«Prozess Neuland» so nennt sich die Entwicklung im Bistum, welche zum Ziel hat, dass Kirche auch in Zukunft nahe bei den Menschen ist. Alle auf Augenhöhe, eine lebensbejahende, inklusive Kirche, wo jede Person mit ihren Fähigkeiten und Talenten gefragt ist, welche autobiografische Entwicklung wertschätzt und fördert und die Gewissheit hat, dass die Zusage Gottes allen Menschen gilt. Das ist Neuland!
Jede Woche schreibt eine Seelsorgerin oder ein Seelsorger zum kommenden Sonntagsevangelium eine biblische Inspiration, in der der Grundgedanke vom Prozess Neuland aufgenommen ist.
Aus dem Evangelium vom 1. September 2019, 22. Sonntag im Jahreskreis, Sirach 3,17-18 · Lk 14,1 und 7-14
Sirach 3,17-18
Kind, bei all deinem Tun bleibe bescheiden und du wirst geliebt werden von anerkannten Menschen! Je größer du bist, umso mehr demütige dich und du wirst vor dem Herrn Gnade finden!
Lukas 14,1 und 7-14
Und es geschah: Jesus kam an einem Sabbat in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen. Da beobachtete man ihn genau. Als er bemerkte, wie sich die Gäste die Ehrenplätze aussuchten, erzählte er ihnen ein Gleichnis. Er sagte zu ihnen: Wenn du von jemandem zu einer Hochzeit eingeladen bist, nimm nicht den Ehrenplatz ein! Denn es könnte ein anderer von ihm eingeladen sein, der vornehmer ist als du, und dann würde der Gastgeber, der dich und ihn eingeladen hat, kommen und zu dir sagen: Mach diesem hier Platz! Du aber wärst beschämt und müsstest den untersten Platz einnehmen. Vielmehr, wenn du eingeladen bist, geh hin und nimm den untersten Platz ein, damit dein Gastgeber zu dir kommt und sagt: Mein Freund, rück weiter hinauf! Das wird für dich eine Ehre sein vor allen anderen Gästen. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.
Gedanken zum Evangelium
Bescheiden zu bleiben und sich zurückzunehmen, gerade wenn Alter, Macht und Einfluss wachsen - hier atmet die jahrtausendalte Weisheit aus dem Vorderen Orient. Das Buch Sirach durchschaut die Impulse des einzelnen Menschen, aber auch die Mechanismen ganzer Gesellschaften, und reflektiert sie auf eine ethische Weise.
Damit keine Missverständnisse aufkommen, setzt Jesus im Lukasevangelium diese Weisheit in das Gleichnis von den Hochzeitsgästen. Es darf nicht darum gehen, auf den Status zu pochen und auf den eigenen Vorteil zu schielen. Das würde ungute Machtstrukturen verfestigen und letztlich den Ellebogenkampf aller gegen alle befeuern. Das richtige Verhalten besteht in bewusster (!) Zurückhaltung, gerade wenn man auch eine andere Möglichkeit hätte. Wer so handelt, leistet nicht nur einen Beitrag für das harmonische Zusammenleben, sondern handelt nach dem Willen Gottes, der als Gastgeber genau das will und belohnt. Eine weise Richtschnur für alle, die in der Familie, in der Gesellschaft oder auch in der Kirche Einfluss- und Handlungsmöglichkeiten haben.