Am Mittwoch besuchte Bischof Markus Büchel die Seelsorgeeinheit Bad Ragaz Taminatal, dies im Anschluss an die alle vier Jahre stattfindende Visitation durch Generalvikar Guido Scherrer. Anlässlich dieser Pastoralbesuche ist es dem Bischof ein Anliegen, etwas Typisches aus der Region kennenzulernen, ein Gespräch mit dem Pastoralteam zu führen und den Puls der Gläubigen im Gottesdienst und in Begegnungen zu spüren.
In Bad Ragaz ergab sich eine spezielle Konstellation, denn Bischof Markus ist gut bekannt mit den Initianten der seit 2000 bestehenden und unterdessen weltbekannten Skulpturenausstellung Bad RagARTz: Der Arzt Rolf Hohmeister war sein Nachbar und 1976 Tafelmajor an der Primizfeier des heutigen Bischofs, Esther Hohmeister drückte mit ihm zusammen die Schulbank in Rüthi. So kamen Markus Büchel und zwei Begleitpersonen aus dem Ordinariat sowie das Pastoralteam in den Genuss einer ganz speziellen Führung durch das Ehepaar Hohmeister.
Tiefe Botschaften
Beide engagieren sich schon seit Jahrzehnten für die Kultur in der Region. Europas grösster Skulpturenpark verzeichnet 2018 rund eine halbe Million Besucherinnen und Besucher, 2000 Künstler hatten sich im aktuellen Jahr für eine Teilnahme beworben, 80 wurden ausgewählt. Sie stellen weit über 400 Kunstwerke aus. Aus Zeitgründen war die Gruppe mit Golfwagen unterwegs und genoss die exzellenten Erklärungen von Rolf Hohmeister zu den einzelnen Kunstwerken, deren Wirkung im sozialen Raum des Ortes wie in der Natur berührend ist. Die Skulpturen sind optisch eindrücklich und vermitteln zugleich wesentliche, tiefe Botschaften in die heutige Welt zu Themen wie Spiritualität, Gerechtigkeit, Umweltschutz oder menschliche Gemeinschaft. Rolf Hohmeisters Führung war eine faszinierende Mischung aus Fakten über Werk und Künstler und philosophisch-spirituellen Gedanken. «Er wäre ein guter Prediger», sagte Bischof Markus Büchel anschliessend an das wunderbare Kulturerlebnis schmunzelnd.
Begegnungen
Nächster Programmpunkt war das vertrauliche Gespräch über den Visitationsbericht mit dem Pastoralteam der Seelsorgeeinheit. Hier wird jeweils die Situation der einzelnen Pfarreien sowie Fragen und Anliegen des Bischofs wie des Pastoralteams besprochen. Am frühen Abend feierten Menschen aus allen vier Pfarreien (Bad Ragaz, Pfäfers, Valens und Vättis) mit dem Bischof und den Seelsorgenden Gottesdienst. Markus Büchel forderte auf, sich im Wandel der Zeit mit der nicht immer einfachen Situation für die Kirchen auf die Mitte zu konzentrieren - die Frohbotschaft von Jesus-Christus. Er zitierte Paulus, der die Kirche als ein Leib und viele Glieder beschreibt. Dies bedeute, dass alle Getauften und Gefirmten Verantwortung tragen für die Gemeinschaft der Kirche, jeder Mensch habe seine Berufung und sei aufgefordert, Zeugnis von seinem Glauben zu geben.
Enge Personalsituation
Die Fragerunde im Begegnungszentrum wurde von Administrationsrat Fridolin Eberle moderiert. Hier kamen Themen wie Bussfeiern, das Pflichtzölibat für Priester oder die Jugendseelsorge zur Sprache. Die Antworten von Bischof Markus waren eine Mischung zwischen Katechese und Erklärungen über die aktuellen Diskussionen der Kirche. Gläubige aus Valens wünschen sich einen pensionierten, aber doch noch in einem gewissen Pensum mitarbeitenden Priester für ihr Dorf. Markus Büchel betonte, dass er der letzte wäre, der dies einem Interessenten verbieten würde. Leider sei aber noch keiner mit diesem Wunsch gekommen. Auch diese Frage zeigte, was auch viele bedrückt: die Personalsituation ist eng, nicht allein bei den Priestern, sondern bei allen Seelsorgeberufen. Dies führte wieder zurück zur Predigt: Alle Getauften sind eingeladen, ihre Talente einzubringen zugunsten der kirchlichen Gemeinschaft, die als Abschluss des Pastoralbesuches beim anschliessenden Apéro wieder spürbar wurde. Diverse Pfarreiangehörige sprachen den Bischof direkt an mit ihren Fragen, was Markus Büchel immer sehr schätzt. (BistumSG/Sabine Rüthemann)
Die Ausstellung Bad RagARTz ist noch bis zum 4. November geöffnet: