Ende November tagen die Diözesanen Räte des Bistums St.Gallen, das Pastoralforum findet leider in diesem Jahr nur digital statt. Das ist doppelt schade, weil diverse Mitglieder von Seelsorgerat (SR), Priesterrat (PR) und Rat der hauptamtlichen Laienseelsorgenden (RdhL) verabschiedet werden, sie noch einmal zu treffen wäre sehr schön gewesen, ebenso das Kennenlernen der neuen Mitglieder. Ebenso verabschiedet werden Mitglieder der Präsidien. Mit ihnen haben wir kurze Interviews geführt, die bis zum Pastoralforum in loser Folge veröffentlicht werden, heute mit Pfarrer Reto Oberholzer, Herisau, Vizepräsident des Priesterrates.
Wie lange bist du schon Mitglied des Priesterrates im Bistum St.Gallen?
Ich war bereits als Kaplan in Bütschwil als Vertreter der Kaplane und Vikare im Priesterrat – dann als Dekan in Uznach, als Vertreter des Dekanates Gossau und jetzt wieder als ehemaliger Dekan des Appenzellerlandes. Somit waren es sicher mehr als 20 Jahre, davon eine lange Zeit auch im Vorstand.
Welche wesentlichen Erfahrungen nimmst Du mit aus der Zeit im Priesterrat und im Präsidium?
Ich erlebte in meiner Amtszeit drei Bischöfe (Otmar Mäder, Ivo Fürer und Markus Büchel). Manchmal fragte ich mich schon, was wir überhaupt als Rat erreichen können, bereits bei Bischof Otmar kamen Themen zur Sprache, die immer noch aktuell sind, so gab es schon ab und zu ein Gefühl der Resignation. Andererseits blieben Themen wie Firmung ab 18 oder die Entwicklung der Seelsorgeeinheiten spannend, beides ist unterdessen umgesetzt.
Wie war die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen des Bistums sowie den anderen Räten (SR, RdhL)?
Ich habe es immer als sehr fruchtbar empfunden, dass alle drei Räte miteinander zusammengearbeitet haben. Ich schätzte es sehr, wenn die Verantwortlichen des Bistums ein offenes Ohr für unsere Anliegen hatten.
Welches Thema war Dir in den vergangenen vier Jahren am wichtigsten?
Vor allem das Thema der Frauen in unserer Kirche. Es ist mir auch ein Anliegen, dass dieses weiterhin aktuell bleiben wird.
Was hat dich besondes gefreut?
Sehr gefreut hat mich, dass im Seelsorgerat so viele engagierte Menschen aus der Basis unsere Kirche mittragen.
Was war schwierig?
Wie schon erwähnt, dass so manches «ins leere geschwatzt» wurde. Als kleines Bistum können wir leider die Weltkirche nicht verändern…das macht müde und manchmal auch wütend.
Wie waren für Dich als Priester die teils heftigen Diskussionen um Frauenordination oder Aufhebung des Pflichtzölibats? Ist der Dienst des Priesters in Gefahr?
Priester soll und muss es in der Kirche immer geben, aber offen bleibt bei mir doch, in welcher Form! Da gibt es doch manche sehr guten Ideen und Vorstösse, leider sind bisher alle im Sand verlaufen, beziehungsweise erstickt worden.
Was wünschst Du Dir für die Kirche im Bistum St.Gallen in den nächsten vier Jahren? Und in den nächsten 20 Jahren?
Mein grösster Wunsch ist, dass wir alle den Mut nicht verlieren und uns bewusst bleiben, dass der Heilige Geist weht, wo er will… Gott lässt seine Kirche nicht fallen, wir müssen aber erkennen, dass alte Strukturen teils nicht mehr tragen.
Eine Zusammenfassung der vergangenen Amtszeit der drei Räte ist bereits veröffentlicht worden unter:
https://www.bistum-stgallen.ch/aktuelles/news/synodale-prozesse-im-bistum-stgallen-1614/