TÜBACH. „Gott ruft – und begleitet jeden Menschen in seiner Berufung, auch in aller Veränderung. Dazu braucht es ein grosses Vertrauen.“ Das sagte Bischof Markus Büchel in seiner Predigt zum Abschied der Kapuzinerinnen vom Klösterli St. Scholastika. Im April ziehen die sechs zumeist hochbetagten Schwestern ins Kloster Notkersegg in St.Gallen, mit denen sie die gleiche franziskanische Spiritualität verbindet. Die Schwestern wagen damit einen Neuanfang.
„Die Koffer sind gepackt, das Kloster St. Scholastika wird es in dieser Form nicht mehr geben“, stellte Bischof Markus Büchel während des feierlichen Gottesdienstes in der Klosterkirche fest. Damit vollziehe sich nach 400 Jahren der Präsenz der Kapuzinerinnen in Tübach eine historische Wende. Die Vernunft habe über die Emotionen gesiegt. Dafür sprach er den Schwestern grosse Anerkennung aus. Es sei ein Geschenk, dass die Schwestern-Familie von Notkersegg sie nun erwarte und willkommen heisse.
Erneuerung immer notwendig
Der Bischof betonte, „die Kirche musste sich immer erneuern, gerade auch durch Menschen wie Sie. Mit aller Kraft, Zuversicht, Sorgfalt und Freude wollen wir nun überlegen, wie dieser Ort, das Klösterli in Tübach, neu Früchte tragen kann“. Für die künftige Nutzung der Klosteranlage St. Scholastika sind Kanzler Claudius Luterbacher, Klosterberater Peter Schönenberger sowie von der Katholischen Administration Hans Brändle zuständig. Bischof Markus riet den scheidenden Schwestern, das Hochaltarbild ihrer Klosterkirche: Christus in der leuchtenden Mandorla, der alles überwunden hat und nun als Sieger in der Herrlichkeit Gottes lebt, im Herzen mitzunehmen. Er begleite auf allen Wegen, er führe und befreie. „Vertraut darauf!“, rief er den Schwestern und der grossen Gottesdienstgemeinde zu.
Zeichen der Zeit erkennen
„Es ist nicht eure Schuld, dass das Kloster geschlossen wird. Mit Geduld und Beharrlichkeit wollen wir neue Wege suchen. Die Schwestern verlassen den Ort – was bleibt, ist ihr Dienst als Zeugnis im Ordensleben. Was bleibt ist aber auch der Auftrag, die Zeichen der Zeit zu erkennen und so Christus und dem Evangelium zu dienen durch die Berufung, die jeder Christ und jede Christin von Gott erhalten hat. Die Kirche aufzubauen war nicht nur ein Ruf an den Heiligen Franziskus – es ist auch unser Auftrag, durch das Hören auf sein Wort, die Kirche zu erneuern“, so Bischof Markus.
Am Schluss des Gottesdienstes wandte sich Gemeindepräsident Michael Götte an die Feiernden: „Für Tübach ist es kein erfreuliches Ereignis!“ Doch im Namen des Gemeinderates und der ganzen Gemeinde sprach er den Schwestern einen tiefen Dank aus. „Und ich wünsche euch alles Gute und Gottes Segen in Notkersegg!“ Spiritual Pater Janko Maria Studer dankte im Namen der Schwestern für die gemeinsame Abschiedsfeier, das Mittragen und Mitgehen.
Nach dem Gottesdienst, waren alle zu Begegnung, Apéro und "Chlosterchräpfli" in den Gästesaal des Klosters St. Scholastika eingeladen.