Das Wort «Pfingsten» kommt aus dem Griechischen und meint «fünfzigster Tag». An diesem 50. Tag nach Ostern wird gemäss der Apostelgeschichte den versammelten Jüngerinnen und Jüngern der Heilige Geist geschenkt. Urs Bernhardsgrütter, Diakon aus Rapperswil, wird durch Pfingsten daran erinnert, dass Gott Feuer und Flamme für uns und mit uns sein will.
Der Heilige Geist befähigt das Projekt Jesu, das er selbst «Reich Gottes» nannte, weiterzuführen. Verschlossene Türen wurden an Pfingsten aufgebrochen, um Menschen mit Feuer und Flamme zu begeistern, für die gute Sache! Für das Leben oder eben für das Reich Gottes. Gott ist nicht fern und kann nicht festgenagelt werden. Pfingsten ist eine Dynamik, die von der Kraft Gottes ausgeht und die Menschen erreicht. Sprachhindernisse und Vorurteile sollen überwunden werden. Die Jünger und Jüngerinnen spürten dieses Feuer und konnten Fähigkeiten entfalten, von denen sie vorher nichts gewusst haben. Der Heilige Geist war mitten unter ihnen und in ihnen. Diese Kraft Gottes belebt und bewegt zu jeder Zeit, auch heute noch und kann uns alle erreichen. Sie ist uns zugesprochen, wir müssen es nur zulassen.
Wir sind geistbefähigt
«Geist» heisst im Alten und Ersten Testament «Ruach» und ist grammatikalisch weiblich. Dieser Begriff hat eine breite Bedeutung: Hauch, Atem, Luft, Wind, Energie, Leidenschaft und auch göttliche Eingebung. Unser Herz, unser «innerstes Innen», wie es Augustinus nennt, wir selbst sind das Ziel dieses Geistes Gottes, die uns zu den Mitstreitern von Jesus von Nazareth macht. Auch die 2000 Jahre seit dieser Ausgiessung können an der Kraft des Heiligen Geistes nicht rütteln. Immer noch feiern wir Pfingsten. Als Geschöpf Gottes sind wir befähigt, diesen Geist zu bekommen und ihn für unser je eigenes Leben, aber auch für das Wohlergehen anderer Menschen, auszufalten.
Gerettet und nicht gerichtet
An Pfingsten feiern wir, dass der Heilige Geist auch heute noch wirkmächtig unter uns ist. Und sein Ziel ist, dass die Menschen im Sinne Gottes, bzw. des Reiches Gottes wirken, selbst gerettet und niemals gerichtet werden. Er bewirkt in und mit uns Rettung, Heilung, Frieden, Erfahrung von Liebe, Anerkennung, Zärtlichkeit, Gemeinschaft und Geborgenheit. Und dies alles kommt nicht über unser Wissen, über unsere Bildung, nicht über unseren Kopf. Wir müssen dazu keine Gelehrten sein. Der Heilige Geist ist ein religiöses Erleben einer Wirkmächtigkeit Gottes in dir, in mir, in uns allen. Man kann sie schwer in Worte fassen, aber man kann sie spüren, denn diese Kraft bewegt und stärkt.
Möge sie uns in diesen Tagen und immer mehr erreichen und erfüllen.
Text: Urs Bernhardsgrütter, Diakon, Rapperswil