Das Domkapitel berät den amtierenden Bischof und es wählt jeweils auch seinen Nachfolger. Doch wer sind die 13 Persönlichkeiten? Heute lernen wir Lukas Hidber kennen, Standespfarrer und Pfarreibeauftragter Appenzell.
Was waren deine wichtigsten Stationen im Leben?
- Aufgewachsen mit drei Geschwistern in Sargans, vom Kindergarten bis Matura in Sargans
- Studium in Luzern und Wien
- Volontär in der Altstadt Jerusalem
- Berufseinführung in Wil SG
- Diakonenweihe (1997) und Priesterweihe (1998) in der Kathedrale St. Gallen
- Kaplan in Wil SG (1998-2001), in Widnau-Balgach-Diepoldsau/Schmitter (2001-2004)
- Pfarrer in Kaltbrunn und Benken, später SE Gaster (2004-2015)
- Standespfarrer in Appenzell (seit 2015)
- Dekan Uznach (2006-2015) und Dekan Appenzell (seit 2020)
- Mitglied Domkapitel (seit 2009)
- Feldprediger / Armeeseelsorger (bis 2012)
- Zentralpräses Schweizer Kolpingwerk (2001-2007)
- Vertretung Bistum im Verein Kinderhilfe Bethlehem (seit ca 2001)
Beschreibe dich in ein paar Sätzen.
Das sollen andere machen.
Was braucht die Kirche aus deiner Sicht am dringendsten – heute und auch in die Zukunft gedacht?
Glaubwürdige Reformen und der Wille dazu. Allerdings halte ich nichts von populistischen Lösungen; sie müssen durchdacht und fundiert sein.
Was darf in der Kirche nie verloren gehen?
Die wunderbare Botschaft. Sie ist kraft- und hoffnungsvoll. Verliert aber an Ausstrahlung, wenn die Kirche und Ämter um sich selbst kreisen.
Du musst das Vertrauen der Menschen in die Kirche wieder aufbauen/stärken: Welche Massnahme triffst du?
Die Kirche vor Ort wird oft anders wahrgenommen als die Amtskirche. Dies hat mit Beziehung und Erfahrung zu tun. Auf vieles, was in den Medien rumschwirrt und in der Weltkirche passiert, habe ich keinen Einfluss. Ich kann versuchen, authentisch zu leben und zu wirken, Präsenz zeigen und teilnehmen am Leben der Menschen. Mit dem Seelsorgeteam bemühe ich mich, mit den Menschen die Freude und die Kraft des Glaubens zu feiern in den verschiedenen Momenten des öffentlichen und privaten Lebens. Mit den Hauptamtlichen und den vielen ehrenamtlich Engagierten gestalten und leben wir Kirche.
Fünf Fähigkeiten, die ein Bischof in der heutigen Zeit mitbringen muss?
Glaubensfreude und Zuversicht ausstrahlen, zuhören, entscheiden, Brückenbauer sein und Zukunftsvisionen haben.
Welche Anliegen würdest du mit Papst Franziskus bei einem Abendessen besprechen?
Wie es ihm geht. Seinen Blick auf die Weltkirche, seine Erfahrungen. Die Herausforderung und Fragen der Kirche hier vor Ort. Seine Vision von Kirche.
Welche Stelle in der Bibel berührt dich?
Nehemia (Neh 8,12): Macht euch keine Sorgen: denn die Freude am Herrn ist eure Stärke, Psalmen, Berufung Samuel, Magnificat. Jede Glaubenserfahrung, die geschildert wird und welche den Menschen aufleben lässt und mit Freude erfüllt.
Was tust du, um einmal Pause von der Kirche zu machen?
Von der Kirche muss ich keine Pause machen, aber von den Aufgaben. Ich erhole mich beim Kochen, Gäste bewirten, Orgelspiel, Wandern und Reisen.
Was ist das ‘Verrückteste’, das du je getan hast?
Das ‘Verrückteste’ vielleicht nicht, aber manchmal gibt es bei mir Spontanideen und -entscheidungen. So habe ich mich relativ kurzfristig für eine nicht ausgeschriebene Volontärtätigkeit in Jerusalem gemeldet und war sehr überrascht, dass ich in kurzer Zeit – damals waren E-mails noch nicht üblich – eine Zusage erhalten habe. Dann musste ich doch gehen…
Welcher Mensch hat dich sehr beeinflusst?
Es gibt verschiedene Personen, denen ich viel verdanke und die mich präg(t)en: im Persönlichen, in der Theologie, in der Küche und rund um die Orgel.
Welches ist für dich der schönste Ort?
Jeder Ort, an dem ich mich wohlfühle, an dem ich gerne bin, staunen und einfach sein kann.
Was kann man nicht mit Worten ausdrücken?
Die Antwort auf diese Frage.