Ein Beitrag zu "Gründonnerstag" von Renate von Rotz, Seelsorgerin/Theologin, Seelsorgeeinheit Rapperswil-Jona zum Start ins österliche Triduum:
Mit dem Donnerstag der Karwoche endet die österliche Busszeit. Die Bezeichnung Gründonnerstag kommt wahrscheinlich vom mittelhochdeutschen Wort «gronan», was weinen bedeutet und in manchen Dialekt noch hörbar ist, wenn Menschen «gränen» oder «greinen». Das Weinen hat ein Ende. In der frühen Kirche wurden die Büsser oder die «Weinenden», die während der vorösterlichen Zeit öffentlich Busse taten, wieder in die Gemeinde aufgenommen. Der Tag wird auch als hoch bezeichnet, denn in der Liturgie steht die Eucharistie, die Quelle und der Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens, im Mittelpunkt.
Das letzte Abendmahl
Nach seinem gefeierten Einzug in Jerusalem, wo Jesus wie ein König empfangen wird, schlägt die Stimmung um. Jesus weiss, dass sein gewaltsames Ende naht. So nimmt er seine engsten Begleiter, seine zwölf Jünger, zusammen, um noch einmal Mahl zu halten. Er hinterlässt einen Auftrag, der uns bis heute immer wieder zusammenruft und verbindet: das Brot brechen und den Kelch teilen zu seinem Gedächtnis. Sich versammeln, Gott danken und die Gaben teilen, um den bleibenden und stärkenden Bund mit Gott zu feiern.
Neuer Anfang
Der neue Anfang wird in der Liturgie mehrfach sichtbar. Die liturgische Farbe ist weiss, die Festfarbe. Trotz dem Wissen, dass am Karfreitag tiefe Trauer ihren Platz hat, so durchwebt schon der Glaube an die Auferstehung das Geschehen. Am Ende der Eucharistiefeier wird alles leer geräumt: Die Eucharistie aus dem Tabernakel wird in einer feierlichen Prozession übertragen an einen geeigneten Ort der Aufbewahrung bis in die Osternacht, der Altarschmuck und das Tuch werden entfernt.
Stille kehrt ein
Nachdem die ganze Fastenzeit kein Gloria erklungen ist, ertönt es in dieser Feier festlich mit Orgel und Glockengeläut. Aber es ist auch ein kurzzeitiger Abschied. Vielerorts schweigen die Glocken und die Orgel bis in die Osternacht, um den Charakter des Karfreitags zu unterstützen.
Zeichen der dienenden Liebe – die Fusswaschung
Dass Jesus nicht nur redet, sondern auch handelt, wird einmal mehr deutlich in der Fusswaschung, die im Johannesevangelium 13,1-20 überliefert wird. Jesus kniet sich vor seine Jünger, um ihnen die Füsse zu waschen und hinterlässt damit ein Beispiel der Liebe. «Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.» Joh 13, 15.
Auch ich habe Anteil
Das bleibende Vermächtnis von Jesus in der Eucharistie durch seinen Auftrag und die Fusswaschung sind Ausdruck der liebenden Hingabe, mit der Jesus gelebt und gewirkt hat. Wir haben Anteil, wenn wir die Liebe empfangen beim Gastmahl, wenn wir uns dem Geheimnis der bleibenden Gegenwart Gottes stellen und öffnen, auch wenn nicht alles verstehen können. Christus ist der Weg und die Quelle.