«Ich setzte meinen Fuss in die Luft und sie trug.» – unter dieses Motto stellen die Veranstalterinnen den Wiboradatag 2025. Seit 2016 pilgern Frauen und Männer jedes Jahr am 2. Mai für eine Kirche mit* den Frauen. Es ist ein gemeinsamer Weg für die Zukunft der Kirche. In diesem Jahr führt er von Bernhardzell über die Spisegg zur Kathedrale in St.Gallen. Start ist um 9.45 Uhr. «Im vergangenen Jahr waren rund 100 Menschen gemeinsam unterwegs. Alle sind willkommen!», sagt Antonia Federer. Sie pilgerte 2013 in Teilstrecken mit der Gruppe nach Rom und wird auch dieses Jahr dabei sein. Um 16 Uhr kommen die Pilgerinnen und Pilger im Chorraum der Kathedrale an und feiern einen Gottesdienst. Begleitet wird dieser von einer Kunstperformance von Hans Thomman: 'Schwebendes Kreuz'. Nur so viel sei verraten: Es geht ab in die Luft. Antonia Federer ist gespannt. Sie freut sich auf den Tag, der in ihrem Kalender immer dick eingetragen ist: «Der Wiboradatag ist Tradition. Ich geniesse jeden Moment, seien es die Gespräche, das Schweigen, das Zmittag. Dieser Tag stillt ein Stück meiner spirituellen Sehnsucht: miteinander wandern, leben, feiern.» Besonders berührend sei jeweils der Abschluss im Chor der Kathedrale. «Für mich immer ein Beispiel, wie Kirche auch sein kann.»
Uraufführung der Wiboradaerzählung
Um 19.30 Uhr wiederum findet im Rahmen des Wiboradatages ein weiteres Highlight statt. Die Ostschweizer Märchenerzählerin Moni Egger präsentiert in der Kirche St.Mangen die Uraufführung der Wiboradaerzählung. In «Wiborada. Ein Frauenleben im frühen Mittelalter» erzählt Moni Egger die Geschichte Wiboradas auf Schweizerdeutsch, von der Kindheit und bis über ihren Tod hinaus, nah an den legendarisch überlieferten Ereignissen und den historischen Begebenheiten jener Zeit. Sie geht der Frage nach, was in unsicheren Zeiten Halt geben kann und Sicherheit stiftet, wenn die Welt aus den Fugen zu geraten scheint. Moni Egger ist fasziniert von dieser Epoche. Sie sagt: «Im frühen Mittelalter herrschte eine gewisse Weltuntergangsstimmung.»
Begleitet wird sie dabei durch das Vokalensemble Klosterhofquartett mit Bettina Kugler (Sopran), Rita Keller (Alt), Christoph Strässle (Tenor) und Walter Raschle (Bass). Die Vorführung in St.Gallen ist kostenlos. Möglich machen dies Spenden der Sponsoren wie der Arnold-Billwiller-Stiftung, der E. Fritz und Yvonne-Hoffmann-Stiftung, dem Erwachsenenbildungsfond der evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St.Gallen, Kultur St.Gallen Plus sowie der Stadt St.Gallen. Nach der Uraufführung in St.Gallen geht die Erzählperformance auf Tournee und wird unter anderem in Wil, Thalwil und Zürich aufgeführt.
9.45 Uhr: Besammlung beim Alterszentrum Wiborada in Bernhardzell
Ab 10.45 Uhr: Pilgerweg zur Kathedrale St.Gallen mit Impulsen
16 Uhr: Gottesdienst im Chorraum der Kathedrale mit Überraschungsperformance
19.30 Uhr: Uraufführung der Wiboradaerzählung in der Kirche St. Mangen
Wer nicht den ganzen Weg gehen will, darf jederzeit ‘einsteigen’ oder einfach auf den Gottesdienst die Kathedrale kommen.
Das Wiborada-Projekt
Wiborada von St.Gallen ist eine der drei St.Galler Stadtheiligen. Mit dem Projekt Wiborada 2021-2026 möchte ein Team der evangelisch-reformierten und römisch-katholischen Kirche der Heiligen den Platz in der Geschichte einräumen, der ihr gebührt. Vom 25. April bis 30. Mai 2025 lassen sich vier Frauen und ein Mann für je eine Woche in der nachgebauten Wiborada-Zelle bei St. Mangen einschliessen, um Wiborada nachzuspüren. Ihr Fenster zur Stadt öffnen sie täglich von 12.30-13.30 Uhr und von 17.30-18.30 Uhr und stehen für Gespräche zur Verfügung. Interessierte können jeweils freitags um 18.30 Uhr den Wechsel der eingeschlossenen Personen miterleben. Mehr Informationen und das Rahmenprogramm zum Wiborada-Projekt unter: https://wiborada.sg
Den Auftakt des Wiboradatags machte 2013 das Pilgern nach Rom mit der «Kirche mit* den Frauen». Damals machte sich die Gruppe am 2. Mai auf den Weg von St.Gallen nach Rom.