Alle zwei Jahre laden die evangelische und die katholische Kirche im Rahmen ihrer Jugendarbeit zur „Nacht der Lichter“ ein. Rund 2800 vorwiegend junge Menschen gingen am Samstag, 27. November, gemeinsam auf den Weg in die Adventszeit.
Warmes Licht durchflutete die Kathedrale. 2000 Kerzen waren von Helfern im Kirchenraum verteilt und angezündet worden. Weitere 2500 Kerzen wurden an die Eintretenden abgegeben. Zum Lied „Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht“ reichten die Jugendlichen einander das Licht weiter, bis rund 4500 Kerzen brannten. Die Tonlichter, die an der Nacht der Lichter angezündet wurden, stammen aus fairem Handel. Sie wurden in Tailand produziert. YMCA Thailand unterstützt die Schaffung selbständiger Werkstätten in verschiedenen Dörfern, in denen Frauen als Beitrag gegen die Landflucht ein Einkommen finden.
Vor allem aus dem Kanton St. Gallen, aber auch aus dem Fürstentum Lichtenstein, dem Thurgau und sogar aus Basel waren Jugendliche und Erwachsene für die Nacht der Lichter angereist. Wer keinen Platz mehr in den Bänken ergattert hatte, sass am Boden oder stand in den Gängen eng beisammen. Kurze Textimpulse und Taizé-Lieder prägten das Abendgebet. Ein ad hoc-Chor hatte schon am Nachmittag vor der Gebetsstunde mit Domkapellmeister Hans Eberhard geprobt und war danach zum Nachtessen eingeladen. Die Besucherinnen und Besucher hatten eine halbe Stunde vor Beginn zusätzlich Gelegenheit, sich für die Nacht der Lichter einzusingen. Die Lieder aus Taizé sind meist Lob- und Dankgesänge mit einer einfachen, eingängigen Melodie. Sie werden mehrmals wiederholt, alle können mitzusingen. Der vielstimmige Klang der Taizé-Lieder hüllte den Kathedralraum ein wie ein warmer Mantel. Ein spirituelles Erlebnis von besonderer Tiefe war auch die Schweigemedidation der rund 2800 Menschen in der Kathedrale. Eine wohltuende Stille abseits vom lauten und unruhigen Alltag, eine Möglichkeit, die Seele baumeln zu lassen, in sich hinein zu horchen.
Für Bischof Ivo Fürer und Kirchenratspräsident Dölf Weder war die Nacht der Lichter eindrückliches Zeichen für Friede, Licht, für die Nähe zu Gott. Sie beteten gemeinsam vor der Kreuzikone. Bis spät in die Nacht war die Kathedrale geöffnet, die jungen Leute stimmten im Chorraum immer wieder eines der Lieder an. Die Bischofswohnung stand den ganzen Abend offen. Kirchenratspräsident Dölf Weder und Bischof Ivo Fürer waren dort und freuten sich über Gespräche mit Jugendlichen und auch mit älteren Semestern.
Im Dekanats-Flügel gab es unterdessen Suppe und Brot für alle. Viele Helferinnen und Helfer hatten auch diesmal gewaltige Arbeit geleistet. Hauptsächlich getragen wird die Nacht der Lichter von der Arbeitsstelle Jugendfragen (AJ) der evangelischen Kantonalkirche sowie von der Fachstelle Jugendseelsorge (Daju) des Bistums St. Gallen. Jugendseelsorger aus unterschiedlichen Regionen helfen mit im OK.
Warum kommen soviele Menschen für die Nacht der Lichter nach St. Gallen? Die Antwort einer Benknerin fällt so jugendlich aus wie das Treffen ist: „Es isch eifach mega lässig!“. Etwas differenzierter ergänzt sie: „Die Stimmung in der Kathedrale ist wunderschön und ich spüre beim gemeinsamen Beten ein intensives Gefühl von getragen sein und von Zusammengehörigkeit“.