Bischof Markus Büchel eröffnete den Festgottesdienst zum Gallustag mit nachdenklichen Worten zum Leiden der Menschen in Israel- Palästina und in anderen Konfliktgebieten. Er sprach auch über die schwierige Zeit für die römisch-katholische Kirche in der Schweiz. Der Vorarlberger Zisterzienser-Abt Vinzenz Wohlwend nahm beide Themen, angelehnt an die Lebensgeschichte des Heiligen Gallus, ebenfalls auf und betonte: «Es geht im menschlichen Leben immer auch um Versöhnung».
Wie jedes Jahr nahmen Vertreterinnen und Vertreter der Politik und Trachtenleute aus dem ganzen Kanton St.Gallen am Festgottesdienst teil, die Dommusik begleitete die Feier mit der Mariazellermesse von Joseph Haydn (DomChor, Solisten, Orchester) und wie immer mit der Gallussequenz Dilecte Deo Galle (Männer- und Frauen-Choralschola). Das Domkapitel ist traditionell eingeladen, am Gallustag zu konzelebrieren. Der Heilige Gallus gilt als «Vater» des Klosters, der Stadt, des Kantons und des Bistums St.Gallen.
Es ist Tradition, dass der Festprediger oder die Festpredigerin am Gallustag aus dem Benediktinischen Umfeld kommt, in diesem Jahr aus der Zisterzienserabtei Wettingen-Mehrerau in Vorarlberg. Abt Vinzenz Wohlwend erinnerte in seiner Predigt an die Lebensgeschichte des Heiligen Gallus. Der Konflikt mit seinem Mitbruder Kolumban bedeutete einen schmerzlichen Schnitt in seinem Leben, Gallus folgte seiner Berufung und wählte ein Leben als Einsiedler in der Steinachschlucht. Dabei wurde er der Legende nach unterstützt von einem Bären.
Menschen kommen an den Rand ihrer Möglichkeiten, sie halten aus, gehen weiter, treffen mutige Entscheidungen. «In diesen tagen der multiplen Krise geht es um die Menschheitsfamilie, die Frieden möchte», betonte der Abt. «Auch in Israel/Palästina geht es auf beiden Seiten um Kinder Gottes, ob sie nun jüdischen oder islamischen Glaubens sind», sagte er eindringlich und sprach damit viele unschuldige Opfer des Konfliktes an. «Es geht auch um unsere überhitzte Welt oder um unsere Kirche, die in einer grossen Krise steckt», nannte er andere Beispiele. Vinzenz Wohlwend betonte, dass diese Kirche gut daran tue, nichts zu verschweigen und nichts schön zu reden. «Es tut mir leid, dass Menschen leiden müssen», sagte der Abt in diesem Gottesdienst öffentlich und es kam spürbar von Herzen. In der ganzen Menschheitsgeschichte, ob im Kleinen zwischen Gallus und Kolumban oder in den Millionen Menschen betreffenden Konflikten dieser Welt geht es für ihn immer um ein ganz grosses Thema: Versöhnung. «Im Aushalten des Schmerzes geschieht Versöhnung», sagte der Abt nachdenklich. Mit der Eucharistiefeier, dem Galluslied und dem bischöflichen Schlusssegen endete ein Gottesdienst, der die Mitfeiernden nachdenklicher stimmte als in anderen Jahren.