«Prozess Neuland» so nennt sich die Entwicklung im Bistum, welche zum Ziel hat, dass Kirche auch in Zukunft nahe bei den Menschen ist. Alle auf Augenhöhe, eine lebensbejahende, inklusive Kirche, wo jede Person mit ihren Fähigkeiten und Talenten gefragt ist, welche autobiografische Entwicklung wertschätzt und fördert und die Gewissheit hat, dass die Zusage Gottes allen Menschen gilt. Das ist Neuland!
Jede Woche schreibt eine Seelsorgerin oder ein Seelsorger zum kommenden Sonntagsevangelium eine biblische Inspiration, in der der Grundgedanke vom Prozess Neuland aufgenommen ist.
Aus dem Evangelium vom 8. September 2019, 23. Sonntag im Jahreskreis, Lk 14,25-35
Viele Menschen begleiteten ihn; da wandte er sich an sie und sagte: Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein. Wer nicht sein Kreuz trägt und hinter mir hergeht, der kann nicht mein Jünger sein. Denn wenn einer von euch einen Turm bauen will, setzt er sich dann nicht zuerst hin und berechnet die Kosten, ob seine Mittel für das ganze Vorhaben ausreichen? Sonst könnte es geschehen, dass er das Fundament gelegt hat, dann aber den Bau nicht fertigstellen kann. Und alle, die es sehen, würden ihn verspotten und sagen: Der da hat einen Bau begonnen und konnte ihn nicht zu Ende führen. Oder wenn ein König gegen einen anderen in den Krieg zieht, setzt er sich dann nicht zuerst hin und überlegt, ob er sich mit seinen zehntausend Mann dem entgegenstellen kann, der mit zwanzigtausend gegen ihn anrückt? Kann er es nicht, dann schickt er eine Gesandtschaft, solange der andere noch weit weg ist, und bittet um Frieden. Ebenso kann keiner von euch mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet.
Gedanken zum Evangelium
„Welcher Mensch kann Gottes Plan erkennen, oder wer begreift, was der Herr will?
Unsicher sind die Berechnungen der Sterblichen
Und hinfällig unsere Gedanken;
Denn der vergängliche Leib beschwert die Seele,
und das irdische Zelt belastet den um vieles besorgten Geist.
Wir erraten kaum, was auf der Erde vorgeht,
und finden nur mit Mühe, was doch auf der Hand liegt;
wer kann dann ergründen, was im Himmel ist?“ (Weisheit 9.13-16)
Kaum zu glauben, wie modern der Text aus dem Buch der Weisheit anmutet. Unglaublich aktuell erscheint er heute. Der Schreiber bittet Gott um Weisheit, weil der Mensch allein die Zusammenhänge der Welt kaum deuten kann. Einerseits gelingt uns so viel. Andererseits überfordert uns der Alltag. Wie sollen wir verstehen, was im Himmel vorgeht oder Gottes Wille für uns Menschen ist?
Da bleiben nur Demut und die Bitte um Erkenntnis. Demut, weil niemand von uns den totalen Durchblick hat.
Wir können die Gaben des Geistes nur als Geschenk annehmen und sie nutzen, wenn wir sie erhalten. Was wir aber tun können: die Rahmenbedingungen für die Gaben des Geistes verbessern.
So wird derzeit von der Erneuerung der Kirche gesprochen, die kommen muss.
In diesem Zusammenhang sprechen die Verantwortlichen von einer Synode, die einberufen werden soll. Ich denke, das ist ein sehr wünschenswertes Mittel. Gemeinsam erkennen wir mehr, als einer allein. Wichtig wird sein, dass das Wirken des Geistes nicht gehemmt wird; dass ganz viele und sehr unterschiedliche Menschen zu Wort kommen; dass die Verlorenen oder die im Nebel Stehenden mit einbezogen werden, die Fremden und Fernen, aber auch die lange Vergessenen und genauso die Altbekannten. Der Geist bringt Neues, wenn nicht schon am Anfang klar ist, wohin es gehen soll. Der Plan Gottes ist verborgen und er zeigt sich den Unzeitgemässen, den Hirten und Bauern, den Verstossenen und Vergessenen und gerade das vergessen wir so oft.