Der Stiftsbezirk St. Gallen trägt seit 25 Jahren das Label Unesco-Weltkulturerbe. Das Jubiläumswochenende vom 25. und 26. Oktober bietet vielfältige Einblicke hinter sonst verschlossene Türen. Neben 25 Führungen verschiedenster Art bespielt der vom Klangturm der "expo 02" bekannte Klangarchitekt Andres Bosshard den Klosterhof. Im Ratsstübli, im Hofkeller und im Lapidarium werden Speis und Trank serviert.
Im Frühjahr dieses Jahres unterzeichneten Vertreterinnen und Vertreter von Stadt und Kanton St. Gallen, dem Bistum St. Gallen und dem katholischen Konfessionsteil des Kantons St. Gallen die Charta für den Stiftsbezirk. Hauptzweck dieser Charta ist "…dieses historische Erbe so zu erhalten, dass es auch in Zukunft mit kirchlichem, kulturellem, wissenschaftlichem, schulischem, gesellschaftlichem, politischem und touristischem Leben erfüllt bleibt". Das Weltkulturerbeforum, in dem die vier Charta-Unterzeichnenden vertreten sind, übernimmt seither die Aufgabe, diesem Zweck nachzukommen.
Vor 25 Jahren erhielt der Stiftsbezirk St. Gallen zusammen mit dem Kloster Mustair und der Altstadt von Bern als erste Schweizer Städte die Auszeichnung Unesco Weltkulturerbe. Das Jubiläum bietet eine gute Gelegenheit, dieses historische Erbe und das vielfältige Leben darin einem breiten Publikum zu zeigen.
Von Werbefilm bis Kirchenschatz
25 Führungen machen Bekanntes und Unbekanntes aus Vergangenheit und Gegenwart zugänglich. Im Staatsarchiv beispielsweise werden Werbefilme aus den 60-er Jahren vorgeführt. Das Staatsarchiv versteht sich als Gedächtnis des Kantons. Als grösstes Archiv der Nordostschweiz macht es staatliches Handeln erforschbar und dokumentiert die Landesgeschichte. Zeitgenössische Überlieferungsbildung und die Sorge um verschiedenste Informationsträger stellen heute ganz besondere Anforderungen. Zu diesen Schätzen gehören auch Filme, die das wirtschaftliche und soziale Leben im Kanton St. Gallen dokumentieren.
Der Nordturm der Kathedrale mit seiner prächtigen barocken Doppelturmfassade beherbergt die weit sichtbare und hörbare Turmuhr. Nebst dem grossen Geläut ist noch heute eine kleine Glocke zu hören, die ehemals die Mönche des Klosters zum Chorgebet rief – einige Minuten vor der Zeit. Eine Führung lässt hinter das Zifferblatt blicken. Da die obere Sakristei momentan renoviert wird, sind ausgewählte Stücke aus dem Kirchenschatz im Musiksaal zu sehen. Heilige in Silber und Gold, der Galluslöffel und das spätmittelalterliche Otmarsreliquiar sind einige der Prunkstücke dieser Sammlung.
Das Stiftsarchiv St. Gallen zeigt Schätze des frühen Mittelalters, und das bischöfliche Archiv öffnet ebenfalls seine Tore. Ausstellungen im Administrationsratssaal und im Kulturraum des Kantons runden das Angebot ab.
"Flying Gallus" sowie szenische Lesungen
Der Jubiläumsanlass wird akustisch untermalt von der raumgreifenden Klanginstallation des Künstlers Andres Bosshard, der an der Expo02 den Klangturm gestaltete. "Flying Gallus" macht an drei Orten im Klosterhof gesammelte Klänge hörbar aus Vergangenheit und Gegenwart des Klosters. An feinen Drähten schwebend erzeugen Lautsprecher einen atmosphärischen Raum, der durchwandert werden kann. Ergänzt von live eingespielten Interventionen werden die barocken Schaufassaden zum Klingen gebracht. Die Installation – ein Gespräch des Stiftsbezirks mit der belebten Stadtlandschaft – soll dem Wochenende einen Rahmen geben.
Im Saal des Kantonsgerichts lesen Mitglieder des Schauspiel-Ensembles vom Theater St. Gallen aus Original-Verhörprotokollen historische Gerichtsszenen. Im Kantonsratssaal tagt der Kantonsrat in einer speziellen Formation und behandelt spezielle Themen, darunter sicher auch "wegweisende" Abstimmungen. Die Inhalte und Voten spannen den Bogen von vergangenen Zeiten bis in die Gegenwart – von den Schauspielerinnen und Schauspielern mit einem Augenzwinkern vorgetragen.
Speis und Trank
Für den grossen wie den kleinen Hunger reichen Gastwirte lokale Köstlichkeiten. Im Ratsstübli bietet das "Café Gschwend" Kuchen, Kaffee und Klosterbrände an. Im Hofkeller serviert das "Restaurant Schlössli" raffinierte regionale Spezialitäten, wie original St. Galler Burgerpastete mit Krautsalat. Im Lapidarium bietet das Restaurant "Zum Goldenen Leuen" Bewährtes und Währschaftes an.
Auf dem Klosterplatz steht ein Pavillon mit Details zum Programm und zu den Führungen. Während der Veranstaltung steht ein Kinderhort zur Verfügung. Besucherinnen und Besucher werden gebeten, die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen.
25 Jahre Weltkulturerbe Stiftsbezirk St. Gallen: Samstag und Sonntag, 25. und 26. Oktober 2008, 12.00 bis 17.00 Uhr. Das detaillierte Programm können Sie beim Amt für Kultur des Kantons St. Gallen beziehen (Telefon: 071 229 21 50) oder unter www.kultur.sg.ch.