In Speicher feierten am Sonntag die Katholischen Kirchgemeinden Teufen-Bühler-Stein Nord, Gais und Speicher-Teufen-Wald die Errichtung der Seelsorge-Einheit Gäbris.
Der Symbolgehalt des Baums, wie er mit dessen Verwurzelung im Urgrund, mit dem Lebenssaft befördernden Stamm und mit der ausgreifenden Vielfalt der Krone zum Ausdruck kommt, verlieh der Feier im Speicherer Pfarreizentrum Bendlehn ein Stück jenes Wesentlichen, das in einer Seelsorge-Einheit zum Tragen kommen sollte. In der neu geschaffenen Seelsorge-Einheit Gäbris nährt viel Zuversicht die Erwartung, dass dies der Fall sein wird.
Zeit und Pflege
Im Beisein von Bischof Markus Büchel erlebten die von Pfarrer Josef Manser begrüssten Gläubigen aus den drei Kirchgemeinden einen stimmungsvollen Gottesdienst, den ein Streichquartett und Pianist Fréderic Fischer musikalisch sehr schön umrahmten. Wie ein Baum brauche auch eine Seelsorge-Einheit Zeit zum Reifen und entsprechende Pflege, gab Pfarrer Albin Rutz einen reissfesten gedanklichen Faden weiter.
Ihn nahm Rosmarie Wiesli für die Pauluspfarrei Speicher-Trogen-Wald auf, indem sie das aus dem Glauben schöpfende Wurzelwerk der Pauluspfarrei einem pastoralen Speicher für das Bistum gleichsetzte. Die Firmung mit 18 Jahren, der ökumenische Unterricht und das beherzte Engagement der Frauen seien beispielgebend.
Bodenständig – entwicklungsfreudig
Seelsorgerin Brigitta Schmid aus Gais ging vom Stamm als Metapher für Eigenständigkeit aus, wie sie für die Pfarrei Gais kennzeichnend sei. Verhaftet im Bodenständigen, aber gleichwohl offenen Sinnes – dies wolle man seitens von Gais in die Seelsorge-Einheit Gäbris einbringen. Diakon Stefan Staub aus Teufen sprach das entwicklungshaft-himmelan Strebende der Baumkrone an, das im Rahmen der Seelsorge-Einheit für Teufen-Bühler-Stein Nord irgendwie sinnbildlich geworden sei. Man könne von einem eigentlichen Paradigmenwechsel sprechen. Die neuen Seelsorgenden muteten der Pfarrei etwas zu, ohne aber die gewachsene Krone bis zur Unkenntlichkeit zurückzustutzen.
Bereitschaft spürbar
In seiner Predigt stellte Bischof Markus Büchel fest, dass in den drei Pfarreien die notwendige Bereitschaft spürbar sei, miteinander unterwegs zu sein, auch wenn sich Unterschiede feststellen liessen und die Kultur in den drei Pfarreien so erhalten bleiben dürfe, wie sie gewachsen ist. Wichtig sei es, allfällige Konflikte fair und in christlichem Geist auszutragen. Auch die Kirche befinde sich logischerweise auf dem Weg durch die Zeit, was mit unumgänglichen Veränderungen verbunden sei. Als Volk Gottes dürften wir uns aber stets geführt wissen.
Herausgefordert seien namentlich die Seelsorgenden. Sie müssten drauf achten, eine Seelsorge-Einheit nicht bloss in Organisation und Struktur aufgehen zu lassen; vielmehr müssten die Menschen im Zentrum stehen. Von Speicher aus gehe der Blick in die Weite, was man als Sinnbild für die Zugehörigkeit der Seelsorge-Einheit Gäbris zum Bistum und letztlich zur Weltkirche werten könne. Der Blick von Teufen aus richte sich in die Höhe, zum Licht – und damit über das Kreuz hin zur Erlösung im christlichen Glauben. Und wenn er an Gais denke, so komme es ihm als gebürtigem Rheintaler vor, als öffne sich von dort aus der Blick ins gelobte Land, meinte der Bischof mit einem Schmunzeln.
Dokument und Bäumchen
Vor der Messfeier verlas Peter Lampart, Personalleiter des Bistums St. Gallen, das offizielle bischöfliche Errichtungsschreiben für die Seelsorge-Einheit Gäbris, womit nun die 18. Seelsorge-Einheit im Bistum besteht. Ein ihre jeweiligen Aufgaben umschreibendes Dokument erhielten auch alle Seelsorgenden, verbunden mit der Übergabe eines Bäumchens. Zur gebotenen Sorge seitens des Bistums anempfohlen wurde aber auch die Seelsorge-Einheit Gäbris, indem auch der Bischof und der Personalleiter je ein Bäumchen erhielten. In den Fürbitten gaben Angehörige aus allen drei Pfarreien und aus allen Altersschichten ihren hoffnungsvollen Erwartungen Ausdruck.
Mit einem von den drei Pfarreiräten gemeinsam hergerichteten Apéro klang die Errichtungsfeier aus. Dabei zeigte sich, dass die Mitglieder der drei Pfarreien einander schon in mancherlei Hinsicht näher gekommen sind.