Das Domkapitel berät den amtierenden Bischof und es wählt jeweils auch seinen Nachfolger. Doch wer sind die 13 Persönlichkeiten? Heute lernen wir Michael Pfiffner, Pfarrer in der Seelsorgeeinheit Neutoggenburg, besser kennen.
Was waren Ihre wichtigsten Stationen im Leben?
Ich bin in St. Margrethen aufgewachsen. Dort habe ich die Primar- und Sekundarschule besucht, anschliessend die Kantonsschule in Heerbrugg, das Theologiestudium in Luzern (unterbrochen von einem Jahr in Innsbruck), das Pastoraljahr in St. Otmar, St. Gallen. Die Priesterweihe durfte ich 1997 in meiner Heimatpfarrei St. Margrethen empfangen. Meine erste Stelle als Vikar war in Henau-Niederuzwil. Nach fünf Jahren wechselte ich als Vikar nach Buchs-Grabs, in die dann entstehende Seelsorgeeinheit Werdenberg. 2007 bis 2021 war ich Pfarrer in der Seelsorgeeinheit Obersee, seit 2021 bin ich Pfarrer in der Seelsorgeeinheit Neutoggenburg. Prägend für meine kirchliche Berufung war sicher meine Zeit als Jungwachtleiter in St. Margrethen. Viel profitieren durfte ich in meiner Zeit bei der DAMP (Deutschschweizerische Arbeitsgruppe für MinistrantInnenpastoral), sei es als Bistumsvertreter oder dann als Präsident der DAMP und Landesvertreter beim internationalen Ministrantenbund. Die Erfahrungen als Radioprediger bei Radio SRF waren ebenfalls sehr gut.
Beschreiben Sie sich in ein paar Sätzen.
Ich würde mich als ruhig und zurückhaltend bezeichnen. Ich kann gut zuhören. Ich bin gerne Wegbegleiter und Organisator.
Was braucht die Kirche aus Ihrer Sicht am dringendsten – heute und auch in die Zukunft gedacht?
Gerade in der aktuellen Situation, in der die Kirche mit der Missbrauchs-Studie steht, braucht sie vor allem wieder das Vertrauen der Menschen. Vertrauen ist auch das Wichtigste im Blick auf die Zukunft. Dazu keine Angst vor Veränderungen zu haben – diese hat es in der Kirche immer wieder gegeben und wird es immer geben. Und wenn die Kirche diese verschläft, werden äussere Umstände sie dahin bringen.
Was darf in der Kirche nie verloren gehen?
Ihre Sakramentalität. Ich erlebe es als grosse Stärke und Hilfe, die wir als Kirche haben, dass wir die Menschen an allen wichtigen Momenten von der Geburt bis zum Tod mit besonderen Zeichen und Ritualen begleiten und sie auf das Göttliche hinweisen können.
Sie müssen das Vertrauen der Menschen in die Kirche wieder aufbauen/stärken: Welche Massnahme treffen Sie?
Es braucht Authentizität auf allen Ebenen: von den Freiwilligen bis zu den Mitarbeitenden. Wenn wir unseren Glauben echt und mit Begeisterung leben und weitergeben können, erleben andere Menschen, wie befreiend und tragend unser Glaube sein kann.
Fünf Fähigkeiten, die ein Bischof in der heutigen Zeit mitbringen muss?
- Authentizität.
- Visionen, wie die Kirche den Weg in die Zukunft gehen kann.
- Begeisterung vom und für den Glauben.
- Sensibel für die Zeichen der Zeit in Kirche und Gesellschaft.
- Belastbarkeit (für die Anliegen der Menschen im Bistum, seiner Mitarbeitenden und der Kirchenleitung in Rom).
Welche Anliegen würden Sie mit Papst Franziskus bei einem Abendessen besprechen?
Ich würde ihn darauf ansprechen, ob in der römisch-katholischen Kirche wirklich immer alles überall gleich sein muss, oder ob es nicht Bereiche gibt, bei denen die Kompetenzen an die Kirchen auf einem Kontinent oder sogar in einem Land abgegeben werden können.
Und ich würde ihn fragen, welche Chance er der argentinischen Nationalmannschaft an der Copa América gibt…
Welche Stelle in der Bibel berührt Sie?
Es ist die Erzählung vom brennenden Dornbusch. Mich berührt da, in was für einem innigen Rahmen Gott Mose erscheint, so gar nicht gewaltig und herrlich. Dazu auch die Zusage, die Gott Mose und seinem Volk – und damit auch uns heute macht: Ich bin da.
Was tun Sie, um einmal Pause von der Kirche zu machen?
Ich gehe gerne ins Kino oder geniesse die Natur.
Was ist das ‘Verrückteste’, das Sie je getan haben?
Das liegt jetzt zwar schon eine Weile zurück: Als Jungwachtleiter waren wir einmal beim River Rafting auf dem Rhein. Die Gewalt der Natur für einmal so unmittelbar zu spüren und ihr ein Stück weit ausgeliefert zu sein war eine eindrückliche Erfahrung.
Welcher Mensch hat Sie sehr beeinflusst?
Da gibt es mehrere; es sind vor allem diejenigen, die mir zugetraut haben, den Weg hin zur Seelsorge zu gehen.
Welches ist für Sie der schönste Ort?
Das ist der Chapfensee oberhalb von Mels. Als Kinder und Jugendliche haben wir ihn mit der Familie immer wieder in den verschiedenen Jahreszeiten umrundet. Der See und die umliegenden Feuchtflächen haben mich immer schon fasziniert.
Was kann man nicht mit Worten ausdrücken?
Einen Schwamm…
Aber ernsthaft: Extreme wie grosse Freude oder tiefe Trauer machen mich sprachlos.