Im Gedenkjahr des Heiligen Otmar (er baute das erste Spital in der Schweiz) besucht Bischof Markus Büchel verschiedene Institutionen im Bistum St. Gallen, in denen kranke, betagte oder behinderte Menschen betreut werden. Vergangene Woche fand der erste dieser Pastoralbesuche im Johanneum in Neu St. Johann statt.
Bischof Markus Büchel und eine Delegation der Bistumsleitung wurden von Peter Röösli, Pädagogisch-therapeutischer Leiter und Verwaltungsleiter Rolf Rechberger durch die grosse Anlage inmitten der herrlichen toggenburger Bergwelt geführt. Im Johanneum leben Schüler, Jugendliche und Erwachsene mit Lernbehinderung unterschiedlichen Grades oder geistiger Behinderung. Gegründet wurde das Johanneum vor über 100 Jahren auf Initiative des kantonalen Lehrerverbandes, Menzingerschwestern waren über viele Jahre im Dienste der behinderten Menschen tätig. Das Johanneum hat sich zu einer moderne Bildungsinstitution für behinderte Menschen mit rund 230 Mitarbeitenden entwickelt, der Grundsatz „es gibt keine Bildungsunfähigkeit“ war damals keine selbstverständliche, aber höchst zukunftsweisende Aussage. Diesem Grundsatz ist das Johanneum bis heute treu.
Ausbildungsmöglichkeiten
Angeboten wird eine schulische Ausbildung sowie Berufsausbildungen. Erwachsene Johanneum-Bewohnerinnen und –Bewohner arbeiten in geschützten Werkstätten. Viele der 230 Betreuten leben in Internaten und werden in ihrer Freizeit intensiv begleitet. Ziel ist es, möglichst gute Grundlagen zu schaffen um Bewohnerinnen und Bewohner zu viel Selbständigkeit zu verhelfen und sie wenn möglich in die Arbeitswelt zu integrieren“, betonte Peter Röösli. Seelsorge und Gemütspflege gehören im Johanneum ganz selbstverständlich zum Angebot. Bischof Markus Büchel freute sich darüber, den Seelsorger des Johanneums, Christoph Brüning, persönlich kennenzulernen.
Der Bischof und seine Delegation (darunter der langjährige Pastoralassistent von Ebnat-Kappel, Franz Kreissl) hatten an diesem Tag ausführlich Gelegenheit, die verschiedenen Bereiche des Johanneums kennenzulernen. Die Führung begann – passend zum Anlass des Besuches (siehe Kasten) – in der Sonderschule Otmar und Gallus. Dort wurde gemeinsam gerechnet und gekocht. Im Rhythmik-Saal trafen sich vor dem Mittagessen alle Schülerinnen und Schüler, um einige Lieder zu singen. Bischof Markus Büchel sass mitten unter ihnen und sang mit Vergnügen mit.
Nach dem hervorragenden Mittagessen aus der Johanneum-Küche stand der Besuch von Ausbildungs-Werkstätten auf dem Programm. Metallbearbeitung, Textilwerkstatt oder Schreinerei - überall fühlten sich die Gäste sehr willkommen. Manche Bewohner kannten den Bischof aus Zeitungsbildern oder aus dem Fernsehen. Darum wurde er auch mal mit einem fröhlichen „Hoi Herr Bischof“ und „ich kenn di“ begrüsst. Bischof Markus Büchel interessierte sich sehr für die Ausbildungsmöglichkeiten im Johanneum. In den geschützten Werkstätten war es eindrücklich zu erfahren, wie viel Handarbeit beispielsweise hinter Post-it-Blöcken steht oder welche Einzelschritte nötig sind, bis ein Schweisser-Helm fertig montiert ist.
Besinnungsfeier zum Schluss
Den Abschluss des Pastoralbesuches bildete eine Besinnungsfeier in der Klosterkirche von Neu St. Johann. Der Bischof und seine Delegation schenkten den Johanneum-Bewohnerinnen und Bewohnern sowie den Betreuenden im Laufe dieser Feier rote Rosen und Biber in Herzform. Dies als kleines, aber verstehbares Zeichen dafür, dass alle Menschen genau gleichviel wert sind und die Liebe Gottes für alle Menschen da ist. Den Betreuenden dankte der Bischof bei dieser Gelegenheit für all ihr Engagement zugunsten der Menschen mit Behinderung, die im Johanneum leben und arbeiten.
Vier Sonderjahre bis zum Gallus-Jubiläum 2012
Der Heilige Otmar, erster Abt des Klosters St. Gallen, starb im Jahr 759, vor 1250 Jahren. Sein Lebenswerk war geprägt durch die Fürsorge für Arme und Kranke, er baute in St. Gallen das erste Krankenhaus in der Schweiz. Im Gedenken an den Heiligen Otmar setzt Bischof Markus Büchel in diesem Jahr einen besonderen Akzent auf die Diakonie, deshalb besucht er Heime, Kliniken und ein Gefängnis. Die kommenden Jahre sind Notker dem Stammler (Literatur und Musik), Wiborada (Schwerpunkt Frauenfragen) und 2012 dem grossen Jubiläum „1400 Jahre Gallus“ gewidmet. Er gab der Stadt und dem Kanton St. Gallen den Namen und steht für den Ursprung der christlichen Gemeinde in der Region.