Charlotte Küng-Bless war im Mutterschaftsurlaub und hat nun ihre Aufgabe als Seelsorgerin Katholische Kirche Rorschach und Umgebung wiederaufgenommen. Die Theologin ist nicht allein Familienfrau, Mutter und Seelsorgerin, sondern vielen FM1-Hörerinnen und –Hörern im Rahmen der ökumenischen Medienarbeit als «Radiopfarrerin» bekannt. Das Mikro zum «Pfarramt» hat sie nun weitergegeben an Ines Schaberger, die neu für «Gott und d’Wält» verantwortlich ist. Zugleich wurde die Umstellung von der Radiosendung zum Podcast vorgenommen. Die Sendung wird verantwortet von der Katholischen Kirche im Bistum St.Gallen (SG, AR, AI) und der evangelisch-reformierten Kirche im Kanton St.Gallen.
Charlotte - Du hast Dich entschlossen, das Mikro für die Sendung Gott und d’Wält an Ines Schaberger weiterzugeben. Was sind die Hauptgründe?
Obwohl ich die Formatänderung von „normaler Radiosendung“ zu Podcast mit Überzeugung mitinitiiert habe, ist mir erst nach dem Wechsel zum neuen Format bewusstgeworden, wie stark dies meine Arbeit verändert hätte. Die Formatänderung geschah ohne mich, weil ich zu der Zeit gerade im Mutterschaftsurlaub war. Ich hätte mich danach neu einarbeiten müssen und weil ich finde, dass Ines Schaberger sehr gute Arbeit macht, habe ich mich dazu entschieden, meinen Platz zu räumen und so Platz zu schaffen für neue Ansätze und neue Ideen.
Wie lange warst Du dabei, was hat sich in dieser Zeit verändert?
Sieben Jahre und zwei Monate war ich die «FM1-Pfarrerin». In dieser Zeit wurde die Digitalisierung immer wichtiger. Als ich anfing, konnte man bereits die drei Sendebeiträge nachhören. Dann kam online zu jeder Sendung ein passendes Foto. Schliesslich wurde dann zu jeder Sendung ein Online-Artikel verfasst. Auch mussten wir pro Sendejahr gefühlt drei Sekunden kürzere Beiträge machen. Einer unserer längsten Beiträge war 2:17. Das wäre 2020 unvorstellbar gewesen. Da war alles gut, was unter zwei Minuten aufgenommen wurde.
Das ist sehr kurz für die teils doch tiefgründigen Themen.
Stimmt. In der Regel konnten auch in dieser Kürze sinnvolle Aussagen gemacht werden, aber der Tiefgründigkeit der Themen hat das zum Teil doch eher geschadet. Das war einer der Hauptgründe, warum wir uns 2019 für eine Formatänderung auf Podcast entschieden haben.
Deine Lieblingssendung in den vergangenen sieben Jahren?
Eine Lieblingssendung gibt es in diesem Sinne nicht. Ich habe an den meisten Sendungen sehr gerne gearbeitet und mich dann auch über das Resultat gefreut. Ich erinnere mich besonders gerne an meine erste Reportage, bei der ich eine Clownfrau begleitet habe, die, zusammen mit Kindern, Menschen in Alters- und Pflegeheimen mit ihrem Besuch eine Freude macht. Die Clownfrau hat daraufhin von weiteren Einrichtungen Anfragen erhalten. Es gibt eine Sendung, bei der ich mich sehr über den Mut unseres Interviewpartners gefreut habe. Wir haben einen schwulen Theologen interviewt, der darüber gesprochen hat, wie er gerne in der Kirche arbeitet, sich aber von ihr nicht angenommen fühlt und seine Liebe verstecken muss. Wir haben den Theologen mit verzerrter Stimme sprechen lassen, er wollte nicht erkannt werden.
Das schwierigste Thema?
Schwierig war alles, das irgendwie mit Tod zu tun hatte. „Das kannst du den Zuhörenden doch nicht an einem lauschigen Sonntagmorgen zumuten!“, das war ein Kommentar, den ich immer mal wieder hörte. „Am Sonntag gab’s wieder mal schwere Kost!“, war ein anderer beliebter Kommentar in der darauffolgenden Woche. Zumindest im November habe ich mich jeweils durchgesetzt und das Thema über die Jahre auf vielfältige Weise angesprochen. Ab und zu wurde der Tod auch mal während des Jahres zum Thema.
Welche Sendung hättest Du immer mal gerne gemacht, bist aber nicht dazu gekommen?
Ich hätte gerne mehr Reportagen gemacht, das heisst, ich habe am Ende meiner Radiozeit immer mehr Gefallen daran gefunden, Menschen bei ihren Tätigkeiten zu begleiten. Auch hätte ich gerne mehr musikalische Themen behandelt: z.B. eine Vollblutorganistin interviewt oder eine Sendung zum Thema „Faszination Kirchenmusik“ aufgenommen. Aber dafür konnte ich meine FM1-Kollginnen und Kollegen allein schon wegen der Musikrichtung nicht gewinnen. Die Musik sollte FM1-konform sein, eine Orgel passte nicht ins Programm.
Hast Du einen konkreten Themenwunsch an Ines Schaberger?
Ich lasse mich weiter gerne überraschen von ihrer vielfältigen Themenwahl. Ich hoffe einfach für das Format, dass auch immer wieder mutige und freche Themen dabei sind.
Vielen Dank Charlotte Küng-Bless für dieses Gespräch und ein grosses Dankeschön für Deine sieben Jahre als «Radiopfarrerin» der ökumenischen Medienarbeit im Bistum St.Gallen.
Zum Podcast:https://www.radiofm1.ch/sponsored-content/gott-und-dwelt-135449147