Das Domkapitel berät den amtierenden Bischof und es wählt jeweils auch seinen Nachfolger. Doch wer sind die 13 Persönlichkeiten? Heute lernen wir Josef Benz kennen, Pfarrer in Berneck.
Was waren die wichtigsten Stationen in deinem Leben?
Alle Abschnitte meines Lebensweges waren prägend und bestimmend – begonnen in der Kindheit im Elternhaus, in der Familie, in der Ortsseelsorge. Die Patres im Gymnasium Marienburg in Rheineck und im Lyceum in der Klosterschule in Einsiedeln und auch die Professoren an der Theologischen Hochschule in Chur. Wie Mosaiksteinchen prägten und prägen sie mein Leben.
Was braucht die Kirche aus deiner Sicht am Dringendsten – heute und auch an die Zukunft gedacht?
Aus meiner vieljährigen Erfahrung in der Seelsorge interessieren mich pastorale Fragen auf der sakramentalen Basis. Wir brauchen Besinnung auf den Ursprung, (nicht nostalgisch): Woher kommen wir ,wohin gehen wir? Auch ein Bischof hat die Berufung, die Jesus Petrus gegeben hat: Weide meine (nicht deine) Lämmer, Schafe. Wir sind Kirche Jesu Christi, Leib Christi.
Was darf in der Kirche nie verloren gehen?
Grosse heilige Frauen und Männer – wie die heutige Heilige Theresia von Avila und andere mehr – weisen uns hin auf die Mitte. Heilige sind Antworten von oben auf Fragen von unten.
Ich denke, das darf die Kirche nie vergessen: Wo, bei wem ist ihr Ursprung. (vgl. Konzilsdokumente)
Du musst das Vertrauen der Menschen in die Kirche wieder stärken: Welche Massnahme triffst du?
Meine über 40- jährige Tätigkeit als Priester (Kaplan und Pfarrer) in verschiedenen Pfarreien und Funktionen (ich war auch 20 Jahre Feldprediger) zeigen und zeigten mir, die Kirche hat ihre Sendung und Berufung, wenn sie sich auf ihr «Kerngeschäft» besinnt, auf das, was die Welt den Menschen von heute nicht zu geben vermag.
Fünf Fähigkeiten, die ein Bischof in der heutigen Zeit mitbringen muss?
Christus zu verkünden ist unsere Berufung und Sendung. Es gibt nonverbale Verkündigung, die nicht durch Worte geschieht, sondern durch unser Leben. Und dies ist, so glaube ich, unser aller Berufung und Sendung, in welchem Beruf und Stand wir auch leben, ob als Bischof, Priester oder Laien, als Getaufte und Gefirmte.
Welche Anliegen würdest du mit Papst Franziskus bei einem Abendessen besprechen?
Christus in Wort und Sakrament zu verkünden und zu bezeugen ist die gerade auch von Papst Franziskus in heutiger Zeit geforderte Sendung und Berufung der Kirche. Die Sakramentalität der Kirche, in aller Unvollkommenheit auf ihrem Weg durch die Zeit, dürfen wir nicht vergessen. (siehe Mt 16,18.)
Welche Stelle in der Bibel berührt dich?
Eine wichtige Bibelaussage für mein Leben, gerade auch als Priester, ist die Frage Jesu, die er an seine Apostel richtet: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Wer bin ich für dich, für euch? Die dortige Antwort von Petrus (und auch die im heutigen Evangelium) ist für mich und mein Arbeiten und Wirken in Kirche und Welt wegweisend.
Welcher Mensch hat dich sehr beeinflusst?
Geprägt ist mein Lebensweg durch mein Elternhaus, die Seelsorger. Mein Vater war viele Jahre Sakristan und als Ministrant habe ich auch im Sakristanendienst mitgearbeitet. In meinen Schul- und Jugendjahren habe ich das Konzil und die damit verbundenen Veränderungen in der Liturgie in der Kirche erlebt. Theologiestudierende aus Fribourg haben uns im Gymnasium Marienburg in Rheineck über das Konzil und dessen Beschlüsse an Stellwänden berichtet und erzählt.
Ich denke, diese Konzilsbeschlüsse sollten uns bei unseren Überlegungen leiten: Das Dekret «Christus Dominus» über die Hirten der Kirche und das Dekret «Gaudium et Spes» und natürlich alle anderen auch. Es sind ja insgesamt 16 Konstitutionen, Dekrete und Erklärungen, die uns hinterlassen wurden und die der Glaubensverkündigung und Glaubensweitergabe dienen.
Welches ist für dich der schönste Ort.
Berührt haben mich immer wieder die Wirkungsorte Jesu im Heiligen Land. Ich durfte das Heilige Land mehrmals besuchen. Hier geschah das, was wir im Glauben feiern. Das kann man schwer mit Worten beschreiben; das muss man/frau gesehen, betrachtet, meditiert und erlebt haben.