Auch die Kapuzinerinnen vom Jakobsbad spüren die Auswirkungen der Corona-Pandemie. «Gott sei Dank nicht deshalb, weil eine Schwester krank geworden wäre, sondern weil noch mehr Menschen als sonst Kontakt mit uns suchen», sagt Frau Mutter Sr. Mirjam Huber. «Wir spüren ihre Angst und oft auch ihre Einsamkeit».
Die Gemeinschaft von zehn Schwestern lebt auch in Zeiten von Corona weitgehend ihren gewohnten Alltag mit Gebetszeiten, Arbeit, Freizeit und der täglichen Eucharistiefeier. Da ein Priester ständig in einer Wohnung des Klosters lebt, ist das gewährleistet. Allerdings sind es nicht wie gewohnt öffentliche Gottesdienste, die jeweils täglich von Gläubigen mitgefeiert werden. In der Karwoche beispielsweise wären es in normalen Zeiten um die 80 Gläubige gewesen. «Doch auch wenn wir jetzt die Gottesdienste intern feiern, sind wir verbunden mit diesen Menschen und in unsere Gebete nehmen wir ihre Anliegen mit», sagt Sr. Mirjam Huber. In anderen Gemeinschaften, wie beispielsweise im Kapuzinerinnen-Kloster Grimmenstein, Walzenhausen, feiern die Schwestern via Livestream aus der Kathedreale St.Gallen Gottesdienst. Hier kommen die Priester jeweils von ausserhalb, das ist während der Pandemie zu gefährlich. Einige Klöster im Bistum sind in derselben Situation.
Kapuzinerinnen Corona-frei
Sr. Mirjam Huber ist als Vorsteherin der Schweizer Kapuzinerinnen-Föderation St.Klara in Kontakt mit den zwölf dazugehörigen Klöstern, fünf davon sind im Gebiet des Bistums St.Gallen: Notkersegg/St.Gallen, Grimmenstein/Walzenhausen, Wonnenstein/Teufen, Maria Hilf/Altstätten und Leiden Christi/Jakobsbad. «Zum Glück ist bisher nirgends in den Föderationsklöstern Corona ausgebrochen», sagt sie. Auch bei den Kapuzinerinnen gibt es jedoch finanzielle Einbrüche, das Kloster St.Anna in Luzern beispielsweise musste aufgrund des «Gottedienst-Lockdowns» die Hostienproduktion einstellen und Kurzarbeit anmelden. In Gonten fallen die Erträge der Gästezimmer im Kloster aus, diverse Anlässe sind abgesagt worden. Der Klosterladen war jedoch immer offen und der Online-Handel blühte wie überall ausser gewöhnlich stark. «Wir haben also gar nichts zu jammern», sagt Sr. Mirjam, «zumal wir uns auch oft im Freien aufhalten konnten, im Garten oder auf Spaziergängen in der Appenzeller Landschaft». Sie seien nie eingesperrt gewesen so wie dies in Berichten aus Italien oder Spanien zu sehen war.
Einander helfen und beistehen
Doch auch sie spricht von einer seltsamen Zeit, in die sich die Klostergemeinschaft zuerst einleben musste. Die Schwestern vermissen den persönlichen Kontakt mit Gläubigen und sie spüren in vielen Telefonaten, dass ihre Präsenz und ihr Gebet den Menschen besonders jetzt helfen. Die Gespräche dauern länger als sonst. «Und es ist gut, wenn wir dabei vermitteln können, dass Respekt vor einer Ansteckung durchaus angebracht ist, aber keine Angst wenn die vom Bundesrat vermittelten Regeln eingehalten werden», betont Sr. Mirjam Huber.
Bedrückend wie erschreckend ist für sie, dass einzelne die Pandemie als Strafe Gottes sehen. «Ich sage ihnen dann sehr deutlich, dass (das) ich dieses Gottesbild nicht teilen kann, wir Menschen sollen einander helfen und beistehen, das ist gerade jetzt unsere grosse Aufgabe». Die Gründerin des Klosters widmete die Gemeinschaft der «Anbetung es kostbaren Blutes Christi» was eigentlich die Verehrung der barmherzigen Liebe Jesu meint. Mirjam Huber hat schon viel erfahren über das Leiden von Menschen, die im Kloster ihre Sorgen und Anliegen deponierten, manchmal steht sie sprachlos da. In diesen Begegnungen möchte die Ordensfrau jeweils dem Leiden der Menschen einen Sinn geben und hinweisen auf die Liebe Gottes in Jesus Christus dem Mitleidenden, der sagt: «Ich lasse Dich auch jetzt nicht alleine». Für Sr. Mirjam ist das kein billiger Trost, sondern ihr tiefes Gottvertrauen das auch durch schwierige Zeiten trägt.
Aufteilen auf Werk- und Sonntage
Spätestens am 8. Juni, so scheint es, vielleicht auch früher, werden wieder öffentliche Gottesdienste möglich sein, jedoch nach strengem Schutzkonzept und in einer eher kleinen Klosterkirche. Sr. Mirjam wird das Gespräch mit Gläubigen suchen, damit sie sich vermehrt aufteilen auf Sonntags- und Werktags-Gottesdienste. «Wir planen zudem, Werktagst-Gottesdienstzeiten vom Morgen auf den Abend zu verlegen, damit mehr berufstätige Menschen eher teilnehmen können. Durch eine gute Verteilung auf insgesamt sieben Gottesdienste in der Woche hofft die Frau Mutter des Klosters, dass keine Gläubigen aus Platzgründen abgewiesen werden müssen. «Denn wir freuen uns auf jede und jeden Einzelnen von ihnen und bis es soweit ist, bleiben wir im Gebet verbunden», sagt sie. Ihr Optimismus wirkt ansteckend und sie hat auch weiteren Grund dazu. Im Juni feiert das Kloster die Einkleidung einer künftigen Novizin, es ist die dritte innert weniger Jahre. (BistumSG/Sabine Rüthemann)