«In diesen Sommertagen ist viel Betrieb rund um die Kathedrale, die St. Laurenzenkirche und das Regierungsgebäude: Oper, Touristen aus aller Welt, Empfang des Gesamtbundesrates, Synode der Evangelisch-Reformierten Kirche der Schweiz, Sitzung des katholischen Kollegiums unseres Konfessionsteils, Zügeltermin des Bischofs, Aufbau eines Festzeltes… und heute, am letzten Tag im Amt des ‘alten’ Bischofs ist auch noch Flohmarkt! Doch bei allem Trubel: Die Kathedrale bleibt ein Ort der Stille, des Gebets», so begann Bischof Markus seine Predigt an der Bischofsweihe von Beat Grögli. Der ehemalige Dompfarrer wurde am Samstag, 5. Juli 2025, in einer rund zweistündigen Eucharistiefeier zum 12. Bischof von St.Gallen geweiht. Die letzte Bischofsweihe, jene von Bischof Markus, ist fast 20 Jahre her.
Seelsorge, die aus dem Herzen spricht
Zu Beginn der Messfeier, verlas Felix Büchi, Sekretär des Domkapitels, das von Papst Leo unterzeichnete Ernennungsschreiben.
In der anschliessenden Predigt würdigte Bischof Markus die Bischofsweihe von Beat in einer Zeit, in der Kirche für viele an Bedeutung verliert. Er betonte, dass diese Feier keine leere Inszenierung ist, sondern in der 2000-jährigen Tradition steht, den Auftrag Jesu weiterzugeben: das Evangelium zu verkünden.
Bischof Markus sagte, dass Jesus selbst nicht Macht, sondern Dienst und Hingabe vorgelebt hat – so wie es auch Bischof Beat tun soll: als Sämann des Evangeliums, offen für die Zeichen der Zeit, furchtlos gegenüber Herausforderungen und dem «Schwimmen gegen den Strom».
«Beat, mit deinem Wahlspruch hast du für dein Tun den Referenzpunkt richtig gesetzt. ‘In concordiam Christi' – alles in Herzensverbundenheit auf Christus hin auszurichten», sagte Bischof Markus. Auch der verstorbene Papst Franziskus habe betont, dass das Herz als Symbol für den ganzen Menschen wichtig bleibt: «Es geht um eine Seelsorge, die mit dem Herzen spricht, handelt und heilt.»
Gott stärke dich
Während der Allerheiligenlitanei bitten die Gläubigen um Hilfe und Kraft für den künftigen Dienst des Bischofs. Dieser legte sich auf den Boden vor dem Altar. Damit drückt der künftige Bischof seine Unzulänglichkeit und Ohnmacht aus. Danach legten die anwesenden Bischöfe und Äbte Beat Grögli schweigend die Hände auf. Seit den Zeiten der Apostel heisst es zu diesem Augenblick: «Alle sollen schweigen und in ihrem Herzen um die Herabkunft des Heiligen Geistes beten». Anschliessend sprach Bischof Markus Büchel das Weihegebet. In diesem Moment hielten Diakon Martin Rusch und Seelsorgerin Ramona Casanova das Evangeliar geöffnet über den Erwählten. Am Schluss wurde das Weihegebet mit dem gesungenen «Amen» in dankbarer Freude bestätigt.
Salbung, Evangeliar und …
Das Haupt von Bischof Beat wurde mit Chrisam gesalbt. Das Chrisam-Öl hat seinen Namen von Christus. Christus heisst: der Gesalbte. Alle, die durch Taufe, Firmung und Weihe zu Christus gehören, sind mit Chrisam gesalbt. Sie alle, vor allem aber der Bischof, stellen Christus dar. Dann nahm der Geweihte das Evangeliar entgegen. Dies zeigt, dass er für die Verkündigung des Wortes Gottes in seinem Bistum und in der Kirche verantwortlich ist.
… Insignien
Bischof Markus übergab seinem Nachfolger den Ring mit den Worten «Trag diesen Ring als Zeichen deiner Treue. Denn in unverbrüchlicher Treue sollst du die Braut Christi, die heilige Kirche vor jedem Schaden bewahren.» Die Übergabe der Mitra begleiteten die Worte: «Die Mitra sei ein Zeichen deines Amtes. Der Glanz der Heiligkeit sei dein Schmuck. Und wenn dann der Hirt aller Hirten erscheint, wirst du den nie verwelkenden Kranz der Herrlichkeit empfangen.» Bischof Markus vertraute dem neuen Bischof nun das Bistum St.Gallen an – als Zeichen dafür steht der Bischofsstab «Ich übergebe dir diesen Stab als Zeichen des Hirtenamtes. Trage Sorge für die ganze Herde Christi; denn der Heilige Geist, hat dich zum Bischof bestellt, die Kirche Gottes zu leiten.» Begleitet wird dieser Moment vom Gesang «Gott stärke dich». Bischof Beat nahm im Anschluss auf der Kathedra Platz. Damit begann er seinen Dienst als Bischof von Gallen. Die Gäste applaudieren – die Bischöfe bekundeten ihre Freude über ihren neuen Kollegen in der Bischofskonferenz mit einer Umarmung.
Wünsche von A bis Z
Die Festgemeinde durfte sich über die Worte von Administrationsratspräsident Armin Bossart freuen seine klugen, amüsanten und originellen ‘Wünsche von A bis Z’. Nachzuhören im Livestream.
Die Bundespräsidentin wünscht Ausdauer und Geduld
Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter, eine Wilerin wie Bischof Beat, brachte Glückwünsche des Bundesrats und freute sich, mitzufeiern. Sie dankte Bischof Markus und wünschte sich, dass die Verbindung zu ihm bestehen bleibe. Die Bundespräsidentin betonte, wie wichtig die Botschaft der Kirche auch heute ist. Bischof Beat wünschte sie für die Hirtenaufgabe Ausdauer und Geduld, und Menschen, die mittragen.
Dank von Bischof Beat
Bischof Beat dankte seiner Familie, Freunden und allen Mitfeiernden. Sein Dank ging auch an alle, die für den Festgottesdienst und das anschliessende Begegnungsfest gearbeitet haben. Ein besonderer Dank spricht er Bischof Markus aus: «Lieber Markus, Danke für dein langes fruchtbares Wirken, deine Seelsorge, dein Vertrauen, deine Menschlichkeit und deinen Glauben.»
Die Festgemeinde durfte an einer abwechslungsreichen Feier teilnehmen, die in einigen Teilen mehrsprachig war. Mit dem Segen schloss Bischof Beat den Weihegottesdienst, der immer wieder durch Applaus unterbrochen wurde.
Es feierten unter anderen mit:
Der apostolische Nuntius, Martin Krebs, Luis Manuel Alí Herrera, Sekretär der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen und Weihbischof von Bogotá, alle Schweizer Bischöfe sowie weitere Bischöfe aus dem Ausland, Äbte, eine Äbtissin und zwei Generaloberinnen.
Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter, Nationalrätin Barbara Gysi, Nationalräte Roland Rino Büchel, Nicolo Paganini, Mike Egger, Thomas Rechsteiner, Michael Götte, Walter Gartmann sowie Ständerätin Esther Friedli und Ständerat Benedikt Würth. Die St.Galler Regierung mit Präsident Beat Tinner sowie die Frau Landamman des Kantons Appenzell Innerrhoden Angela Koller, Frau Statthalter des Kantons Appenzell Innerrhoden Monika Rüegg Bless sowie die Ausserrhoder Regierungsrätin Katrin Alder. Die Präsidentin des Stadtrats Maria Pappa und einige Mitglieder des Stadtrats.
Auch Vertreter:innen der staatskirchenrechtlichen Seite waren geladen: der Präsidenten der römisch-katholischen Zentralkonferenz, Roland Loos, Der Administrationsrat des katholischen Konfessionsteils Armin Bossart und weitere Mitglieder des Administrationsrates. Der Präsident des Katholischen Kollegiums, Bernhard Krempl, der Präsident des Vereins katholischer Kirchgemeinden des Kantons Appenzell-Innerrhoden, Walter Wetter sowie der Präsident des Verbands römisch-katholischer Kirchgemeinden des Kantons Appenzell-Ausserrhoden, Clemens Wick. Sowie weitere Vertreterinnen und Vertreter aus Kirche, Politik und Wirtschaft.