Kathrin
Freust du dich auf Weihnachten, Carsten?
Carsten
Ja, eigentlich sehr. So die letzten zwei, drei Tage vor Heiligabend bin ich nur noch am Rumlaufen und versuche die letzten Dinge irgendwie zu regeln. Und dann bin ich einfach froh, wenn der Festtag da ist und wenn meine Leute einigermassen in Frieden miteinander klarkommen.
Kathrin
Einigermassen? (lacht)
Carsten
(lacht) Wenn sie einigermassen satt und müde sind… Das ist dann einfach nur noch schön. Wie erweckst du den Zauber der Weihnacht zum Leben, Kathrin?
Kathrin
Ich mag ja diesen Zauber wahnsinnig. Ich mag alles, was mit Weihnachten zu tun hat, Süsses, Lichter, Kerzen, Dekoration, das ist für mich Wärme und Geborgenheit.
Aber wir wissen, Weihnachten ist mehr als feines Essen und Musik. Da geht es um eine Geburt. Und ich finde, eine Geburt ist eben lange nicht immer Sternenglanz und Zauber und Magie. Eine Geburt kann auch etwas ganz Fürchterliches sein.
Carsten
Was meinst du damit?
Kathrin
Ich kenne inzwischen so viele Frauen, die auch heutzutage schwere Geburten haben. Fast jede Geburt ist ja schwer, voller Schmerzen, voller Blut, voller Überraschung, ist anders, als man sich das vielleicht erhofft oder gedacht hat. Und sehr viele Frauen erleben etwas ganz Schlimmes:
- Zum Beispiel, dass das Kind gleich nach der Geburt weg auf die Intensivstation muss,
- weil es nicht selber atmen kann,
- zu früh auf die Welt kam
- oder die Mutter vielleicht übertragen hat und das Fruchtwasser nicht mehr gut war.
Es kann so unglaublich viel passieren, und oft ist es eben nicht dieser Zaubermoment, den man sich bei der Krippe vorstellt, dass das Kind da liegt und gesund ist.
Carsten
Ich hab auch bei einer anderen Geburt gemerkt, wie zerbrechlich doch das Leben manchmal ist. Ich hatte den Eindruck, es läuft eigentlich alles halbwegs nach Plan. Und hinterher meinte der eine Arzt in einem Nebensatz, dass die Nabelschnur schon ziemlich am Hals gelegen hatte. Und dann denkst du dir auch «Ja, hoppla, es hätte so leicht etwas daneben gehen können».
Und selbst wenn wir jetzt das Glück hatten, dass das Ganze glücklich geendet hat, wissen wir doch auch darum, wie leicht es hätte anders kommen können.
Kathrin
Es ist eben immer wieder ein Wunder, wenn es dann wirklich klappt und ein Kind gesund ist.
Das ist eben harte Arbeit und ein riesiges Auf und Ab. Ich finde, diesen Aspekt darf man bei der Weihnachtsgeschichte irgendwie auch reinbringen. Mich ärgert das enorm, wenn man dann sagt «Ja, himmlische Geburt und Maria hatte keine Schmerzen».
Das bringt mir nichts, so eine Weihnachtsgeschichte, bei der die Geburt dann als Glanzmoment erzählt wird, ohne Schmerzen, weil das ist nicht das Leben, und für mich ist auch die Weihnachtsgeburt das Leben.
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Sternenglanz ist ein ökumenisches Projekt und wird präsentiert von den katholischen und reformierten Kirchen der Kantone SG/AI/AR.