«Von aussen kann es nach Spiel und Spass aussehen. Aber Spass ist nicht der eigentliche Fokus.» Die Rede ist von Erlebnispädagogischem Arbeiten im Kontext der Jugendarbeit. Davon handelte das 31. Diözesanforum für kirchliche Jugendarbeit «Spürbar. Zur Qualität der Erlebnisse Junger Menschen», das vergangene Woche in St.Gallen stattgefunden hatte.
Das Diözesanforum ist fachliche Auseinandersetzung und Begegnungsanlass für ein breites Publikum zugleich. Unter den rund 80 Teilnehmenden fanden sich Fachpersonen der kirchlichen Jugendarbeit, freiwillig engagierte in diesem Bereich, Mitglieder aus Kirchenverwaltungs- und Pfarreiräten, sowie Vertreter der Bistumsleitung und der Bischof selbst.
Es geht um eine Entwicklung
Auf einen besinnlichen Einstieg in der Kirche folgte im Begegnungszentrum das Referat von Debora Widmann, einer Expertin für Erlebnispädagogik im kirchlichen Kontext. Anschaulich, interaktiv und kurzweilig machte sie die Teilnehmenden mit den theoretischen Grundlagen vertraut. Sie stellte gleich zu Beginn klar, dass Erlebnispädagogisches Arbeiten von aussen betrachtet den Eindruck erwecken könne, dass es nur um Spiel und Spass gehe. Aber Spass sei nicht der eigentliche Fokus. «Es ist zwar schön, wenn es Spass macht, aber das Ziel ist es, dass junge Menschen eine Entwicklung vollziehen.» Sie zeigte anhand der E-Kette (Ereignis – Erlebnis – Erfahrung – Erkenntnis – Erprobung – Entwicklung) auf, wie das gelingen kann, worauf es ankommt und was es auszuhalten gilt. Dabei wurde deutlich: Erlebnispädagogik ist eine ganzheitliche Methode, die Kopf, Herz und Hand im Dreiklang anspricht, und sie ist ergebnisoffen. D.h. jungen Menschen wird zugemutet, etwas selbst zu erleben und daraus die je eigenen Schlüsse zu ziehen. Im kirchlichen Kontext gälte es hier darauf zu vertrauen, «dass Gott sich zeigt, wenn wir ihn suchen. Ich muss nicht machen, dass die Jugendlichen glauben». Aber Jugendarbeitende können Räume für Glaubenserfahrungen öffnen, E-Ketten anschubsen und darauf setzen, dass die jungen Menschen eine Entwicklung vollziehen und ihren je eigenen Weg zu Gott finden.
Bereichert auf den Heimweg
Eine wohltuende Pause mit Bratwurst und Veggieburger stärkte die Teilnehmenden für den zweiten Teil des Abends, das Podium mit Praxisexpert:innen aus dem Bistum St.Gallen. Die drei akj-Stellenleitenden, Andrea Richner, Uwe Rohloff und Kornel Zillig verdeutlichten mit ihren Stellungnahmen, wie Erlebnispädagogik vor Ort ganz konkret umgesetzt wird. Es wurde greifbar, was Segeltörns, Flossbau und -Fahrten, oder Firmreisen auf dem Hausboot sowohl bei teilnehmenden Jugendlichen als auch bei leitenden Fachpersonen auslösen, wie E-Ketten ins Rollen kommen, und wo oft auch etwas unsichtbar passiert. Je mehr sie berichteten, desto mehr erfüllten ihre Freude und Begeisterung das Begegnungszentrum. Nach dem abschliessenden Impuls des DAJU Teams und den Dankesworten des Bischofs gingen viele der Teilnehmenden zufrieden bis beflügelt nach Hause. So verabschiedete sich eine Jugendarbeiterin: «Ich gehe bereichert nach Hause, und weiss wieder, warum ich in der Kirche arbeite». Eine andere fügte hinzu: «Für mich bestärkt diese Veranstaltung den Fakt, dass Jugendarbeit einfach mega cool ist.». Und eine Kirchenverwaltungsrätin meinte: «Es ist eindrücklich zu sehen, wie viele Personen sich in unserem Bistum für die kirchliche Jugendarbeit engagieren. Und das sehr professionell.» Die Daju, Fachstelle Jugendarbeit im Bistum St.Gallen, freut sich, wenn die Erkenntnisse des Diözesanforums 2023 in den vielfältigen Bereichen der Kirche weiterwirken! (Stefania Fenner)