Frère Roger Schutz (90), Gründer der internationalen ökumenischen Gemeinschaft von Taizé wurde gestern Dienstag, 16. August, während des Abendgebets von einer psychisch kranken Frau mit dem Messer angegriffen und tödlich verletzt.
Geboren wurde Roger Schutz am 12. Mai 1915 in Provence (VD) als Sohn einer Französin und eines evangelisch-reformierten Pfarrers aus der Schweiz. Roger Schutz war Vorbild für Millionen von Jugendlichen, die jährlich zu zehntausenden nach Taizé pilgern. Zusammen mit seiner stetig wachsenden Gemeinschaft - heute leben 100 Brüder in Taizé - setzte sich Frère Roger für die Aussöhnung der Kirchen und für den Frieden ein. Seit Beginn der 40er Jahre entwickelte der reformierte Theologe Modelle zum Zusammenleben verschiedener Konfessionen. 1949 legten erstmals sieben Männer aus den Kirchen der Reformation die Ordensgelübde ab. Seit 1969 leben mit der Erlaubnis des Erzbischofs von Paris auch katholische Brüder in Taizé.
Frère Roger verkündete nicht allein die ökumenische Botschaft. Er war auch zeitlebens ein Mahner gegen das Vergessen der Benachteiligten in der dritten Welt. Bereits beim Ausbruch des zweiten Weltkrieges hatte der damals 25-jährige Roger Schutz Juden und Kriegsflüchtlinge in Cluny untergebracht. Später setzte er sich für Deutsche Kriegsgefangene ein, was im vom Krieg arg gebeutelten Frankreich nicht überall auf Verständnis stiess. Ab 1984 haben die Brüder der Communauté Niederlassungen in vielen Elendsvierteln der Südhalbkugel gegründet.
Eine ganz besondere Beziehung hatte Frère Roger zu den Jugendlichen. Die Ausstrahlung von Taizé als wichtiges Zentrum der europäischen Jugendseelsorge wurde immer grösser. Papst Johannes Paul II. begrüsste Frère Roger Schutz einmal mit den Worten: "Oh, Taizé, dieser kleine Frühling!". Auch im Bistum St. Gallen hat die Spiritualität der Communauté de Taizé tiefe Spuren hinterlassen. Zur Nacht der Lichter treffen sich jeweils an die 3000 Jugendliche und Erwachsene in der St. Galler Kathedrale. In allen Dekanaten werden Taizé-Gebete angeboten und unzählige Jugendgruppen aus unserem Bistum reisten ins Burgund, um einige Tage in der Taizé-Gemeinschaft mitzuleben und mitzubeten.
Dass Frère Roger Schutz ausgerechnet an dem Tag sterben musste, an dem Hunderttausende von jungen Christinnen und Christen aus aller Welt zum katholischen Weltjugendtag nach Köln pilgerten, ist umso trauriger.
Wir sind erschüttert über den gewaltsamen Tod von Frère Roger und sprechen der Gemeinschaft von Taizé unsere tiefe Anteilnahme aus. Im Gebet sind wir mit dem Verstorbenen und mit den Brüdern aus Taizé verbunden.