«Prozess Neuland» so nennt sich die Entwicklung im Bistum, welche zum Ziel hat, dass Kirche auch in Zukunft nahe bei den Menschen ist. Alle auf Augenhöhe, eine lebensbejahende, inklusive Kirche, wo jede Person mit ihren Fähigkeiten und Talenten gefragt ist, welche autobiografische Entwicklung wertschätzt und fördert und die Gewissheit hat, dass die Zusage Gottes allen Menschen gilt. Das ist Neuland!
Jede Woche schreibt eine Seelsorgerin oder ein Seelsorger zum kommenden Sonntagsevangelium eine biblische Inspiration, in der der Grundgedanke vom Prozess Neuland aufgenommen ist.
Aus dem Evangelium vom 30. Juni 2019, 13. Sonntag im Jahreskreis, Lk 9,56-62
Und sie gingen in ein anderes Dorf. Als sie auf dem Weg weiterzogen, sagte ein Mann zu Jesus: Ich will dir nachfolgen, wohin du auch gehst. Jesus antwortete ihm: Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann. Zu einem anderen sagte er: Folge mir nach! Der erwiderte: Lass mich zuerst weggehen und meinen Vater begraben! Jesus sagte zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh und verkünde das Reich Gottes! Wieder ein anderer sagte: Ich will dir nachfolgen, Herr. Zuvor aber lass mich Abschied nehmen von denen, die in meinem Hause sind. Jesus erwiderte ihm: Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes.
Gedanken zum Evangelium
„Ich will Dir nachfolgen, wohin Du auch gehst“. Ja, aber – wohin genau geht es? Jesu Botschaft birgt Weisheiten, die uns den Weg zu Gott zeigen. Diese Weisheiten zu verinnerlichen, heisst Jesus nachzufolgen. Und das ist selten ein einfacher Weg. Wer Gottes Rufen folgt, sucht mehr als ein bequemes und zufriedenes Leben. Vor Gott verlieren selbst die nobelsten Werte an Bedeutung. Selbst die ehrwürdigsten Traditionen verstummen vor Gottes Ruf.
„Herr, ich will Dir nachfolgen, wohin Du auch gehst“. Kann ich das, wenn bei Jesus nichts so bleibt, wie es war? Muss ich alles aufgeben, was scheinbar wichtig ist und was sich über Jahrhunderte etabliert hat?
Jesus verbietet uns nicht, Werte und Traditionen zu pflegen. Aber er ordnet alles auf Gott hin. Wenn uns etwas von Gott abhält, sollen wir es ablegen. Aber was uns abhält, ist letztlich nicht unser Entscheid. Wir sollten lernen, vor Gott stumm zu werden. Vor ihm leer zu sein, ungebunden und frei. Kein Gedanke, keine Pflicht, keine Norm. Nur so können wir Gott begegnen - und er gibt uns immer wieder neu, was wir brauchen. Unser Denken und Handeln, unsere Werte und Traditionen, können nur dann dem Frieden dienen, wenn Gott allein Ursprung und Ziel ist.
Auf diesem Weg will ich Jesus nachfolgen, wohin er mich auch führt.