Der Ordinariatsrat des Bistums, der Kirchenrat der Evangelisch-reformierten Kirche und der Administrationsrat des Katholischen Konfessionsteils trafen sich kürzlich zur traditionellen gemeinsamen „St. Galler Sitzung“. Markus Büchel weilte zum ersten Mal als Bischof in der vertrauten Runde.
Seit einem Jahrzehnt bereits existiert der St. Galler Lehrplan, der den Kirchen das Recht und den Auftrag zuweist, im Rahmen der Schule, aber auf Kosten der Kirchen, Religionsunterricht zu erteilen. Dr. Helga Kohler-Spiegel und Kirchenrat Pfr. Martin Schmidt als Katechetik-Verantwortliche machten deutlich, dass beiden Kirchen daran gelegen ist, mit einem qualitativ hoch stehenden Angebot in Katechese und Religionsunterricht weiterhin Teil der St. Galler Schullandschaft zu bleiben. Sie leisten damit der Gesellschaft, die sich in den letzten Jahren der Notwendigkeit ethischer Werte wieder deutlicher bewusst wird, einen wichtigen Dienst. Die hier gelebte Ökumene trägt Früchte, der gemeinsame Auftritt als „starkes gemischtes Doppel“ lohnt sich.
Mittagstisch an Volksschulen
Der evangelische Kirchenrat hat bereits in seiner Oktobersitzung beschlossen, die kantonsweite Einführung von Mittagstischen zu unterstützen und die möglichen Rollen der Kirche und der Kirchgemeinden bei deren Realisierung sowie bei weiteren damit verbundenen Angeboten zu studieren. An der Sitzung signalisierten auch der Ordinariats¬rat und der Administrationsrat Bereitschaft, Möglichkeiten für einen interkonfessionellen Beitrag zu diesem „wichtigen Ort des Lebens“ zu diskutieren. Rund 70 Prozent der Familienfrauen sind heute berufstätig, 40 Prozent der Kinder bleiben teilweise unbetreut. Die Veränderungen in der Familienstruktur betreffen auch die diakonischen Aufgaben der Kirchen. An der gemeinsamen Sitzung wurde betont, dass der Mittagstisch als Tagesstruktur nicht das gemeinsame Essen in den Familien ersetzen, sondern als familienunterstützendes Angebot betrachtet werden soll.
Vereinbarungen Spitalseelsorge
Die Evangelisch-reformierte Kirche, Bistumsleitung und der Katholische Konfessionsteil haben im März 2006 die Zusammenarbeit mit den st. gallischen Regionalspitälern vertraglich geregelt. Alle Patientinnen und Patienten, aber auch Angehörige und Spitalpersonal können auf die Dienste geschulter Seelsorgerinnen und Seelsorger zählen. An der gemeinsamen Sitzung informierte Kirchenratspräsident Dölf Weder, dass die evangelisch-reformierte Kirche bereits acht neue kantonale Pensen geschaffen hat. Bischof Markus Büchel hat die zuständigen Spitalseelsorgerinnen und -seelsorger ebenfalls ernannt. Bei beiden Landeskirchen können weiterhin zusätzlich Seelsorger und Seelsorgerinnen der jeweiligen Patientenwohnorte Besuche machen. Mit dem Vertrag werden Aufgaben und Finanzierung der Spitalseelsorge auf eine einheitliche, verbindliche Basis gestellt. Voraussetzung für eine Anstellung für die Spitalseelsorge ist eine theologische Grundausbildung, Berufserfahrung und Zusatzausbildungen in Spitalseelsorge. Auf 1. Januar 2007 definitiv eingeführt wird zudem die oekumenisch getragene Seelsorge am Kinderspital St. Gallen.
Dank des Bischofs
Nach diversen weiteren Traktanden dankte Bischof Markus Büchel Pfarrer Dölf Weder, Kirchenratspräsident der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St. Gallen und Hardy Notter, Administrationsratspräsident, für die positiven und ermunternden Worte anlässlich seiner Bischofsweihe. Ebenfalls gefreut hat ihn, dass die St. Laurenzen¬kirche für die Übertragung zur Verfügung gestellt wurde. Mit einem Nachtessen ging die jährliche Sitzung der „Konfessions-Regierungen“ zu Ende. Die erfreuliche Zusammenarbeit, ein wichtiges Stück St. Galler Ökumene im Alltag, läuft in vielen Bereichen bis zum nächsten Treffen weiter.