«Prozess Neuland» so nennt sich die Entwicklung im Bistum, welche zum Ziel hat, dass Kirche auch in Zukunft nahe bei den Menschen ist. Alle auf Augenhöhe, eine lebensbejahende, inklusive Kirche, wo jede Person mit ihren Fähigkeiten und Talenten gefragt ist, welche autobiografische Entwicklung wertschätzt und fördert und die Gewissheit hat, dass die Zusage Gottes allen Menschen gilt. Das ist Neuland!
Jede Woche schreibt eine Seelsorgerin oder ein Seelsorger zum kommenden Sonntagsevangelium eine biblische Inspiration, in der der Grundgedanke vom Prozess Neuland aufgenommen ist.
Aus dem Evangelium vom 4. August 2019, 18. Sonntag im Jahreskreis, Lk 12,13-21
Einer aus der Volksmenge bat Jesus: Meister, sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen! Er erwiderte ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbteiler bei euch eingesetzt? Dann sagte er zu den Leuten: Gebt Acht, hütet euch vor jeder Art von Habgier! Denn das Leben eines Menschen besteht nicht darin, dass einer im Überfluss seines Besitzes lebt. Und er erzählte ihnen folgendes Gleichnis: Auf den Feldern eines reichen Mannes stand eine gute Ernte. Da überlegte er bei sich selbst: Was soll ich tun? Ich habe keinen Platz, wo ich meine Ernte unterbringen könnte. Schliesslich sagte er: So will ich es machen: Ich werde meine Scheunen abreissen und größere bauen; dort werde ich mein ganzes Getreide und meine Vorräte unterbringen. Dann werde ich zu meiner Seele sagen: Seele, nun hast du einen grossen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iss und trink und freue dich! Da sprach Gott zu ihm: Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann das gehören, was du angehäuft hast? So geht es einem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber bei Gott nicht reich ist.
Gedanken zum Evangelium
Reich-sein vor Gott
Christen holen oft Schützenhilfe von Jesus. Wenn es um kirchliche Strukturen geht, beruft sich die Kirche gern auf Gottes Willen.
Im heutigen Evangelium wehrt sich Jesus jedoch gegen solch ideologische Fixierung von aussen: «Ich bin nicht euer Richter!»
Will sagen: Jede Gesellschaft muss die Zeichen der Zeit deuten und immer wieder neu entscheiden, was im Licht Gottes heute zu tun ist.
Reich-sein vor Gott bedeutet nicht materielle Gewinnmaximierung - erschöpft sich nicht in fixen alten Traditionen - füllt neuen Wein nicht in alte Schläuche - kann nicht zurück zu bequemen Fleischtöpfen Ägyptens.
Jede Zeit muss wieder neu nachdenken, was jetzt nachhaltiges Leben fördert. Der Schatz weiser Tradition ruht sich nicht auf Erreichtem aus, sondern setzt sich ein, um Gottes Liebe zum Durchbruch zu verhelfen.
Neuland kommt nur in Sicht, wenn wir alte Positionen zur Diskussion stellen und den Reichtum der vielfältigen Christenmenschen miteinander teilen.
So können wir uns an den Schätzen des Lebens erfreuen, uns heute neu entfalten, um wirklich vor Gott reich zu sein.