«Prozess Neuland» so nennt sich die Entwicklung im Bistum, welche zum Ziel hat, dass Kirche auch in Zukunft nahe bei den Menschen ist. Alle auf Augenhöhe, eine lebensbejahende, inklusive Kirche, wo jede Person mit ihren Fähigkeiten und Talenten gefragt ist, welche autobiografische Entwicklung wertschätzt und fördert und die Gewissheit hat, dass die Zusage Gottes allen Menschen gilt. Das ist Neuland!
Jede Woche schreibt eine Seelsorgerin oder ein Seelsorger zum kommenden Sonntagsevangelium eine biblische Inspiration, in der der Grundgedanke vom Prozess Neuland aufgenommen ist.
Aus dem Evangelium vom 10. März 2019, Erster Fastensonntag, Lk 4,1-13
Erfüllt vom Heiligen Geist, verliess Jesus die Jordangegend. Darauf führte ihn der Geist vierzig Tage lang in der Wüste umher, und dabei wurde Jesus vom Teufel in Versuchung geführt. Die ganze Zeit über ass er nichts; als aber die vierzig Tage vorüber waren, hatte er Hunger. Da sagte der Teufel zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden. Jesus antwortete ihm: In der Schrift heisst es: Der Mensch lebt nicht nur von Brot. Da führte ihn der Teufel (auf einen Berg) hinauf und zeigte ihm in einem einzigen Augenblick alle Reiche der Erde. Und er sagte zu ihm: All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn sie sind mir überlassen und ich gebe sie, wem ich will. Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören. Jesus antwortete ihm: In der Schrift steht: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen. Darauf führte ihn der Teufel nach Jerusalem, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich von hier hinab; denn es heisst in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er, dich zu behüten; und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit dein Fuss nicht an einen Stein stösst. Da antwortete ihm Jesus: Die Schrift sagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen. Nach diesen Versuchungen liess der Teufel für eine gewisse Zeit von ihm ab.
Gedanken zum Evangelium
Die Erzählung von den Versuchungen Jesu ist eine Schlüsselstelle im Lukas-Evangelium. Man könnte viel zu dieser Geschichte sagen, etwa über die kuriose Vorgehensweise des Teufels, der selbst die Heilige Schrift zitiert, um Jesus zu Fall zu bringen. Vielleicht kennen wir selber solche Situationen, dass es gerade die angeblich so „wohlmeinenden“ Ratschläge sind, die uns vom richtigen Weg abbringen.
Die „Wurzel-Versuchung“, vor der Jesus in der Wüste steht, ist die Versuchung der Abkürzung. Der Teufel möchte, dass Jesus den Weg zum Gesättigt-Sein, zu Macht, Ehre und Bedeutsamkeit am Kreuz vorbei wählt. Und das scheint auch die Grundversuchung für uns als Christinnen und Christen wie für die ganze Kirche zu sein: den Weg vorbei am Kreuz zu wählen. Es erscheint auf den ersten Blick vielleicht nicht besonders attraktiv, aber unsere Berufung liegt in der Kreuzesnachfolge. Der zweite Blick verrät uns allerdings: Hinter dem Kreuz tut sich das Neuland auf, nach dem wir uns wirklich sehnen.