«Wir gehen nun an die Quelle unserer Arbeit», sagt Franz Kreissl im Pfarreizentrum Wattwil. Der Patoralamtsleiter des Bistums St.Gallen führt an diesem Morgen gemeinsam mit Hildegard Aepli von der Abteilung Spiritualität und Bildung durch das Pfarreiratsupdate 2025. Rund 45 Pfarreirätinnen und -räte liessen sich auf das Thema ein.
Etwas Persönliches, das aus der Beziehung zu Gott entsteht
Doch wie integriere ich die Spiritualität in den Alltag? Bei der Arbeit in pastoralen Räten stehen oft andere Aufgaben, etwa die Planung und Organisation von Anlässen im Vordergrund. «Spiritualität ist etwas sehr Persönliches, mein Innerstes betreffend», sagte Franz Kreissl. Spiritualität entstehe allerdings aus der Beziehung zu Gott. «Aus allem, was ich über Gott weiss und mir zu eigen gemacht habe.» Es spielen Fragen eine Rolle wie: Was möchte Gott mir sagen? Was würde jetzt Jesus machen? «Wir Katholiken kommen aus einer Zeit, in der die Kirche solche Fragen scheinbar für alle beantwortet hat.» Die Kirche habe bestimmt, was Katholikinnen und Katholiken glauben, denken, sagen, wählen sollten. «Heute habe ich verstanden: Es kommt auf jede und jeden an. Die Spiritualität ist die geistliche Prägung und der geistliche Vorrat, die Quelle aus der ich schöpfe, um mein Leben zu leben», so Franz Kreissl weiter.
«Spiritualität braucht Nahrung»
Möglichkeiten, Spiritualität in die Pfarreiratssitzungen einfliessen zu lassen, gibt es viele. So können Gebete, Bilder, Bibelverse, Gedichte oder Gegenstände die Grundlage für einen Impuls bieten, wie Hildegard Aepli ausführt. Damit unser Glaube tragen und prägen könne, bedürfe unsere Spiritualität immer neuer Pflege und Nahrung. «Diese Nahrung finde man allerdings nicht nur in religiösen Ritualen und Ereignissen. Sondern oft auch im Alltag, im Blick auf die Menschen und ihre Schicksale, ihre Nöte und Sorgen, ihre Freude und ihre Hoffnung. Denn in allem, was das Leben bereithält, kann Gott sich ereignen, kommt Gott auf uns zu.»
Pausen einplanen
Hildegard Aepli nahm auch die Voraussetzungen für Spiritualität unter die Lupe: Glaube sei Stille, sagt sie. «Und Stille hat eine unglaubliche Kraft. Wenn wir ihr Raum bieten, kann sie wirken.» Ihr Tipp: Pausen einplanen, sich Zeit nehmen, etwa für drei Atemzüge. Aber ist eine Pfarreiratssitzung der richtige Ort für Spiritualität? Hildegard Aepli ermutigte: «Ein Versuch ist es wert. Die Anwesenden müssen allerdings bereit dafür sein.» Klar ist: Freiwillige führen das Engagement meist neben dem Beruf aus und müssen ihre Kräfte bündeln und Sitzungen speditiv organisieren. Die Impulse und die Begegnungen mit ‘Gleichgesinnten’ haben Mut gemacht, sich einmal an das Thema heranzuwagen, die eigene Sprache zu nutzen und ‘aus der gemeinsamen Quelle zu schöpfen’, wie es Franz Kreissl nennt.