Der Schweizerischen Evangelischee Kirchenbund, die Schweizer Bischofskonferenz und die Christkatholische Kirche der Schweiz haben gemeinsam einen Brief zum Tag der Menschenrechte am Freitag, 10. Dezember veröffentlicht. Nachfolgend der volle Wortlaut dieses Briefes:
Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, nach dem Bilde Gottes schuf er ihn; als Mann und als Frau schuf er sie. (Gen.1:27) Dezember 2004 Liebe Schwestern und Brüder Eine der Schattenseiten der sich seit rund zehn Jahren entwickelnden neuen politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in Europa ist der markante Anstieg des Frauenhandels aus ärmeren in reichere Länder zum Zwecke der Zwangsarbeit, Zwangsheirat oder Prostitution. Kein Land ist von diesem Handel unberührt, entweder als Ursprungsland, als Destination oder auch als Land, wo Reisedokumente oder Heiratszertifikate leichter als anderswo erhältlich sind. Der Handel mit Frauen wird von einer Mauer des Schweigens umgeben, weswegen es schwierig ist, zu exakten Statistiken zu kommen. Die Vereinten Nationen schätzen die weltweite Zahl von Frauen, die jährlich in die Netze von Menschenhändlern geraten, auf zirka 700'000. Auf das Problem des Menschenhandels spezialisierte Nichtregierungsorganisationen und Behörden schätzen, dass mehr als 100'000 Osteuropäerinnen im Zusammenhang mit Frauenhandel ausserhalb ihrer Heimat leben. Die Anzahl von Frauen und Mädchen, die aus dem Balkan, dem Mittleren Osten, aus Afrika, Asien und Lateinamerika nach Europa kommen, ist ebenfalls erkennbar am Steigen. Frauenhandel ist ein komplexes Problem, für das es keine einfachen Lösungen gibt. Unter hartem ökonomischem Überlebensdruck und in der Hoffnung auf ein besseres Leben für sich und ihre Familien lassen sich viele der betroffenen Frauen auf hohle Versprechungen und vermeintlich gute Jobverpflichtungen im Westen ein. Die Realität, die auf sie zukommt, ist ihnen meist nicht klar. Oft merken sie erst nach ihrer Ankunft in einem Destinationsland, dass sie gar kein Recht auf eine Arbeits- oder Aufenthaltsbewilligung haben, oder bloss zeitlich begrenzt bleiben dürfen. Sie landen in der Illegalität oder rutschen in eine Situation, in der sie verschiedenstem Druck ausgesetzt sind. Sie stehen zwischen den Behörden, ihrem Arbeitgeber, ihren Klienten, (im Falle einer Zwangsehe) ihrem Mann und den Menschenschmugglern. So finden sie sich in einem komplexen Netzwerk von Bedingungen und Umständen wieder, aus dem es kaum ein Entrinnen gibt. Auch in der Schweiz gibt es einen Markt für Frauen, also eine Nachfrage und entsprechende wirtschaftliche Interessen. Gerade die Nachfrageseite des Problems bleibt meist hinter einer Mauer des Schweigens verborgen. Mit dem diesjährigen Menschenrechtstag am 10. Dezember unterstützen unsere Kirchen die Anstrengungen gegen den Frauenhandel und dessen Folgen. Für uns ist es Teil unseres Engagements im Rahmen der ökumenischen Dekade zur Überwindung von Gewalt, denn Frauenhandel übt Gewalt an Frauen aus. In diesem Ansinnen sehen wir uns auch eins mit der Konferenz Europäischer Kirchen und deren Arbeitsgruppe zu Frauenhandel. Frauenhandel missachtet die von Gott verliehene Würde des Menschen. Alle, die an Frauenhandel direkt oder indirekt teilhaben, ihn fördern oder dulden, sind aufgefordert, ihr Verhalten zu ändern. Wir empfehlen Ihnen den kommenden Tag der Menschenrechte sehr und hoffen, dass die Anstrengungen und das Engagement gegen den Frauenhandel grossen Widerhall in unseren Gemeinden finden werden. Für die Adventszeit und das kommende Weihnachtsfest wünschen wir Ihnen, liebe Schwestern und Brüder, Ihren Familien und Gemeinden den Segen unseres Herrn Jesus Christus.