Unser Klostergebäude brannte 1718 ab. Eine junge Frau, die als sogenannte «Kosttochter» hier eintreten wollte und abgelehnt worden war, hatte vermutlich in der Nähe des Dachstocks Feuer gelegt. Nachweisen konnte man es nicht - bis heute gilt die Unschuldsvermutung. Dank der reformierten Stadtherren konnte man es wieder aufbauen – Ökumene, schon damals!
Ich wuchs in einer gemischt konfessionellen Familie auf. Dass ein Reformierter eine Katholikin heiratete, war im Bündnerland in den 1980ern nicht gern gesehen. Ein Teil der Familie boykottierte sogar die reformierten Taufen von uns drei Kindern! Wir gingen etwa vier Mal im Jahr in die Kirche, ich liess mich auch konfirmieren, doch der Glaube war zu Hause nicht sehr präsent.
«Ich spürte den Ruf sehr stark»
In der Haushaltungsschule bei den Dominikanerinnen in Cazis begann ich, viele Fragen zum Glauben zu stellen. Später kam ich zur Jugendgruppe der Schwestern. 2002 konvertierte ich – doch im Alter von 25, 26 Jahren hatte ich eine Glaubenskrise. Ich musste mich und meinen Glauben erst finden. Dann schenkte mir jemand eine Reise nach Israel, wo ich meinen geistlichen Begleiter kennen lernte, einen Franziskaner.
Heute muss ich sagen: Es war schon richtig so. Ich passe wohl besser zum Franziskus als zum Dominikus (lacht). Mit meinem Ordensnamen «Domenica» habe ich die Verbindung zu Dominikus aber behalten. Warum ich nicht bei den Dominikanerinnen eintrat? Da müssen Sie ihn fragen! (deutet nach oben). Ich spürte den Ruf sehr stark. Für mich war klar, dass ich hierher gehöre.
Baustellen im Haus
Wir sind fünf Schwestern, dazu sechs Schwestern aus dem ehemaligen Kloster St. Scholastika Tübach plus Schwestern aus weiteren Klostergemeinschaften, denen die Pflegewohngruppe neue Heimat ist. Da ich die Ausbildung zur Krankenschwester in der Geriatrie und Langzeitpflege gemacht hatte, wusste ich, was mich hier erwartete und wie ich zum Beispiel damit umgehe, wenn eine Mitschwester mit Demenz sich selbst immer mehr vergisst. Für uns ist es wichtig, dass auch die Schwestern, die auf der Pflegestation leben, weiterhin am Gemeinschafsleben teilnehmen können.
Zu Spitzenzeiten lebten hier 42 Klosterfrauen, aber da machte man aus jeder Ecke eine Zelle und Klosterfrauen mussten bei der ewigen Anbetung in der Nacht über den Balkon klettern, um ihre Mitschwestern nicht zu wecken. Heute haben wir Platz für 25 Frauen.
In unserem Haus gibt es immer wieder Baustellen, damit das Haus auch für nachfolgende Generationen nutzbar ist. Das Coronavirus bekamen wir just dann, als wir unser Zimmer renovieren wollten – das hat alles verzögert… Aktuell renovieren wir den Gemüsegarten, er war für uns wenige Schwestern zu gross und ein ausgebildeter Gärtner wäre für uns zu teuer. Wir haben uns nun dazu entschieden, eine grosse Blumenwiese daraus zu machen für unsere Wild- und Honigbienen.
Den Garten tränken wir mit Regenwasser und bauen diese Versorgung gerade aus. Wir würden auch gerne Photovoltaikanlagen am Dach oder im Garten aufstellen, aber der Denkmalschutz war dagegen. Dieses Tor hier müssen wir reparieren. Der Baggerfahrer fuhr gestern dagegen – wie wir im Kloster sagen: Mit Schwung und Andacht!
Ein Kloster, auf Felsen gebaut
Es ist ein Geschenk, an diesem Ort leben zu dürfen. Andere müssten Millionen bezahlen, um hier ein Haus hinstellen zu dürfen. Gleichzeitig wird man auch gesehen! Für meine Profess habe ich den Bibelspruch ausgewählt, «eine Stadt, die auf dem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben». Das ist auch eine Aufgabe: Wir erinnern die Menschen daran, dass da noch mehr ist… Menschen kommen vorbei, setzen sich in die Kirche, suchen den Kontakt über Eucharistiefeiern oder Anbetungsabende.
«Ich bin die Allroundschwester»
Ich bin Sakristanin, Zwerghasen-Mutter, helfe im Büro und putze das Haus. Ich bestelle die Lebensmittel und begleite ältere Schwestern von der Pflegestation zum Augenarzt oder ins Kantonsspital. Ich habe eine Vorliebe für Lobpreis, der auch einmal deftiger sein darf. Gerne singe ich während der Anbetung in der Kirche. Ich möchte dieses Leben nicht mehr missen.