Roman, du übernimmst die Nachfolge von Franz Kreissl und startest im November als Leiter Pastoralamt im Bistum St.Gallen – mit was wirst du dich beschäftigst in deiner Arbeit?
Ich darf erstmal alles kennenlernen. Als Pastoralamtsleiter treibe ich zusammen mit dem Pastoralamtsteam die pastorale Entwicklung im Bistum St.Gallen voran, damit sich die Kirche in die heutige Zeit entwickeln kann. Zudem bin ich für die Spezialseelsorge zuständig. Beispielsweise in Spitälern, psychiatrischen Kliniken und Gefängnissen haben wir Seelsorgende vor Ort die den Menschen zuhören und sie unterstützen. Vorher habe ich für die Kirche in der Stadt gearbeitet. Nun gilt mein Blick der Katholischen Kirche im Bistum St.Gallen, also in den Kantonen St.Gallen und Appenzell. Gerne möchte ich in einem synodalen Prozess mit Seelsorgenden und Freiwilligen darüber ins Gespräch kommen, wie wir als Kirche trotz kleiner werdender Ressourcen aus der Quelle unseres Glaubens leben und unsere Gesellschaft mitgestalten können.
Was ist deine Lieblingsbeschäftigung ausserhalb deiner Arbeit?
Ich spiele Klarinette, Saxofon und Gitarre. Mit mir bis anhin unbekannten Musikerinnen und Musikern habe ich kürzlich eine Band gegründet. Wir treffen uns einmal in der Woche für die Probe. Alle kommen aus sehr unterschiedlichen gesellschaftlichen Milieus – eine sehr spannende und bereichernde Erfahrung. Ein anderes Hobby ist das Modellfliegen. Ich lasse gerne meine Drohne fliegen und fotografiere schöne Gebäude, zum Beipiel Kirchen von oben.
Was nimmst du auf eine einsame Insel mit?
Sicher meine Frau, meine Kinder und mein Saxofon. Da ich gerne bastle und flicke, würde ich auch ein Sackmesser mitnehmen. Zu meiner Erstkommunion habe ich ein Kreuz aus Gusseisen bekommen. Das würde ich ebenfalls mitnehmen als Zeichen für meinen Glauben.
Welche Superkraft würdest du gerne besitzen?
Ich würde gerne sofort tief und fest schlafen können und wieder sehr erholt aufwachen, denn mit dem Berufswechsel ist vieles neu und ich mache mir viele Gedanken.
Welche Geschichte aus der Bibel beeindruckt dich?
Mich fasziniert die Botschaft «Seid zur Freiheit berufen, Brüder und Schwestern!» aus dem Galaterbrief von Paulus. Sie ist für mich ein Lebensmotto, denn sie bedeutet, dass es im Glauben darum geht, frei und weit zu werden und nicht eng zu bleiben. Zudem gefällt mir die Geschichte mit Bartimäus, dem Blinden. Er ruft Jesus zu sich und Jesus fragt ihn, was er ihm tun soll. Jesus hört Bartimäus erstmal zu, statt ihn direkt ohne nachzufragen von seiner Blindheit zu befreien.
Für die Zukunft der Kirche wünsche ich mir…
... die Freude an einer grossen Vielfalt von kirchlichen Gemeinschaftsformen, Feierformen und Aktivitäten. Das heisst, dass sich Seelsorgende und Freiwillige über die Vielfalt in der Kirche freuen und nicht die eigene Art Christin und Christ zu sein als die einzig richtige sehen. Die Stärke der katholischen Kirche ist, dass sie ein sehr weites Dach hat. Wenn die Freude über die Vielfalt unter diesem Dach im Vordergrund steht, dann können Experimente gewagt und neue Wege entdeckt werden. Dann sprechen wir uns nicht gegenseitig das Kirche sein ab, sondern freuen uns darüber, wie andere durch ganz andere Musik, durch diakonisches Engagement, zusammen mit Gleichaltrigen oder auf Reisen in den christlichen Glauben hineinwachsen.
Die Texte und Fotos für diese Porträts hat Fabio Brändle gemacht. Fabio ist während seines vierwöchigen Praktikums in den Ordinariatsalltag eingetaucht, hat die Mitarbeitenden kennengelernt und interviewt. Wir danken Fabio für seinen Einsatz und sein Interesse.
