«Seit sieben Jahren bin ich Firmwegbegleiter. Ich war dabei, als der Firmweg im Zentrum St.Gallen umgestellt wurde auf einen einwöchigen Kompakt-Kurs, der auf Hausbooten stattfindet. Ich wurde ins kalte Wasser geworfen… Wir wussten nicht, ob wir den Inhalt in dieser kurzen Zeit rüber bringen können und ob wir unterwegs genug Einkaufsmöglichkeiten haben. Plötzlich war ich alleine zuständig für ein Boot! Aber es ging alles gut und war eine super Erfahrung!
Als mir die Hausbootwoche terminlich nicht mehr ging, fragte Jugendseelsorger Gustin Marjakaj, ob ich ihm im Osten der Stadt helfen will. Das habe ich gemacht – und bin dort geblieben.
Anfangs nahm es mich Wunder, wie so ein Firmweg läuft. Mit Anfang 20 war ich fast gleich alt wie die Firmlinge! Langsam weckte das Engagement mein Interesse für Theologie. Ich begann, mir eine eigene Meinung zu bilden.
Diskussionen um Leben oder Tod
Heute leite ich den Firmweg mit und behalte alles im Überblick. Ich trage die Verantwortung für eine Gruppe von sechs bis zehn Personen und bin Ansprechpartner für Fragen. Mit der Grossgruppe mit etwa 40 Firmlingen machen wir nur den Einstieg und den Schluss, dazwischen sind wir in kleinen Gruppen unterwegs. So können wir besser diskutieren.
Es geht unter Anderem um das Leben von Jesus, da tauchen Fragen auf wie «Hat es ihn überhaupt gegeben?» oder «Hat er die Wunder wirklich gemacht?». Spannende Themen sind auch Organspende oder Tod und Auferstehung: «Was geschieht nach dem Tod? Geht es weiter oder ist alles aus?»
Vom sicheren Büro-Job zum Theologiestudium
Ich hatte einen tollen Job im Büro bei der Suva. Doch durch die Firmung entdeckte ich immer mehr, was in der Kirche läuft, wurde Lektor und begann, im Dom zu ministrieren. Ich merkte, dass es einige Termine rund um die Firmung gibt, die mich mehr erfüllen als mein Büro-Job.
Wäre Gustin nicht gewesen, weiss ich nicht, ob ich heute schon so weit wäre. Er hat mich von Anfang an gefördert und ermutigt.
Jetzt studiere ich Theologie an der Theologischen Hochschule Chur. Es ist abwechslungsreich und ich schätze es, dass ich Zeit habe, mich diesen Themen zu widmen und nicht einfach Gelerntes wiederkäuen soll. Chur ist ein eine kleine Hochschule mit dem Vorteil, dass wir einander gut kennen und uns teilweise nach der Vorlesung austauschen können.
Gerade bereiten wir ein Theaterstück vor. Die Rolle des Flüsterers, des Gewissens, ist sehr spannend. Es ist ein nicht alltägliches Stück, es geht darum, wie die Schöpfungsgeschichte entstanden ist. Von Semesterbeginn bis zur Premiere im November ist es unser Ziel, zwei Mal pro Woche zu proben.
«Die positiven Rückmeldungen überraschten mich»
Es war ein grosser Schritt weg vom sicheren Arbeitsalltag mit geregeltem Einkommen hin zu einem Studium, wo man nicht weiss, ob man das schafft und kein fixes Gehalt mehr hat. Doch die Unterstützung aus meinem Umfeld gab mir Kraft und Mut und stärkten meine Entscheidung.
Die positiven Rückmeldungen überraschten mich anfangs. Als ich bei meinem alten Arbeitgeber kündigte, dachte ich, da kommen sicher blöde Sprüche - doch eigentlich fanden es alle cool und meinten, dass es zu mir passe. Ob ich Priester werden möchte, ist noch offen. Noch ist nichts fix entschieden.»