In einer belasteten Zeit durch Kriege, Flüchtlingsnot und Armut wird die Sehnsucht nach Halt und Sinn grösser. Mit dem Auftrag «Freude und Hoffnung, Trauer und Angst» mit den Menschen zu teilen, wäre die Kirche jetzt erst recht gefragt. Doch die von den Bischöfen, den Kantonalkirchen und den Ordensgemeinschaften in Auftrag gegebene Pilotstudie sexueller Missbrauch hängt wie eine dunkle Wolke über der katholischen Kirche.
Bischof Markus sagt es deutlich: «Wenn ich künftig meinen Glauben an die heilige, katholische Kirche bekenne, dann werde ich immer auch die sündige Kirche mitdenken». Das Ausmass an krimineller, krankhafter Energie das ans Licht kam, so betont der Bischof, bleibe unentschuldbar und unerklärlich. Die Institution Kirche zu schützen sei viel zu oft vor dem Schutz der Opfer gekommen, was heute unverständlich sei. Damit spricht Bischof Markus auch an, dass die allermeisten Vertuschungen vor 30 und mehr Jahren geschehen sind, das bestätigt auch die Vorstudie. Für die Opfer spielt das keine Rolle, sie leiden oft ein Leben lang.
Der Bischof schaut aber auch zurück auf die vergangenen 20 Jahre, in denen Verfahrenswege im Bereich sexuelle Übergriffe geklärt worden sind und ebenso die Prävention im Bereich sexueller wie geistlicher Missbrauch. Das Ziel einer Kirche der Gleichstellung, auch das verschweigt Markus Büchel nicht, ist noch nicht erreicht. Bischof Markus dankt in seinem Brief allen, die unterscheiden zwischen berechtigter, notwendiger Kritik und der totalen Ablehnung der christlichen Botschaft. Und allen, die persönlich weiterhin dem Ruf Gottes folgen, auch wenn sie von Amtsträgern und ihren Missetaten enttäuscht sind. Zum Schluss zeigt sich Markus Büchel überzeugt, dass die Kirche Jesu Christi Zukunft hat, wenn der Geist Gottes darin Raum findet und wenn die Zuwendung zu den Menschen, besonders den Armen und Ausgegrenzten, der Massstab des Handelns ist und bleibt.