Am vergangenen Sonntag feierten die sechs Schwestern des Klosters Grimmenstein mit Bischof Markus Büchel, Seelsorgenden und vielen Gästen Jubiläum. «Was trägt eine Gemeinschaft durch sechs Jahrhunderte», fragte Markus Büchel in seiner Predigt. Er sprach den Kapuzinerinnen Dank und Anerkennung aus, die Klöster im Bistum sind für ihn «Leuchttürme der Seelsorge» in vielfältiger Weise.
«Ihr hängt nicht alles an die grosse Glocke, was ihr wirkt für die Menschen und für die Kirche», sagte der Bischof. Er zitierte aus dem Evangelium, das jeweils am Festtag des Heiligen Franziskus gelesen wird und in dem es zusammenfassend heisst: Auch die Gelehrtesten sind klein und hilflos, wenn es darum geht, in das innere Geheimnis Gottes einzudringen. Gott offenbart sich, wem er will und wem er kann. «Er offenbart sich denen, die sich ihm öffnen und die ihn suchen», sagte Markus Büchel. Das sei eine grosse Verheissung für die Klostergemeinschaften. Dieser Geist lebe in der franziskanischen Spiritualität. Der Bischof sprach zudem ein wesentliches Thema an für die Kirche von heute und zitierte dazu Papst Franziskus: «Wir müssen uns mehr um die Substanz kümmern als um die Strukturen, um Inhalt anstatt äusserer Gestalt». Worte, die im Kloster Grimmenstein sicher auf fruchtbaren Boden fallen.
Anschliessend an den Gottesdienst waren alle zum Fest geladen, erstmals wurde dafür die Klausur für die vielen Gäste geöffnet. Bei Speis und Trank gab es viele Begegnungen und Gespräche. Yannik Frei, Kirchenverwaltungsratspräsident und OK-Chef war begeistert vom Fest. Die Klosterkirche Grimmenstein ist zugleich die Kirche der Diasporapfarrei Walzenhausen, darum ist die Beziehung der Pfarrei zum Kloster traditionell eng. Auch der wunderschöne Klostergarten sowie der Kreuzgang mit einem Franziskus-Zyklus von Pater Hesso war an diesem Tag ausnahmsweise geöffnet, viele nützten die seltene Gelegenheit, sich im Blumen-, Gemüse und Kräuterparadiest umzuschauen.
Kräuter haben für verschiedenste Klosterprodukte eine grosse Bedeutung. Dazu erzählte Frau Mutter Sr. M. Daniela Milz eine heitere Episode: Eine Frau rief an und zeigte sich ganz begeistert vom Klosterlikör. Dieser war von einer Kundin nicht eingenommen, sondern eingerieben worden. Dass das Wundermittel etwas klebrig gewesen sei, habe die Frau nicht gestört, es habe ihr enorm geholfen bei Kniebeschwerden.
Der ehemalige Ständerat Dr. Ivo Bischofberger gab in einem Referat einen kurzweiligen Einblick in die lange Klostergeschichte. Am 22. April 1424 wurde die «Hofstatt und Hofraite des Walzenhausens in dem Gremenstein (…)» den darin wohnhaften Waldschwestern «ledig und los» übergeben. Es folgte eine wechselhafte Geschichte der Gemeinschaft wie gesellschaftlich bedingt. Die ehemaligen Beginen unterzogen sich Mitte des 16. Jahrhunderts der Regel des Heiligen Franziskus und Dominikus, nach und nach wurden das geregelte Chorgebet und strenge Klausurvorschriften umgesetzt. Bis heute gehört das Kloster innerhalb der Mauern zu Innerrhoden, Ausserhalb der Mauern zu Ausserrhoden, was mit den Wirren der Reformationszeit zu tun hatte. Immer wieder wurden Schutzbriefe für den Weiterbestand abgeschlossen, verschiedene energisch handelnde Frau Mutter des Klosters erwiesen sich als geschickte Diplomatinnen in eigener Sache. In der Klostergeschichte gab es weiter Brände und Neubauprojekte zu meistern. 1612 erscheint erstmals der Name der Klosterpatronin Ottilia in einer Weiheurkunde, allerdings erst als Glockenpatronin. Ein Meilenstein war die definitive Klärung der Rechts- und Territorialverhältnisse der Frauenklöster Wonnenstein, das betreffend Kantonszugehörigkeit in der selben Situation ist wie Grimmenstein. Dr. Ivo Bischofberger schloss sein Referat mit den bei den Schwestern erfragten Wünschen zur vergangenen wie zur künftigen Ausrichtung des Klosters: «Treue zur katholischen Kirche, zur franziskanischen Ordensregel, die Liebe zur Anbetung (seit dem 3. Mai 1860) sowie die Sorge um die Kranken und Leidenden durch die Arbeit in der Apotheke».
Mit Dankesworten von Frau Mutter Sr. Maria Daniela Milz wurde der Rückblick in der Kirche abgeschlossen, es folgten weitere schöne Begegnungen bei einem feinen Dessertbuffet. 600 Jahre Kloster Grimmenstein, die Geschichte ist nicht fertig geschrieben. (BistumSG/Sabine Rüthemann)
Website Kloster Grimmenstein.