Judith, du amtest seit einigen Monaten als Präsidentin des Katholischen Frauenbundes St.Gallen-Appenzell. Wie fühlst du dich?
Sehr wohl. Ich habe das Amt zwar nicht gesucht, aber ich habe Freude, mit dem neuen Vorstand die Arbeit weiterführen zu dürfen. Da ich bereits vier Jahre im Frauenbund tätig war, kenne ich die Herausforderungen und Ziele.
Was reizt dich an dieser Aufgabe?
In den vergangenen zwei Jahren waren wir nur zu viert im Vorstand und immer auf der Suche nach neuen Kolleginnen. Nichts hat sich bewegt. Im letzten Jahr zeigten einige Frauen Interesse. Mir war und ist es wichtig, dass die Arbeit im Frauenbund weitergeht. Das «Frau-Sein» und das Engagement der Frauen hat sich verändert; es fordert mich heraus auch mein eigenes Bild zu überdenken und weiterzuentwickeln.
Haben dich auch deine neuen Kolleginnen motiviert?
Die drei neuen Frauen im Vorstand haben mich sehr motiviert. Es ist schön, wieder in einem ‘grossen’ Team arbeiten zu dürfen. Hätten wir niemanden gefunden, wäre es für mich schwieriger gewesen, das Amt mit voller Überzeugung anzunehmen.
Habt ihr intensiv suchen müssen?
Ja, wir haben sehr intensiv gesucht, vor allem im Appenzellerland. Aus diesem Gebiet hatten wir in den vergangenen vier Jahren keine Vertreterin im Vorstand. In einer Krisenrunde im letzten Herbst mit den Appenzeller Frauen hat sich gezeigt, dass unsere Arbeit und unser Verband dort wenig wahrgenommen werden. Wir durften uns vorstellen und unsere Verbandsarbeit erklären. So konnten wir Bettina Inauen für uns gewinnen.
Wie habt ihr konkret Werbung gemacht?
Wichtig waren die Gespräche. Vielen ist dabei klar geworden, wie es läuft im Kantonalverband des Frauenbundes. Wofür beispielsweise der Mitgliederbeitrag eingesetzt wird: Für diverse Projektarbeiten, Vereinsführung, wir bieten Kurse und Coachings an, stellen umfassende Dokumente etwa zum Datenschutz zur Verfügung. Bei Vereinsauflösungen, personellen Engpässen oder einem Zwist bieten wir Hilfe und offene Ohren. Diese Klarheit hat Knöpfe gelöst.
Führst du gerne?
Ich bewirke gerne etwas. Es geht mir aber nicht nur um Führung, sondern darum, die Idee des Frauenbundes zu pflegen und weiterzubringen.
Tönt für dich der Name «Katholischer Frauenbund» noch zeitgemäss?
Für mich als ausgebildete Katechetin hat dieser keinen altertümlichen Charakter. Obwohl ‘Gemeinschaft’ würde mir besser gefallen als «Bund». Namensdiskussionen machen die Runde. Aber Namens- und Logoänderungen wollen gut überlegt sein. Das sind Identifikationsmerkmale, die die Organisation über Jahre aufgebaut hat. Ich überlege mir vielmehr, wie wir das ‘k’ für katholisch ausfüllen.
Du gibst das Stichwort: Wie spielt denn das Katholische, das Religiöse bei eurer Arbeit mit?
Wir vertreten christliche Werte. Wir lassen das mit Impulsen an Anlässen und Veranstaltungen ins Jahresprogramm einfliessen. Weiter sind wir am Wiboradatag aktiv und organisieren Elisabethen-Gottesdienste im November. Bei unseren Vorstandsitzungen geben wir dem Spirituellen immer Platz. Das finde ich wichtig, weil sonst hat der Frauenbund nichts mehr mit Religiosität zu tun.
Was ist dein Auftrag als Präsidentin?
Sicher vorausschauend mit dem Vorstand Themen bearbeiten und weiterentwickeln. Im Blick zu haben, was Frauen in den kommenden Jahren beschäftigen wird, welche Bedürfnisse sie haben – das heisst, wir wollen Nähe zu den Ortsvereinen pflegen. Ich bin überzeugt, dass unsere Organisation auch für die jüngeren Frauen attraktiv sein kann. Aber wir müssen diese Frauen anders ansprechen, vor allem im Bereich der Bildung. Und: Wir wollen auf Social Media präsenter und aktiver werden.
Nähe zu den Ortsvereinen schaffen – wie gelingt das?
Wir stellen einen grossen Unterschied zwischen ländlichen und städtischen Ortsvereinen fest. In ländlichen Vereinen greift das «Gemeinschaftliche» noch viel besser. Wenn eine Frau initiativ ist, zieht sie oft andere mit. Wir haben kürzlich die Kommission «Vernetzung» von einer Person auf drei Personen erweitert. Damit erhoffen wir uns mehr Ressourcen für die Interaktion mit den Ortsvereinen. Künftig wollen wir alle neuen Präsidentinnen und Vorstandsfrauen in den Ortsvereinen zwei, drei Monate nach ihrer Wahl persönlich besuchen und sie mit Informationen versorgen. Wir leisten Unterstützungsarbeit.
Was steht sonst noch auf der Agenda 2025?
Wir überprüfen die Weiterbildungsangebote, so dass wir sie an die Frau bringen können. Wir sind daran, einen geeigneten Kommunikationskanal zu finden. Die Angebote werden noch zu wenig wahrgenommen, obwohl sie kostenlos sind. Dieses Bewusstsein wollen wir stärken. Und wie bereits erwähnt: Wir wollen uns enger mit den Ortsvereinen vernetzen. Am 25. Oktober organisieren wir ein Treffen mit den Präsidentinnen der Ortsvereine, um mit ihnen die Zukunft zu planen!
Am letzten Freitag hat der Frauenbund St.Gallen-Appenzell zum Dankes-Anlass ‘Winterzauber’ eingeladen. Wie war das Echo?
200 Frauen waren dabei – ein Teil bereits an den Führungen in der Kathedrale und alle dann am Abend im Pfalzkeller. Wir freuen uns riesig, dass das Programm die Frauen begeisterte. Was gibt es Schöneres als DANKE zu sagen für Tausende Stunden Freiwilligenarbeit, die die Frauen jahrein jahraus leisten.
Persönliche Begegnungen eignen sich, um den Zusammenhalt zu stärken – sind weitere geplant dieses Jahr?
Ja, einerseits die Präsidentinnen-Tagung im Oktober und andererseits die Regionaltreffen, wo wir die Vorstandssitzungen in den Ortsvereinen besuchen, um neue Präsidentinnen einzuführen und zu begleiten. Wie gesagt, wir wollen am Puls des Geschehens präsent sein. Das Zauberwort heisst ‘Vernetzung’. Das wird eine zentrale Aufgabe sein. Unser Verband bietet eine grossartige Plattform, um unsere Mitglieder zusammenzubringen und bewährtes Wissen mit neuen Trends zu verknüpfen.