ST. GALLEN. Der evangelisch-reformierte Kirchenrat, der Katholische Administrationsrat und der Ordinariatsrat des Bistums St. Gallen treffen sich einmal jährlich zu Austausch und Information. Unter anderem wurden Fragen rund um den Religionsunterricht besprochen, das Strategiepapier „St. Galler Kirche 2015“ oder der Weg zum Gallusjubiläum 2012.
Bischof Markus Büchel begrüsste die Kirchenleitungen mit einem Zitat aus dem Lukas-Evangelium: „Legt Euren Gürtel nicht ab und lasst Eure Lampen brennen (Lk 12,35)“. Mit vereinten Kräften und über alle Verschiedenheiten hinweg nehmen die beiden Kirchen ihre Grundaufgabe wahr: die Frohbotschaft in die Welt zu tragen. Der Bischof freute sich über die in Kanton und Bistum St. Gallen ausserordentlich gute Zusammenarbeit der Kirchenleitungen – „dort, wo es sinnvoll ist und gemeinsam Aufgaben erfüllt werden können“. Das Treffen diente einerseits dem gegenseitigen Austausch, andererseits wurde über gemeinsame Anliegen und Aufgaben gesprochen.
„St. Galler Kirche 2015“
Dölf Weder, Präsident des Kirchenrates der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St. Gallen, stellte zu Beginn der Sitzung das Strategiepapier „St. Galler Kirche 2015“ vor. Es legt für zwölf Teilgebiete Leitziele fest, welche in den kommenden sieben Jahren für die Arbeit von Kirchgemeinden und Kantonalkirche wegleitend sind. Besondere Beachtung soll beispielsweise der Programmarbeit zukommen, welche sich durch Qualität, Innovation und Vielfältigkeit auszeichnet. Das 15-seitige Dokument wurde auf der Grundlage des Visitationsberichts 2007 des Kirchenrates sowie der Ergebnisse der Aussprachesynode und des kantonalen Kapitels von Pfarrpersonen und Sozial-diakonischen Mitarbeitenden erarbeitet. Anfang Dezember wird die Synode, das Parlament der reformierten Kirche, darüber befinden.
Ökumenischer Religionsunterricht
Nach einer Vakanz in der Bistumsleitung hatte der reformierte Kirchenrat Pfarrer Martin Schmidt nun über ein Jahr lang beide Kirchen in den Sitzungen mit dem Erziehungsdepartement des Kantons St. Gallen vertreten. Nun sind die katholische und evangelische Kirche wieder zu zweit unterwegs, um die aktuellen Fragen rund um den Religionsunterricht bearbeiten und klären zu können. Für Helga Kohler-Spiegel, die im Herbst 2007 die Bistumsleitung verlassen hat, ist Filippo Niederer seit dem 1. September 2008 neuer Leiter des Amtes für Katechese und Religionspädagogik. Der Religionsunterricht ist nach Ansicht der Kirchenleitungen in den Schulen des Kantons St. Gallen gut verankert. Auch von politischer Seite bestehe im Moment kein Interesse, den Religionsunterricht aus der Schule zu verbannen, sagte Martin Schmidt. Damit nicht zu kleine Religionsklassen entstünden, solle es im Einzelfall zukünftig leichter möglich sein, ökumenischen Unterricht zu erteilen. Rund 52 Prozent der Kinder im Kanton St. Gallen sind römisch-katholisch und 25 Prozent evangelisch-reformiert. Vor allem der Anteil von Kindern muslimischen Glaubens ist steigend. Die Kirchenleitungen unterstützen das Ziel, dass alle Kinder von der 1. bis zur 9. Klasse entweder den Religionsunterricht oder ein Ergänzungsfach wie „Ethik“ besuchen.
IDA-Spurgruppe
Bei der Auswertung der IDA-Woche (Interreligiöse Dialog- und Aktionswoche) 2007 wurde eine zu hohe Konzentration auf die Stadt St. Gallen festgestellt, 2009 soll die IDA-Woche dezentraler durchgeführt werden. Beide Kirchenleitungen unterstützen überdies das Anliegen der muslimischen Gemeinschaften nach eigenen Gräberfeldern, auf denen sie ihre Verstorbenen gemäss den muslimischen Ritualen bestatten können. Weitere Themen an diesem Abend waren das Gallus-Jubiläum 2012 und das grosse Diakonieforum vom 2. Mai 2009 in Gossau, das die evangelisch-reformierte Landeskirche und die Katholiken gemeinsam organisieren.