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4. Tag
Bruch in der Familie
Als Jesus noch zu dem Volk redete, siehe, da standen seine
Mutter und seine Brüder draußen, die wollten mit ihm reden. Da sprach einer zu ihm:
Siehe, deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen mit dir reden.
Er antwortete aber und sprach zu dem, der es ihm ansagte: Wer ist meine Mutter und
wer sind meine Brüder? Und er streckte die Hand aus über seine Jünger und sprach:
Siehe da, das ist meine Mutter und das sind meine Brüder! Denn wer den Willen tut
meines Vaters im Himmel, der ist mir Bruder und Schwester und Mutter.
Mt 12,46–50
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Blut ist dicker als Wasser.
Mit diesem Satz wird oft die intensive Verwurzelung in der Familie beschrieben. Die Familienbande sind die stärksten Bande, die uns zusammenbinden und Halt geben.
Dieses Idealbild von Familie tragen viele in sich. Umso schmerzlicher ist es dann, wenn ich die Erfahrung machen muss, dass dieses Bild nicht hält, was es verspricht;
dass ich ins Leere greife, wenn ich Halt suche; dass leibliche Verwandtschaft nicht automatisch auch Seelenverwandtschaft bedeutet.
Jesus scheint bewusst Abstand zu seiner Familie gesucht zu haben. Vielleicht musste er ja auch durch diese Erfahrung der Entfremdung hindurchgehen. Zweimal spricht Matthäus davon, dass sie – die Familie – „draussen“ stehen. Die Familie bleibt „aussen vor“. Sie ist nur äusserlich wichtig. Das Entscheidende passiert drinnen, im Innern, im Herzen. Dort ist Gott. Ihn IHM soll ich mich verwurzeln, mit IHM mich verbinden. Dort, in IHM, werde ich auch verwandten Seelen begegnen – jene, „die den Willen des Vaters im Himmel tun“. Sie können zu meiner neuen Familie werden.
→ Wie schaut mein Platz in meiner Herkunftsfamilie aus? Fülle ich ihn aus? Kenne ich die Erfahrung des „draussen“, des nicht wirklich Dazugehörens?
→ Gibt es für mich auch eine Familie, eine Gemeinschaft, die in Gott wurzelt? Wenn ja, wer gehört dazu?
→ Ich verbinde mich innerlich mit den Menschen, die mir „Familie“ sind, indem ich ihr Gesicht auftauchen lasse und bei jedem einen Moment verweile.