OBERUZWIL. Schule und Bildung im heutigen gesellschaftlichen Umfeld war das Schwerpunktthema des Pastoralbesuchs von Bischof Markus Büchel. In einer Schulstunde erfuhr er einiges über heutige Lehrmethoden, er diskutierte mit Lehrkräften im „World Café“ und begegnete Mitgliedern der Katholischen Kirche Uzwil und Umgebung in Gebet und Gespräch.
Alle vier Jahre besucht Bischof Markus Büchel die Seelsorgeeinheiten im Bistum, um den Kontakt mit den Pfarreiangehörigen zu pflegen und in einem thematischen Teil Einblick in spezifische Lebensrealitäten zu erhalten.
In Oberuzwil drückten er und die Begleitpersonen Damian Kaeser (Pastoralamt) und Sabine Rüthemann (Kommunikationsbeauftragte) zuerst die Schulbank in der 4. Klasse von Lehrerin Victoria von Heeren. Wie ist das Auge aufgebaut und was passiert beim Blick in die Camera Obscura? Alle drei verfolgten beeindruckt den lebendigen, kompetenzorientierten Unterricht, die Schülerinnen und Schüler waren interessiert und engagiert dabei. Wurde es einmal etwas lauter, hatte die Lehrerin keine Probleme damit, in ruhiger Art wieder für Konzentration in der Klasse zu sorgen. Dem Bischof fiel zudem sehr positiv auf, dass sich Victoria von Heeren jeweils bedankte, wenn das gelungen war. „Das hätte es zu meiner Zeit nicht gegeben“, erinnerte sich der in Rüthi aufgewachsene Rheintaler an seine eigene Primarschulzeit.
Platz für Religion in der Schule
Anschliessend hatte das Pastoralteam ein „World Café“ mit gut einem Dutzend Lehrkräften aus Oberuzwil, Bichwil und Jonschwil organisiert, das Ingrid Krucker einleitete. Im 10-Minuten-Takt an den Tischen rotierend, diskutierten die Anwesenden über Themen wie Berufsfindung, Wertewandel, die Lebenswelt von Kindern/Jugendlichen heute oder den Stellenwert von Religion in der Schule. Es waren intensive Gespräche, in denen unter anderem die aktuelle Diskussion um ERG Schule/ERG Kirche Platz fand. Die Lehrkräfte bedauern, dass die Klassen ausgerechnet im „Gemeinschafts-Fach“ getrennt werden, betonten aber gleichzeitig, dass Religionsfragen ausserhalb dieses Fachs in der Schule einen Platz haben sollen. „Brenn ich noch oder bin ich schon ausgebrannt?“ Zum Thema Rollenverständnis der Lehrpersonen wurde sehr offen über diese Frage gesprochen, die auch Seelsorgende kennen. Mehrere Lehrerinnen und Lehrer betonten, dass ihnen der Austausch und eine gute Zusammenarbeit im Team helfen, den Schulalltag in gesunder wie engagierter Weise zu bewältigen. Dass Teamwork gleichzeitig nicht immer ganz einfach ist, auch darin waren sich die Berufsgruppen aus Kirche und Schule einig. Bischof Markus Büchel dankte den Lehrkräften ganz herzlich, dass sie sich Zeit genommen hatten, um mit ihm ins Gespräch zu kommen. „Es ist ganz und gar nicht selbstverständlich“, fand er lobende Worte für diese Begegnung mit den Lehrkräften und ihrer Lebenswelt.
Vielfältigere Berufsbilder
Nach dem vertraulichen Personalgespräch zwischen Bischof und Seelsorgeteam wurde ein öffentliches Abendlob in der Kirche Oberuzwil gefeiert, vorbereitet von Firmanden aus der Seelsorgeeinheit und Seelsorger Kari Bürgler. Vor dem Pastoralbesuch hatten Pfarreiangehörige die Gelegenheit, Fragen an den Bischof einzureichen, die nach dem Gottesdienst moderiert von Sylvia Egli gestellt wurden. Frauen in der Kirche waren für die einen ein Thema. „Die Kirche ist gefordert, hier Schritte zu tun“, betonte Markus Büchel. Andere beklagten, dass die Laien (nicht geweihte Mitarbeitende) in der Kirche immer mehr „Macht“ hätten. Der Bischof liess das nicht gelten, sondern betonte das Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Aufgaben und Kompetenzen und die breiter gewordenen Berufsbilder in der Kirche als positiv. Die Frage, ob die in Corona-Zeiten von der Krisengruppe des Bistums verbotene Mundkommunion nicht doch wieder möglich sei, verneinte der Bischof Markus Büchel klar mit den Worten: „Hand- und Mundkommunion sind gleichwertig, aus Sicherheitsgründen werde das Verbot weiter bestehen bleiben, daran gebe es nichts zu rütteln.»
Per Du
Nach der Fragerunde gab es Corona-bedingt keinen Apéro, der zusätzliche persönliche Begegnungen mit dem Bischof ermöglichte. Jedoch sprach Bischof Markus Büchel draussen vor der Kirche mit diversen Menschen aus den Pfarreien, wie gewohnt freute er sich darüber, viele ihm bereits bekannte Gesichter zu treffen. Im kleinen Bistum St.Gallen kennt man einander und immer wieder ist scherzhaft und mit Zuneigung zu hören: „Der Bischof ist halt mit dem halben Bistum per Du, einer von uns“.