Elisabeth, Wie lange warst du insgesamt im Seelsorgerat?
Zwölf Jahre, davon acht Jahre als Präsidentin. Ich wurde damals vom Dekanatsrat als deren Vertretung in den Seelsorgerat gewählt.
Welche Erfahrungen nimmst Du mit aus der Zeit im Seelsorgerat und im Präsidium?
Ganz viele. Ich war beeindruckt, wie weitsichtig im Bistum St.Gallen geplant wurde und wird, wie die Probleme (in der ersten Zeit, Personalfragen, Priestermangel, Erstellung der Seelsorgeeinheiten) erkannt und diskutiert und nach Lösungen gesucht wurde und wird. Ich habe erfahren, wie das System Kirche funktioniert, wie vielfältig ihre Aufgaben sind, dass Änderungen nicht einfach vollzogen werden können, obwohl sicher vieles ansteht, das angepasst werden müsste. Gewisse Themen werden immer im Raum stehen. Es ist eindrücklich, wie viele Menschen, Freiwillige und Hauptamtliche, an dieser Kirche mitarbeiten, damit es an der Basis funktioniert.
Wie war die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen des Bistums sowie den andern Räten (Priesterrat, Laienrat)?
Wir haben stets offen diskutiert und unsere Meinungen wurden in der Bistumsleitung und von den anderen Räten sehr ernst genommen, ich spürte stets Wertschätzung. Die Zusammenarbeit war sehr gut und wir wurden immer unterstützt und von den Verantwortlichen des Bistums beraten bei anstehenden Fragen. Auch von der Bischöflichen Kanzlei gab es immer wieder hilfreiche Unterstützung. Mit den beiden anderen Räten haben wir uns sehr gut verstanden und ich habe an den Sitzungen immer wieder erfahren, welche Probleme und Aufgaben bei ihnen anstehen.
Welches Thema war dir am wichtigsten? Was hättest du gerne auch noch behandelt?
Bei den Themen waren mir ganz viele wichtig, aber mir lag das Thema Neuland am Herzen, die Freiwilligen Arbeit, ich weiss nicht, wie sich die Kirche ohne all die vielen Helfer weiterentwickeln und weiter ihren Weg gehen könnte. Eines der ganz wichtigen Themen ist für mich das Thema Gleichberechtigung der Frauen in der Kirche. Wie bei einem Baum, müsste die Kirche hier alte Äste lassen, damit neue nachwachsen können und wieder mehr Früchten tragen. Gerne hätte ich an folgenden Fragen weitergearbeitet: Was lernen wir aus der Coronazeit? Was nehmen wir mit in «normale» Zeiten? Müssten wie vielleicht wieder in kleineren Dimensionen denken lernen anstatt in Grossveranstaltungen? Vieles neu und anders organisieren?
Was hat Dich gefreut, was war schwierig?
Meine Zeit im Seelsorgerat war für sehr beeindruckend und lehrreich. Ich möchte sie nicht missen. Gefreut hat mich, wie offen und der Umgang miteinander war, wie offen die Kirche im Bistum auch unterwegs ist. Ich möchte mich bei all jenen mit denen ich zusammengearbeitet habe, herzlich bedanken, für deren Wertschätzung, fürs Zuhören, für die vielen Anregungen und für das Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde. Es war für mich eine sehr wertvolle Zeit und ich werde sie missen.
Was wünschst Du Dir für die Kirche im Bistum St.Gallen?
Ich wünsche mir, dass sie weiterhin offen unterwegs ist, mit all den Problemen die anstehen, ich wünsche mir, dass sie den Menschen in den Mittelpunkt stellt, dass sie deren Sorgen und Nöte aufnimmt. Ich wünsche mir, dass sich Kirche in 20 Jahren weiterentwickelt hat. Wie könnte Kirche auch sein? Gerade im Blick auf die Frauen? Auf die Einsamen? Auf die Welt mit ihren vielfältigen Problemen, hin zu Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung.