Verschiedene Bischöfe und Äbte aus dem In- und Ausland feierten mit den St. Gallerinnen und St. Gallern den Festtag ihres Heiligen – des heiligen Gallus. Bischof Noël Treanor sprach von Gallus als Mensch, der das Wagnis der peregrinatio pro christo – das Leben in der Fremde unter fremden Menschen mit einer fremden Kultur eingegangen war um den Mitmenschen von Christus zu erzählen und dessen Lehre zu verkünden. „Sein Zeugnis für Christus, seine Art zu leben hat die Menschen inspiriert, zivilisiert und spirituell verwandelt“, sagte der irische Bischof. „Stadt, Kanton und Bistum tragen seinen Namen, Gallus hat ihnen eine Identität verliehen.“
Er war ein Irländer
Noël Treanor bat „die anwesenden Töchter und Söhne des heiligen Gallus“ um Nachsicht dafür, dass er sich betreffend Herkunft des hl. Gallus der traditionellen Sichtweise anschliesse: „Gallus brach als einer der Geführten von Kolumban vom Kloster Bangor aus auf, also unweit von Belfast, das im Bistum Down and Connor liegt. Unabhängig von der Herkunft sind für Noël Treanor wesentlichere Fakten: Gallus war Christ, Mönch, Gefährte von Kolumban, Berater in spirituellen und weltlichen Fragen. Er wurde zum Begründer einer Mönchstradition, die hier in St. Gallen ihre Blüte erlebte und Keim war für Glauben, Gottesverehrung, Mönchtum, Leben und Lernen. Der Festprediger zitierte den ehemaligen Fribourger Professor Gonzague de Reynold: „Selbst wenn sich um die Bistümer Regionen gebildet hatten, von denen sich später einige zu Kantonen entwickelten, so waren es die Klöster die die Erde urbar machten, den Menschen Bildung zukommen liessen und Zivilisation bis tief in die Alpen brachten. Und von all diesen Klöstern hiess das Kloster, dessen Ausstrahlung am weitesten reichte Sankt Gallen“.
Marginalisierung des Glaubens
Bischof Noël sprach auch über die heutige Marginalisierung des christlichen Glaubens in Europa und plädierte für einen im Glauben fundierten öffentlichen Diskurs über fundamentale menschliche und soziale Werte. Dieser sei teils sehr nebensächlich geworden, es fehle an Kraft und Energie, an der Inspiration des Glaubens an der Person Jesus Christus und an die von ihm verkündete gute Nachricht. Der irische Bischof zeigte sich überzeugt davon, dass der Glaube einen wichtigen und konkreten Beitrag zum Wohlergehen der Menschheit leisten kann. Dies hätten unterdessen auch Vertreter der säkularen Theorie erkannt, die heute grosse Anstrengungen unternehmen würden, um die Rolle des Glaubens für eine harmonische Gesellschaftsordnung einzubeziehen und zu verstehen. „Möge die lebendige Überlieferung des hl. Gallus wie auch jene des hl. Kolumban uns dazu inspierieren, die Schönheit des christlichen Lebens neu zu entdecken und im Dienst von Wahrheit und Gerechtigkeit zu handeln“, schloss Bischof Noël Treanor seine Predigt.
Geschenke zum Gallustag
Anschliessend überreichte Noël Treanor seinem Mitbruder im Bischofsamt einen Brief aus der Pfarrei Bangor und ein Bild, das Gallus mit Bärentatze und Kreuz zeigt. Bischof Markus Büchel dankte herzlich für dieses Zeichen der Verbundenheit zwischen Bangor und St. Gallen. Nach dem Gottesdienst waren alle Mitfeiernden zu Suppe und Brot auf dem Klosterplatz eingeladen. Hier wurde über die Predigt diskutiert und vielstimmig die wunderschöne Musik im Pontifikalamt gelobt. Der Dirigent Hans Eberhard, der Domchor, die Solist(inn)en sowie das Orchester haben den Menschen mit der ungarischen Krönungsmesse von Franz Liszt ein weiteres ganz besonderes Geschenk zum Jubiläums-Gallustag gemacht. (Sabine Rüthemann)