«Prozess Neuland» so nennt sich die Entwicklung im Bistum, welche zum Ziel hat, dass Kirche auch in Zukunft nahe bei den Menschen ist. Alle auf Augenhöhe, eine lebensbejahende, inklusive Kirche, wo jede Person mit ihren Fähigkeiten und Talenten gefragt ist, welche autobiografische Entwicklung wertschätzt und fördert und die Gewissheit hat, dass die Zusage Gottes allen Menschen gilt. Das ist Neuland!
Jede Woche schreibt eine Seelsorgerin oder ein Seelsorger zum kommenden Sonntagsevangelium eine biblische Inspiration, in der der Grundgedanke vom Prozess Neuland aufgenommen ist.
Aus dem Evangelium vom 1. Dezember 2019, 1. Adventssonntag, Matthäus 24, 29-44
Sofort nach den Tagen der grossen Drangsal wird die Sonne verfinstert werden und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Danach wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen; dann werden alle Völker der Erde wehklagen und man wird den Menschensohn auf den Wolken des Himmels kommen sehen, mit grosser Kraft und Herrlichkeit. Er wird seine Engel unter lautem Posaunenschall aussenden und sie werden die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, von einem Ende des Himmels bis zum andern.
Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist. So erkennt auch ihr, wenn ihr das alles seht, dass das Ende der Welt nahe ist. Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles geschieht. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.
Denn wie es in den Tagen des Noach war, so wird die Ankunft des Menschensohnes sein. Wie die Menschen in jenen Tagen vor der Flut assen und tranken, heirateten und sich heiraten ließen, bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging, und nichts ahnten, bis die Flut hereinbrach und alle wegraffte, so wird auch die Ankunft des Menschensohnes sein.Dann wird von zwei Männern, die auf dem Feld arbeiten, einer mitgenommen und einer zurückgelassen. Und von zwei Frauen, die an derselben Mühle mahlen, wird eine mitgenommen und eine zurückgelassen. Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt.
Bedenkt dies: Wenn der Herr des Hauses wüsste, in welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, würde er wach bleiben und nicht zulassen, dass man in sein Haus einbricht. Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.
Gedanken zum Evangelium
Einiges in diesem apokalyptischen Text klingt in meinen Ohren heute vertrauter als noch vor einigen Jahren: Wie sich die Sonne verfinstert und die Sterne fallen, aber auch die Flut Noahs, die plötzlich hereinbricht und alles mitreisst – das sind keine abwegigen Hirngespinste. Die Vorstellung, die Erde als unseren Lebensraum und alle Naturgewalten zu kontrollieren, zu optimieren, folgenlos zu beherrschen, zerbricht gerade angesichts der Klimaveränderungen, angesichts der Szenarien, die wir bereits jetzt erleben und in Zukunft noch erleben werden: Dürren, Überschwemmungen, Kollaps der Biosysteme – all das ist nicht mehr undenkbar, sondern in eine greifbare Nähe gerutscht.
Wenn wir als Christinnen und Christen die Bibel als Wort Gottes ernst nehmen, das uns auch im heutigen Leben eine Richtschnur sein will und kann, dann gilt es, den Aufruf in diesem Text zu sehen: Es ist ein Aufruf zur Wachsamkeit, in jeder Stunde, jeder Minute. Es ist ein Aufruf zum Engagement, nicht zum verzweifelten Aufgeben, aber vor allem ein Aufruf, sich niemals zu sicher zu sein oder es sich bequem und zufrieden eingerichtet zu haben.