St.Gallen, 16. Oktober 2020: „Wir wollen den Hl. Gallus bitten, uns zu helfen, die Pandemie zu überwinden. Wenn wir gut damit umgehen, wird es uns gelingen.“ Diese Worte hat Bischof Markus Büchel zu Beginn des Festgottesdienstes an die in der Kathedrale versammelte Gemeinde gerichtet. Pater Peter von Sury, Abt des Klosters Mariastein bei Basel, sprach in seiner Predigt von der Aktualität des Evangeliums in schwieriger Zeit. Die grosse Feier am Gallustag fand unter strenger Einhaltung des von den Behörden vorgeschriebenen Schutzkonzeptes statt.
Trachtenfrauen, Fahnenträger und Schweizer Gardisten zogen mit Bischof Markus Büchel und weiteren Zelebranten unter festlichen Orgelklängen zum Altar der Kathedrale, zum Grab des Hl. Gallus. „Beten können wir auch hinter den Masken, Gott und Gallus sehen auch hinter die Masken“, sagte Markus Büchel mit einer Prise Humor. Der Domchor unter der Leitung von Kapellmeister Andreas Gut sang die „Messe zu Ehren des Hl. Gallus“ von Paul Huber (1918-2001).
Gastfreundschaft spürbar
Der Benediktiner Peter von Sury hatte für seine Predigt als kleines Zeichen der Verbundenheit mit St.Gallen das Tischglöcklein seines Klosters mitgebracht. „Damit wird am Ende des Mittag- und des Abendessens im Speisesaal geläutet. Es erinnert uns Mönche daran, dass wir gemeinsam in Würde unser Leben gestalten wollen“, erklärte Abt Peter von Sury. Das Glöckchen stehe auch für die benediktinische Tradition der Gastfreundschaft, die er im Besonderen auch letztes Jahr bei einem Empfang von Bischof Markus Büchel für die Schweizer Benediktiner Äbte in St.Gallen erleben durfte. „Der benediktinische Geist ist hier immer noch spürbar.“
Die Gallus-Glocke
Der Ordensmann wies sodann auf die alte Glocke hin, die Gallus vor 1400 Jahren von Irland in die hiesige Region gebracht haben soll und die in der Kathedrale hinter dem Chorgitter aufbewahrt wird. „Gallus hat die Mönche mit dieser Glocke zum gemeinsamen Gebet und zu den Mahlzeiten zusammengerufen.“ Wie aus der Geschichte bekannt ist, wurde die Gemeinschaft um den irischen Missionar zur Keimzelle des 100 Jahre später von Abt Otmar unter der Regel des Hl. Benedikt gegründeten Gallus-Klosters, das in seinen Blütezeiten weit nach Europa ausstrahlte. Um die Mönchsgemeinschaft herum wuchs allmählich die Stadt St.Gallen und nach der Aufhebung der Abtei 1805 im Zuge der Säkularisation entstanden einige Jahre später Kanton und Bistum St.Gallen.
Ein Segen sein
Peter von Sury brachte auch den Taufstein ins Spiel, „ein zeitgemässes Kunstwerk, das im historisch reichen Raum der Kathedrale eine Einheit spiegle: „Man sieht die Gemälde der Kuppel im Taufwasser.“ Aufgrund der Taufe seien Christen „keine Fremden mehr ohne Bürgerrecht, sondern Hausgenossen Gottes“. Das eröffne neue Perspektiven und stelle die Getauften vor die Frage: „Wie gehen wir um mit den Fremden? Wen sehen wir in ihnen? Sind wir wie Abraham, der Vater der Glaubenden, ein Segen für die Menschen? Sind wir uns bewusst, dass wir die ‚Geliebten des Herrn‘ sind? Haben wir in dieser Zeit der Pandemie keine Angst, haben wir den Mut, wie Abraham auch immer wieder aufzubrechen und auf Gottes Ruf zu hören – er ist bei uns“, schloss Peter von Sury seine Predigt.
Fremden auf Augenhöhe begegnen
Die Anliegen des Benediktinerabtes fanden in den Fürbitten Ausdruck: Dass es gelingen möge, auf die Fremden zuzugehen und ihnen auf Augenhöhe zu begegnen. Dass in schwieriger Zeit Trost erfahren werde und der Mut nicht fehle, gemeinsam Gottesdienst zu feiern. Und: „Dass wir empfänglich bleiben für das Wort Gottes und seine verborgene Gegenwart.“ (BistumSG/Evelyne Graf)
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