Beat, du startest in die zweite Amtszeit als Präsident des Seelsorgerates: Wie definierst du deine Aufgabe? Wie arbeitet ihr im Rat?
Wir arbeiten als Team und versuchen, Anliegen des Bischofs, aus dem Seelsorgerat und aus den Seelsorgeeinheiten in die Arbeit aufzunehmen.
Welche ‘Anliegen des Bischofs’ nehmt ihr auf?
Wir möchten die Kirche weiterbringen und anstehende Probleme lösen. Wir werden auch den neuen Bischof und die Mitarbeitenden in den Räten unterstützen und sensibilisieren für die Anliegen der Gläubigen.
Die Anliegen der Gläubigen – bringst du diese auf einen Nenner?
Im Vordergrund stehen drei Themen: Die Rolle der Frauen in der Kirche, Synodalität pflegen und sich auf den Weg begeben für eine Anpassung der Strukturen.
Das Thema am Pastoralforum: ‘Unser Bistum im Wandel!?’. Wie spricht dich das an?
Der Titel stammt von uns und ich möchte das Fragezeichen streichen und nur das Ausrufezeichen stehen lassen. Die Kirche muss sich wandeln, wir machen mit und sind Teil des Wandels – im Sinne von ‘in Bewegung bleiben’.
Apropos Bewegung: Das Bistum erwartet in absehbarer Zeit eine Bischofswahl. Was sind aus deiner Sicht wichtige Eigenschaften, die ein Bischof mitbringen muss – gerade im Hinblick auf einen Wandel?
Die katholische Kirche sollte sich nicht in barocke Riten zurückziehen und den Wandel als ihre zentrale Aufgabe anschauen. Sie soll junge Menschen ansprechen und den bisherigen Mitgliedern die Augen öffnen für ein aktuelles Christentum. Dabei müssen sowohl der Bischof, wie auch alle Angestellten und Freiwilligen Vorbilder sein, die einladend und motivierend sind. Wir sollten uns nicht vor Fundamentalismen fürchten, sondern mutig neue Wege gehen.
Wie beschreibst du die Zusammenarbeit mit dem Bistum und dem Bischof?
Wir sind zusammen unterwegs. Wir haben als Beratungsgremium eine gewisse Freiheit und hoffen, dass wir auch gehört werden, wenn wir unbequem sind.
Am Pastoralforum 2023 haben die Räte drei Anliegen formuliert: die Kommunikation fördern, der jungen Generation Hauptamtlicher und Freiwilliger eine Stimme geben, sowie den Dialog mit «Reformen jetzt» pflegen. Wie sieht dein Fazit aus?
Die Kommunikation war im weiteren Sinn das Tagungsthema nach den ersten Missbrauchsinformationen. Die Gefahr ist aber, dass wir vor lauter Kommunikation die erforderlichen Taten und Veränderungen vergessen und auf die lange Bank schieben. Das von uns eingebrachte Thema Maria Magdalena und damit die Rolle der Frauen in der Kirche war für uns im Seelsorgerat wichtiger als die organisatorischen Details um die Kommunikation.
Der jungen Generation eine Stimme geben, ist voll auf unserer Linie! Oft werden die berechtigten Bemühungen der engagierten Mitglieder zu wenig gehört. Synodal sollte ehrlich sein und nicht einfach eine Alibi-Übung!
Die Reformen wurden teilweise umgesetzt. Es sind aber eher 'Reförmchen' und genügen dem, was gemacht werden müsste bei weitem nicht.
Was ist deine Motivation, dich in der Kirche zu engagieren?
Es wäre einfacher, davonzulaufen, so wie es viele tun. Aber dann gewinnen die Ewiggestrigen die Oberhand und bringen das wertvolle Erbe von Jesus und vieler engagierter Christinnen und Christen in eine leidvolle Zukunft. Der Fundamentalismus ist einer der grössten Gefahren für jede Religion. Wir wollen es schaffen, im Hier und Jetzt Gegensteuer zu geben! Sonst wird es vielleicht so weit kommen wie in der Reformation: Ein grosser Bruch. Und hunderte Jahre später lernt man, dass die Anliegen ja eigentlich nicht so falsch waren und wir Schwestern und Brüder vor Gott sind. Meine Motivation ist kurz gesagt: Tue Gutes und wirf es ins Wasser.