Reinhard Braun, Leiter der Fachstelle kirchliche Jugendarbeit im Bistum St. Gallen (DAJU) geht in Pension.
1991 beauftragte der damalige Bischof Otmar Mäder den Jugendseelsorger Reinhard Braun, die Fachstelle kirchliche Jugendarbeit im Bistum St. Gallen (DAJU) aufzubauen. Per Ende Juli geht der „Gründervater“ der DAJU in Pension. Er übergibt seinem Nachfolger Linus Brändle eine gut strukturierte Fachstelle und ein über Jahre geknüpftes Netzwerk der Jugendseelsorge im Bistum St. Gallen.
In 14 Jahren hat Reinhard Braun mit seinen Mitarbeitenden manches erreicht. Ein sehr wichtiger Schritt war die Schaffung von Arbeitsstellen kirchliche Jugendarbeit (akj) in den meisten Dekanaten. Praxisnahe Weiterbildungen für Jugendseelsorgende werden regelmässig angeboten, das „Diözesanforum kirchliche Jugendarbeit“ durchgeführt oder die „Nacht der Lichter“. Eine neuere Herausforderung in der Jugendseelsorge ist die Begleitung der „Firmung ab 18“. DAJU-Mitarbeiter André Böhning ist dafür vom Bischof beauftragt worden. Die DAJU engagierte sich ausserhalb der Diözese für Kinder- und Jugendprojekte in der dritten Welt, unter anderem gegen die Kinderprostitution in Thailand.
Offen und einladend
Die Fachstelle an der Webergasse 14 wurde im Laufe der Jahre zu einer „Gaststätte“ – offen und einladend für alle. Kommunikativ – so wie Reinhard Braun die Jugendarbeit grundsätzlich versteht - als zeitintensive Beziehungsarbeit. Ziel ist Jugendlichen zu helfen, eigenverantwortliche, selbstbewusste Persönlichkeiten zu werden. „Jugendarbeit darf keine andere Form von Konsum sein“, betont Reinhard Braun. Das spezifische an kirchlicher Jugendarbeit drückt der scheidende DAJU-Leiter in Fragen und nicht in fertigen Antworten aus: „Wie bringen wir junge Menschen dazu, dem Geheimnis ihres eigenen Lebens auf den Grund zu gehen? Wie kann jemand in seiner Lebensgeschichte Gott aufspüren und sich die Frage gefallen lassen, was dieser Gott von ihm ganz persönlich will?“. Der Theologe fordert eine Option der Kirche für Jugendliche und deren Gottesfrage. „In welcher Sprache, in welchen Bildern wir uns davon ergreifen lassen, wird zum Dreh- und Angelpunkt christlicher Zukunft“.
Nicht alles erreicht
Auf dem Hintergrund der zunehmenden Vermarktung und Fremdbestimmung von jungen Menschen ist dieses Konzept alternativ, für einige gar provokativ. Die Umsetzung der herausfordernden Art der Jugendpastoral steht und fällt mit den Personen, die mit Jugendlichen arbeiten. Die Zeit in der DAJU abzuschliessen mit dem Satz: „Toll, was wir alles geschafft haben“, steht ihm fern. Er gab immer noch Ideen, die nicht verwirklicht werden konnten.
Feuer entfacht
Reinhard Braun stand ein für seine Ideen und erregte ab und zu Anstoss. „Wer das nicht wagt, gibt auch keinen Anstoss“, sagt er. An der Abschiedsfeier vom vergangenen Freitag in den DAJU-Räumen wurde seine Zeit als DAJU-Leiter auch deswegen gewürdigt. Bischof Ivo Fürer sprach von „intensiven Diskussionen über Zielsetzungen der Fachstelle im Vergleich mit den praktischen Möglichkeiten“ und bilanzierte schliesslich: „Durch Dich wurde die DAJU zum Begriff in der Diözese“. Helga Kohler-Spiegel, Leiterin des Amtes für Katechese und Religionspädagogik und ihr Vorgänger, Philipp Hautle, lobten die Aufbauarbeit von Reinhard Braun: „Vieles wird uns weiterbegleiten“. Ignaz Zimmermann, ehemaliger Kollegienrat/Präsident des kath. Kollegiums und Mann der ersten Stunde in der DAJU-Begleitkommission sprach von einem Stellenleiter der – sprudelnd vor Ideen – ab und zu an finanzielle Realitäten erinnert werden musste. Linus Brändle, neuer DAJU-Leiter meinte: „Nur wer selber brennt, kann in anderen ein Feuer entfachen. Reinhard hat das geschafft.“
Zur Person
Vor 25 Jahren kam Reinhard Braun mit seiner Frau Walburga aus Deutschland in die Schweiz. In Mainz und Bochum hatte er Theologie und Philosophie studiert. Zehn Jahre lang war er in Wittenbach-Kronbühl als Religionslehrer und Jugendseelsorger tätig, bevor er vor 14 Jahren zu 80 Prozent die Leitungsaufgabe an der DAJU übernahm. 20 Prozent war Reinhard Braun als Lehrer für Religion an der Pädagogischen Hochschule in St. Gallen tätig. Im Ruhestand wird Reinhard Braun eine Ausbildung zum Sozialtherapeuten beenden. Er hofft, sein Wissen später zugunsten jugendlicher Straftäter nützen zu können. Weiter will er Vorlesungen zur Gottesfrage und zur Zukunft des Christentums besuchen.