde betete gemeinsam das Synodengebet, Bischof Markus eröffnete offiziell den synodalen Weg im Bistum St.Gallen. Die Vorbereitungen sind getan, die Synode ist nun auch liturgisch eingeläutet. Nun folgt die aktive Beteiligung der Gläubigen. «Wir sind aufgefordert, einander in die Augen zu schauen, zu hören, was der andere zu sagen hat, uns Zeit zu nehmen für die Begegnung untereinander und mit dem Herrn», betonte der Dompfarrer. (BistumSG/Sabine Rüthemann)
Ablauf Synode 2023
Der synodale Prozess erstreckt sich über drei Jahre und gliedert sich in drei Phasen, die durch Zuhören, Unterscheidung und Konsultation gekennzeichnet sind. Die erste Phase (Oktober 2021 - April 2022) betrifft die einzelnen Diözesankirchen, in dieser Phase werden die Meinungen der Gläubigen zu konkreten Fragen weltweit zusammengetragen. Ziel der nächsten Phase, der kontinentalen Phase (September 2022 bis März 2023), ist der Dialog über den Text des ersten Instrumentum laboris, in das diese Erkenntnisse einfliessen sollen. Die letzte Phase des synodalen Weges ist die der Weltkirche (Oktober 2023). Eine grundlegende Etappe auf diesem Weg ist die XVI. ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode im Oktober 2023, an die sich die Umsetzungsphase anschliessen wird, an der die Teilkirchen erneut beteiligt sein werden. (BistumSG/Sabine Rüthemann)